Wien. Christian Kern, CEO der Österreichischen Bundesbahnen (ÖBB), sieht Europas Güterbahnen vor einer Konsolidierung, insbesondere in Südosteuropa. Leider würden viele Regierungen in dieser Region nationale Bahnen noch immer als unabdingbar sehen, ohne das Geld für den dringenden Ausbau der Infrastruktur in der Tasche zu haben. Aber nur Glücksritter würden in diese Bahnen investieren, erklärte Kern bei einem hochkarätigen Bahnforum der Weltbank und Wirtschaftskammer Österreich in Wien.
Treiber für das Gesundschrumpfen des Marktes sei insbesondere China, das das Tempo vorgebe, während in Europa Geld „verbrannt“ würde. „Wir können viel von China lernen", betonte Kern. Eine leistungsfähige und leistbare Bahn sei die Voraussetzung, um im Güterverkehr im Wettbewerb mit der Straße nicht auf das Abstellgleis zu fahren.
Ein wichtiger Punkt sei hier die staatliche Regulierung und deren Auswüchse. So würden für die Fahrt vom serbischen Nis nach Istanbul sechs verschiedene Maximallängen für Züge vorgeschrieben. Die ÖBB würden das Problem lösen, indem sie mit dem kürzesten vorgeschriebenen Zug den Güterverkehr erledigen. Dass eine Bahngesellschaft selbst bei größten Bemühungen keine Cash-Cow für einen Staat werde, zeige das Beispiel Eurotunnel, der seit seiner Eröffnung bei gleichzeitig sehr hoher Wertschöpfung rote Zahlen schreibt. (mf)