Nummer 3 rollt zum Start

Da kann man fast schon von Tradition sprechen: Seit Mercedes 1996 den ersten Vito präsentierte, mussten beide bisherigen Generationen von Daimlers Vertreter in der Drei-Tonnen-Klasse ihre Qualitäten im VR-Dauertest unter Beweis stellen. Diese Tradition führt nun ein Vertreter der dritten Vito-Generation fort. Die stellte Daimler im letzten Jahr zwar als neu vor, in ihren Grundzügen basiert sie aber noch auf dem Vorgängermodell. Trotzdem: Die Erwartungen an S-VI 5112 sind bei Mercedes und innerhalb der Redaktion gleichermaßen hoch. Denn einerseits tritt Nummer drei in große Fußstapfen, spulte der Vorgänger seinen Kilometer-Marathon doch weitestgehend problemlos ab (siehe VR 16/2010). Vor allem aber will man in Stuttgart bei den Verkäufen jetzt endlich am Erzrivalen VW Transporter vorbeiziehen. 100.000 Kilometer in zwei Jahren Ob der weiterhin im spanischen Vitoria (woher auch der Name Vito stammt) gebaute Transporter dafür die nötige Mercedes-Qualität mitbringt, werden wir innerhalb der nächsten zwei Jahre erfahren. Ebenfalls interessiert uns die Höhe der in diesem Zeitraum anfallenden Service- und Ersatzteilkosten. Und natürlich tragen wir jeden Tankvorgang sorgsam in unsere Excel-Liste ein, um über die 100.000 Kilometer den genauen Durchschnittsverbrauch von Diesel und AdBlue des in Euro 6 eingestuften Kombi-Transporters zu errechnen. Bei dessen Konfiguration legten wir - wie es sich für ein Nutzfahrzeug gehört - den Fokus auf Nutzwert: Alufelgen oder Chromzierrat? Überflüssig! Und auch das Optikpaket wählten wir ab, wodurch unser Vito mit seinen unlackierten Stoßfängern besser gegen "Feindkontakte" gewappnet ist. Bei der Sicherheit gingen wir dagegen keinerlei Kompromisse ein. Spurhalte-, Totwinkel-Assistent und Kollisionswarner (im Paket 940 Euro) wachen über den Fahrstil und warnen mit schrillem Gepiepse, sobald sie Gefahr registrieren. Mit 1041 Euro noch etwas teurer kam der Einparkassistent, der dem Fahrer bei Bedarf das Einparken des exakt 5140 Millimeter langen Testwagens abnimmt. Serie sind dagegen die drahtlose Reifendrucküberwachung und der Seitenwindassistent, der per ESP-Eingriff die Spur hält. Falls sich im 1,89 Meter niedrigen und damit tiefgaragentauglichen Vito mal eine kräftigere Windböe verfangen sollte. Für Vortrieb sorgt der aus den Vorgänger-Generationen bewährte 2,1-l-CDI-Diesel, der mit 163 PS und 380 Newtonmetern Drehmoment souveränes Autobahngleiten verspricht. Dazu trägt auch die 7-G-Tronic-Wandlerautomatik (2112 Euro) bei, welche die Summe der Sonderausstattungen am Ende auf insgesamt knapp 10.900 Euro und den Gesamtpreis auf stolze 46.312 Euro treibt. Und neben dem Preis auch das Gewicht: Mit vollem 80-Liter-Tank - angesichts des nur 57 Liter fassenden Serien-Tanks eine lohnende Investition von 81 Euro - bringt S-VI 5112 fast 2,4 Tonnen auf die Waage. Da dürfen acht Personen nur mit kleinem Gepäck reisen, um die Nutzlast von 670 Kilo nicht zu überschreiten -. Sehr sparsam auf der VR-Testrunde Fast 4800 Kilometer hat S-VI 5112 bereits innerhalb der ersten zweieinhalb Wochen gesammelt, vorrangig auf der Autobahn. Weshalb der Durchschnittsverbrauch bislang bei 9,5 l/100 km Diesel liegt. Die bewusst ökonomisch gefahrene VR-Teststrecke (114 km) absolvierte der Vito dagegen mit sehr niedrigen 6,9 l/100 km - trotz 350 Kilo Testballast im Kofferraum. Was nach der kurzen Distanz schon feststeht: Das Fahrwerk gehört zum Besten seiner Klasse, leer wie beladen zieht der Vito komfortabel und sicher seine Bahn. Weniger gefällt dagegen das Handling der Sitze: Will man den Kofferraum durch Klappen und Wickeln der zweiten Sitzreihe vergrößern, stoßen die Lehnen an die Sitzgestelle der vorderen Reihe. Wovon bereits erste Kratzer in den Kunststoff-Beplankungen des Mobiliars zeugen. Außerdem geben die Sitze im gewickelten Zustand Mercedes-unwürdige Klappergeräusche von sich. Ansonsten wird der solide gebaute Sternen-Transporter bislang seinem Image aber voll gerecht. Und wir hegen begründete Hoffnung, dass sich das über die verbleibenden 95.000 Kilometer nicht ändern wird! Alle Tests und Fahrberichte für Abonnenten www.verkehrsrundschau.de/testdatenbank