Hamburg. Die norddeutsche Wirtschaft hat die Hamburger Hafenbehörde HPA und die Wirtschaftsbehörde heftig kritisiert. „Der aktuelle Zustand des Hamburger Hafens sorgt für einen kapitalen Imageschaden”, sagte Uli Wachholtz, Präsident der Unternehmensverbände in Hamburg und Schleswig-Holstein (UV Nord), am Freitag in Hamburg. „Das Schlick- und Baustellenmanagement der HPA und die nicht endende Diskussion um eine Wohnbebauung auf dem Kleinen Grasbrook strapazieren die Nerven.” Wirtschaftssenator Frank Horch (parteilos) müsse angesichts der immensen Bedeutung des Hafens für ganz Norddeutschland durchgreifen und einen engeren Dialog mit der Hafenwirtschaft suchen.
Horch sei bei den Unternehmen anerkannt und werde als kompetent wahrgenommen, sagte Wachholtz. Doch die Defizite im Hafen sowie das Baustellenmanagement der Stadt haben dazu geführt, dass bei einer Umfrage unter den Unternehmen nach den Leistungen der Hamburger Senatoren der Wirtschaftssenator nur noch auf Platz neun von elf landet. „Auch das tägliche Verkehrschaos beschädigt den Ruf Hamburgs”, sagte der Verbandspräsident. Das gelte auch für das Busbeschleunigungsprogramm und die Einrichtung von Fahrradwegen und -straßen.
Kritik an der Zusammenarbeit
Unzufrieden sind die Unternehmen auch mit der Zusammenarbeit zwischen den Bundesländern Hamburg und Schleswig-Holstein. „Zwischen den Ländern wurden nicht Zäune eingerissen, sondern aufgebaut”, sagte Hauptgeschäftsführer Michael Thomas Fröhlich. Das gelte zum Beispiel für die Industriestrategie oder das Marketing. „Es gibt keinen frischen Wind mehr”, ergänzte Wachholtz. Erfolge wie die gemeinsame Medienanstalt oder die Zusammenlegung der Statistik- und Eichämter liegen bereits mehrere Jahre zurück.
Wirtschaftlich geht es den Unternehmen im Norden relativ gut. „Wir blicken auf ein positiv verlaufenes erstes Halbjahr zurück und auch die Aussichten für das dritte Quartal sind insgesamt optimistisch”, sagte Wachholtz. Die weitaus meisten Unternehmen (87 Prozent) rechnen mit gleichbleibenden oder steigenden Auftragseingängen. Nur sechs Prozent wollen Arbeitsplätze abbauen, dagegen 25 Prozent die Zahl ihrer Arbeitnehmer erhöhen. Die Investitionsbereitschaft sei jedoch nur gering ausgeprägt.
Wachholtz führte das auf Unsicherheiten auf den Weltmärkten, den Brexit, ungelöste Probleme in Griechenland und den Terror in Europa zurück. Es gebe aber auch keine Anzeichen für eine mittelstandsfreundliche Politik in Berlin. (dpa)