Kiel. Besorgt um die Zukunft des Nord-Ostsee-Kanals (NOK) schaltete sich jetzt auch der neue schleswig-holsteinische Wirtschaftsminister, Reinhard Meyer (SPD), in die aufgeschreckte Diskussion um die meistbefahrene künstliche Wasserstraße der Welt ein. Wie der „Spiegel“ in seiner aktuellen Ausgabe von Montag berichtet, fordert Meyer ein „Signal an die internationale Schifffahrt“, ob sie weiter mit dem Kanal als Route rechnen könne. Meyers Adressat ist Bundesverkehrsminister Peter Ramsauer (CSU); für die Bundeswasserstraße Nord-Ostsee-Kanal hat er die alleinige Zuständigkeit.
Laut Spiegel rechnet man im Kieler Wirtschaftsministerium für die komplette Erneuerung des 98,7 Kilometer langen Wasserwegs zwischen Nord- und Ostsee mit 1,3 Milliarden Euro; verteilt auf zehn bis 15 Jahre. Schwerpunkt seien die Ertüchtigung der Schleusen an den beiden Kanalenden und die Verbreiterung der östlichen Strecke vor Kiel. Auch sei eine personelle Aufstockung nötig, um die Investitionsmittel auch zügig umsetzen zu können. Wie aus Kanalkreisen zu erfahren ist, werden dafür noch in den nächsten Wochen elf neue Mitarbeiter eingestellt; die vom ‚Spiegel‘ zitierte Zahl von 70 neuen Stellen sei allerdings „reines Wunschdenken“.
Der NOK musste am 6. März für größere Schiffe über 125 Meter Länge gesperrt werden weil die fast hundert Jahre alte Hauptschleuse am westlichen Kanalzugang Brunsbüttel defekt war. Für die Schifffahrt von und zur Ostsee bedeutete die Sperre einen Umweg um ganz Dänemark mit entsprechend höheren Treibstoff- und Personalkosten. Bundesminister Raumsauer war vergangenen Donnerstag zu einem Ortstermin nach Brunsbüttel gekommen; allerdings hatten die Tauchertrupps ihre Notreparaturen im Tag- und Nachteinsatz an jenem Tag bereits erledigen können; seither läuft wieder der volle Betrieb mit täglich 100 Schiffen. Unzufrieden zeigte sich auch die norddeutsche Verkehrswirtschaft; die Flensburger Handelskammer forderte ein besseres „Notfallmanagement“. (cfd)
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