Bingen. Das extreme Niedrigwasser des Rheins führt zu Engpässen und Preisanstiegen bei vielen Tankstellen in Süd- und Westdeutschland. Tankschiffe können schon lange auf dem Weg vom Ölzentrum Rotterdam flussaufwärts nicht mehr voll beladen verkehren. Am Rhein gibt es daher leere oder nur teils gefüllte Tanklager, wie der Sprecher des Mineralölwirtschaftsverbands, Alexander von Gersdorff, am Dienstag in Berlin mitteilte.
Tanklastwagen müssten viel weiter fahren, um Sprit von anderen Lagern zu besorgen. Bei Hunderten Tankstellen fehlten daher immer wieder einzelne Kraftstoffe. „In Einzelfällen müssen Tankstellen auch vorübergehend schließen, zum Beispiel in Rheinland-Pfalz über Nacht, wenn der Tankwagen erst am nächsten Tag wieder kommt“, sagte von Gersdorff. Das Problem sei nicht flächendeckend, sondern punktuell und zeitlich begrenzt.
Höhere Transportkosten
Der Geschäftsführer vom Bundesverband Freier Tankstellen, Stephan Zieger, erklärte in Bonn, der erhöhte Aufwand für die Versorgung mit Kraftstoff treibe die Preise: „Vier, fünf Cent mehr pro Liter hat es schon gegeben.“ Laut von Gersdorff müssen die höheren Transportkosten weitergegeben werden, damit Tankstellen keine Verluste erlitten.
Verschärft wird die Lage durch die Explosion einer Raffinerie am 1. September in Vohburg an der Donau. Diese Anlage zur Verarbeitung von Rohöl etwa zu Benzin und Diesel fällt vorerst aus. Zieger warnte vor „unvernünftigen“ Hamsterkäufen mit Kanistern: „Es ist nur ein logistisches Problem. Insgesamt gibt es genug Kraftstoff.“
Die Bundesregierung hatte schon bestimmten Regionen ausnahmsweise den Zugriff auf Treibstoff aus der Erdöl-Reserve erlaubt. Laut dem Wasser- und Schifffahrtsamt Bingen ist zwar wieder Regen vorhergesagt, aber vorerst zu wenig für einen rasches Ende des Niedrigwassers. Zuvor hatten andere Medien über die Engpässe beim Kraftstoff berichtet. (dpa/ag)
Horst Wolf