Nicht ohne

Nicht ohne meinen AnwaltAnwälte gelten als teuer. Doch nicht alle Probleme lassen sich friedlich lösen. Wir sagen Ihnen, wann sich der Gang zum Anwalt lohnt.Der LKW ist in diesem Monat schon zum dritten Mal kaputt, einer der besten Kunden hat Rechnungen in Höhe von 10.000 Euro nicht bezahlt und Mitarbeiter K. schon wieder eine Alkoholfahne. Probleme wie diese oder ähnliche kennt jeder Transport- und Logistikunternehmer. Viele lassen sich friedlich lösen, aber nicht alle. Manchmal scheint der Gang vor Gericht unumgänglich – eben dann, wenn es nicht nur um Peanuts geht, sondern um die Existenz oder den Frieden im Betrieb. „Muss ich mir nun einen Anwalt nehmen?“, werden sich viele fragen. „Der kostet doch nur Geld. Das mache ich alleine.“„Das kann man schon probieren, ob man damit Erfolg hat, ist eine andere Frage“, sagt Rechtsanwalt Michael Staude, Partner in der Kanzlei Haug & Partner in Leipzig und bringt es mit dem Sprichwort „Schuster bleib’ bei deinen Leisten“ auf den Punkt. „Transportunternehmer haben ihre Kompetenzen im Transportgewerbe, Anwälte im Juristischen.“ Anwaltssuchdienste können den richtigen Anwalt vermittelnManche Streitigkeiten können schwierig aussehen, aber einfach sein. Umgekehrt gibt es auch Fälle, die einfach aussehen, hinter denen sich aber eine umstrittene Rechtsfrage verbirgt. Hinzu kommt, dass es für zahlreiche Streitigkeiten einen so genannten Anwaltszwang gibt: Wer sein Problem vor den Richter bringen will, muss sich dann einen Anwalt nehmen. Das ist im Zivilverfahren der Fall bei Streitwerten ab 5001 Euro, also bei Streitigkeiten, die vor dem Landgericht verhandelt werden. Am Amtsgericht, das geringere Streitwerte verhandelt, braucht man grundsätzlich keinen Anwalt. Wer in ein Strafverfahren verwickelt ist, für den gelten ähnliche Regeln: Findet der Prozess vor dem Landgericht oder dem Oberlandesgericht statt, braucht der Beschuldigte einen Anwalt. Doch wie findet ein Ratsuchender unter den 66.000 Anwälten in Deutschland den richtigen? Hilfreich können Empfehlun- gen von Bekannten sein. Einen Anwalt vor Ort findet ein potenzieller Mandant auch über das Telefonbuch oder die örtliche Rechtsanwaltskammer. Stark im Kommen sind auch so genannte Anwaltssuchdienste, die Anwälte vermitteln (siehe Kasten auf S. 43). Zuvor sollte sich der Unternehmer Gedanken machen, was für einen Juristen er sucht. Ein Strafverteidiger wird vielleicht einen Kündigungsprozess nicht so erfolgreich führen wie ein Fachanwalt für Arbeitsrecht.Die Angst vor hohen Anwaltskosten baut Hemmschwellen aufEin Fachanwalt hat besondere Kenntnisse und Erfahrungen auf einem bestimmten Rechtsgebiet. Um diesen Titel zu führen, muss er eine besondere Prüfung ablegen. Momentan gibt es für 18 Rechtsgebiete einen Fachanwalt. Darunter auch die für Transport- und Logistikunternehmer wichtigen Fachanwälte für Transport- und Speditionsrecht, Arbeitsrecht, Verkehrsrecht, Insolvenzrecht und Steuerrecht. Viele Anwälte geben auch ihre Tätigkeits- und Interessenschwerpunkte an. Der Interessenschwerpunkt besagt nur, dass ein Rechtsanwalt sich für diese Gebiet inte-ressiert. Mit einem Tätigkeitsschwerpunkt darf hingegen nur werben, wer mindestens zwei Jahre nachhaltig auf dem Gebiet gearbeitet hat. Die Hemmschwelle, einen Anwalt aufzusuchen, ist bei kleinen Unternehmen relativ hoch. Ursache ist vor allem die Angst vor immensen Kosten. Denn Anwälte gelten als teuer. Zu Recht? Die Gebühren für einen Rechtsanwalt berechnen sich nach dem Rechtsanwaltsvergütungsgesetz. Bei Gerichtsverfahren hängen sie vom jeweiligen Streitwert ab. Wer etwa eine Forderung von 10.000 Euro einklagt, muss mit Rechtsanwaltskosten von etwa 1550 Euro rechnen. Hinzu kommen noch Gerichtskosten von etwa 590 Euro sowie die Mehrwertsteuer. Allerdings kann der Rechtsanwalt auch ein höheres Honorar mit seinem Mandanten vereinbaren. Die Stundensätze liegen hier im Durchschnitt bei etwa 180 Euro (siehe Kasten auf S. 42). Für außergerichtliche Leistungen wird das Honorar seit 2006 frei verhandelt. Es richtet sich nach Umfang und Schwierigkeit der anwaltlichen Bearbeitung. Unternehmer, die sich wegen der anfallenden Kosten keinen Anwalt nehmen wollen, gehen ein gewisses Risiko ein. Denn viele rechtliche Aspekte sind nur von einem Profi zu durchschauen. So etwa die Fristen. Die meisten Ansprüche verjähren innerhalb von drei Jahren. Wer sie bis dahin nicht geltend gemacht hat, geht leer aus. Das Gesetz enthält jedoch eine Reihe von Ausnahmevorschriften, die längere, aber auch kürzere Zeiträume vorsehen. Andere Fristen, wie beispielsweise im Bereich von Verkehrsverstößen, sind besonders kurz. Wer etwa einen Bußgeldbescheid erhält, hat zwei Wochen Zeit, dagegen Einspruch einzulegen. Die Fristen zu berechnen, ist jedoch gar nicht so einfach, besonders dann, wenn das Fristende auf einen Sonn- oder Feiertag fällt.Wer ohne Rechtsbeistand vor Gericht kämpft, sieht sich weiteren Problemen ausgesetzt: Wie stelle ich etwa einen Beweisantrag oder was bedeutet ein Vergleich? Ob man sich ohne Anwalt durchschlägt, ist also immer eine Frage dessen, was man sich zutraut. Ist der Sachverhalt eindeutig und das Problem einfach, geht es vielleicht auch ohne Anwalt, sonst besser mit. Denn: Recht haben ist eine Sache, Recht bekommen eine andere. ❙❚■ Ina Reinsch, freie JournalistinTippDas kostet ein guter AnwaltStundensätze für Rechtsanwälte von mehr als 400 Euro? Wer soll sich das leisten? Um es vorwegzunehmen: Solche Honorare sind nicht die Regel, sondern werden nur von den Top-Kanzleien verlangt. Meistens rechnen Anwälte ihre Gebühren nach dem Rechtsanwaltsvergütungsgesetz (RVG) ab (http://bundesrecht.juris.de/rvg/index.html). Höhere Gebühren können dem Mandanten nur abgeknöpft werden, wenn dies schriftlich vereinbart wurde. Eine Untersuchung des Soldan Instituts für Anwaltsmanagement e.V. aus dem Jahr 2006 hat ergeben, dass der durchschnittliche Stundensatz bei 180 Euro liegt. 28 Prozent der dort befragten Rechtsanwälte verlangen mehr als 200 Euro, lediglich drei Prozent mehr als 300 Euro pro Stunde. Dabei sind Einzelanwälte am günstigsten. Je mehr Anwälte sich in einer Sozietät zusammengeschlossen haben, desto teurer wird es. Ebenfalls interessant: Anwälte in größeren Städten sind teurer als solche auf dem Land, Anwälte im Westen teurer als im Osten Deutschlands. Was zählt, ist letztlich aber nicht der Preis, sondern der Erfolg. irSchwierige Rechtsfragen zu lösen ist keine Zauberei, sondern juristisches HandwerkDer schnelle Draht zum Anwalt Anwaltssuchdienste im Internet werden immer beliebter. Wer einen Anwalt sucht, kann bei den Portalen eine kostenlose Onlinesuche starten und erhält einen Spezialisten in seiner Nähe genannt. „Die Hemmschwelle ist hier einfach viel niedriger, als bei direktem Gang zum Anwalt“, weiß Monique Michel, Syndikusan-wältin bei www.anwalt.de. „Und man bekommt schnell ein Ergebnis.“ Die Dienstleister bieten außerdem telefonische Rechtsberatung oder Beratung per E-Mail an. Bei schwierigen Sachverhalten vermitteln sie den persönliche Kontakt zum Anwalt. Anbieter sind unter anderem (ohne Anspruch auf Vollständigkeit):www.anwalt.dewww.anwaltauskunft.dewww.anwalt-suchservice.dewww.anwaltssuche.dewww.anwalt24.de

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