St. Petersburg. Im neuen russischen Ostseehafen Bronka ist das erste Schiff mit kommerzieller Fracht entladen worden. Am 10. September nahm auch der russische Zoll seinen Posten auf dem neu angelegten Hafenareal in Betrieb. Der komplett neu angelegte Hafen Bronka liegt 30 Kilometer westlich des St. Petersburger Hafens am Südufer des Finnischen Meerbusens – gleich hinter dem vor wenigen Jahren fertiggestellten Flutschutzdamm. In der nun fast vollendeten ersten Ausbaustufe ist der Hafen auf eine Jahreskapazität von 1,45 Millionen TEU und 260.000 Einheiten Ro-Ro-Fracht ausgelegt. Andere Frachten sollen in Bronka nicht abgefertigt werden.
Die Fahrrinne und das Hafenbecken haben momentan eine Tiefe von 11,2 Metern. Parallel mit der bis Ende 2017 geplanten zweiten Ausbaustufe auf 1,9 Mio TEU soll sie auf 14 Meter vertieft werden, womit sie auch von Schiffen der Panamax- und Postpanamax-Klasse befahren werden kann.
Erste Ro-Ro-Fähre entladen
Beim ersten in Bronka entladenen Frachtschiff handelte es sich um die RoRo-Fähre Finnmill von Finnlines, die 25 Zugmaschinen und Auflieger für das Containerterminal anlieferte. Der russische Zoll stationierte in Bronka 15 Beamte in einem neu eingerichteten Zollposten.
Das Hafenprojekt wurde 2007 begonnen und wird in einer staatlich-privaten Kooperation vorangetrieben. Der Staat übernahm die Kosten für das Ausbaggern der Fahrrinne und des Hafenbeckens in Höhe von 16 Milliarden Rubel (zum gegenwärtigen Kurs rund 210 Millionen Euro). Alle weiteren Investitionen, darunter auch die in Russland üblicherweise staatseigenen Piers und den Bahnanschluss, übernahm die privatwirtschaftliche „OOO Forum“. Nach Angaben der Firmen-Webseite investiert das Unternehmen 44 Milliarden Rubel (ca. 580 Millionen Euro).
Logistikzentrum geplant
Geplant ist auch noch die Errichtung eines Logistikzentrums neben den eigentlichen Hafenanlagen. Die Vorteile des Hafens Bronka sind neben den hochmodernen Anlagen die im Vergleich zum Petersburger Hafen drei Stunden kürzere Anfahrt für Schiffe. Landseits ist das neue Hafenareal ideal angebunden: Es verfügt über einen Bahnanschluss und eine eigene Auffahrt auf die St. Petersburger Ringautobahn.
Eine volle Auslastung des neuen Hafens ist allerdings vorerst nicht in Sicht: Aufgrund der Wirtschaftskrise in Russland, des Verfalls des Rubel-Kurses und der von Russland verhängten Import-Sanktionen für zahlreiche Lebensmittel sind die Container-Frachten wie auch der Import von Kraftfahrzeugen gegenwärtig stark rückläufig. (ld)