Hahn. In der mühsamen Suche nach einem Käufer für den defizitären Flughafen Hahn hat eine neue Phase begonnen: Die EU lud in einer amtlichen Mitteilung neue Interessenten für einen Erwerb des Flughafens ein, sich innerhalb von sieben Werktagen bei der Beratungsgesellschaft KPMG zu melden. Ein zunächst für Montag geplantes Gespräch zwischen KPMG und der ADC GmbH mit Sitz im pfälzischen Deidesheim wurde kurzfristig vertagt.
„Die EU möchte im ganzen Verfahren zum Verkauf des Hahns mit Blick auf mögliche neue Bewerber nochmal die Reset-Taste drücken”, sagte ADC-Geschäftsführer Siegfried Englert der Deutschen Presse-Agentur und verglich die Situation mit dem Brettspiel Monopoly: „Wir gehen alle zurück auf Los, ziehen keine viertausend Mark ein und fangen von vorn an.” Er setze auf die Zusammenarbeit mit der chinesischen Luftverkehrsgruppe HNA, sagte Englert. „Die warten nur darauf, dass es los geht. Die HNA ist fest an unserer Seite.”
Mit Blick auf den geplatzten Verkauf an die chinesische Firma SYT sagte Englert, „ein zweites Mal wird es keinem Rosstäuscher gelingen”, innerhalb von vier Tagen einen Business-Plan vorzulegen, der einen Verkäufer überzeuge. Die Landesregierung werde jetzt besonders auf Substanz achten - „und mehr Substanz kostet Zeit”. Die ADC benötige zum gegenwärtigen Stand noch mindestens zwei Monate, um einen Business-Plan für den Flughafen zu erstellen. Der Geschäftsmann besuchte am Montag den Hahn und nahm nach eigenen Angaben die dort bereits vom Land erworbenen Immobilien in Augenschein zu nehmen.
Ein Prozess in mehreren Phasen
Neue Interessenten können sich nach der neuen Veröffentlichung im EU-Arbeitsblatt vom vergangenen Samstag innerhalb von sieben Werktagen mit ihren Vorstellungen melden, erhalten nach Unterzeichnung einer Vertraulichkeitserklärung Zugang zu Daten der Flughafengesellschaft. In einer zweiten Phase können sie dann bis zum 1. September detaillierte Unterlagen einreichen. Danach beginne die dritte Phase in dem „nicht diskriminierenden und transparenten Verfahren, die mehrere Bieterrunden umfassen kann”, erklärte die EU.
Ein Verkaufsabschluss vom 2. Juni mit der SYT ist geplatzt, weil das Unternehmen eine Teilzahlung nicht geleistet und nach Angaben des Innenministeriums einen Bankbeleg gefälscht hat. Neben ADC ist noch ein weiterer Bieter verblieben, ein namentlich nicht bekanntes amerikanisch-chinesisches Unternehmen.
Die Aufarbeitung der Fehler beim Verkauf an SYT beschäftigen die rheinland-pfälzische Politik auch in der Sommerpause. Der stellvertretende CDU-Fraktionsvorsitzende Alexander Licht warf Innenminister Roger Lewentz (SPD) am Montag vor, die KPMG aus politischen Gründen nicht von ihrer Schweigepflicht zu entbinden. In einer parlamentarischen Anfrage verlangt er nun Auskunft, welche Warnungen oder kritischen Hinweise es von KPMG gab, den Flughafen an SYT zu verkaufen. (dpa)