Neue Michelin-Reifen

Neue Michelin-Reifen Im Alter Zähne zeigen Michelin gibt wieder Gas und bremst zum Beweis bis zum Stillstand: Die neuen Reifen thematisieren neben weniger Rollwiderstand vor allem den Grip – auch in abgefahrenem Zustand. In über 320.000 direkten Kundenkontakten hat Michelin herausgehört, dass die Reifennutzer nicht nur keinen Stress mit ihren Pneus haben wollen, sondern auch verlangen, dass die schwarzen Rundlinge auch im abgefahrenen Zustand noch performen sollen. Tatsächlich sind Michelin-Reifen immer die teuersten im Markt und haben ähnlich wie Scania die treuesten Anhänger. Also muss es für das Geld einen entsprechenden Gegenwert geben, den die Franzosen aber nicht nur bei Spritersparnis und Grip, sondern beim Trailerpneu auch über die Laufleistung bieten wollen. Möglich machen soll das beim Energy T der Zusatz Carbion, der gegenüber dem Vorgänger der Saver Green Serie nochmal rund zwölf Prozent mehr Lebensdauer bieten soll, bei einem weiter reduzierten Spritverbrauch. Der Lenkachsreifen Energy Z soll gar 20 Prozent holen. Auf 130.000 Jahreskilometern möchte Michelin mit der neuen Energy-Serie so bis zu 1000 Euro holen, die sich einerseits aus der erhöhten Laufleistung, andererseits aus rund 515 Liter gespartem Sprit errechnen. Errechnet haben die Franzosen auch, dass ihre Kunden immer schärfer kalkulieren, aber nicht mehr bezahlen wollen oder können. Deshalb werden die neuen Lenkachs- und Antriebsreifen nach ersten Angaben nicht teurer sein als die „Saver-Green“ genannten Fernverkehrs-Vorgänger. Bei den Trailerreifen muss den Kunden die erhöhte Laufleistung allerdings einen kleinen Aufschlag Wert sein. Die erhöhte Performance führt zu „abgefahrenen“ Entformkünsten im Formenbau und ebenso „abgefahrenen Driftaktionen“ bei der Präsentation des Ergebnisses, die auf der Michelin-Teststrecke in Ladoux stattfindet: Während britische Ingenieure ihre neuesten Jaguar- und Landrover-Modelle um die bewässerten Kurse fliegen ließen, beschleunigten zwei Michelin-Testfahrer ihre Volvo FH 500 auf der Kreisbahn, bis einer der Sattel zu driften begann. Was es mit Pumptürmen auf sich hat Der war allerdings mit Spritsparreifen der Konkurrenz bestückt. Davor zog der ähnlich konfigurierte, gleich schnelle Zug stoisch seine Bahn. Er rollte auf den neuesten Michelin-Energy-Spritsparreifen, deren Qualitäten die Franzosen damit unter Beweis stellen wollten. Neu daran ist, dass Michelin das in einem zu zwei Drittel abgefahrenen Zustand tat, denn – das gibt Michelin offen zu – in Sachen Rollwiderstand nehmen sich die Neureifen der Premiumhersteller nicht mehr viel. Also muss sich der Aufpreis der neuen Serie über „greifbarere Qualitäten“ rechtfertigen lassen und das im Wortsinn. Für Grip sorgen beim Energy fünf Laufrillen und sogenannte Stablamellen, bei Michelin auch „Tower Pump“ genannt. Diese „Pumptürme“ sind Bohrungen im Reifen, die das Wasser durch den Unterdruck förmlich von der Straße wegsaugen. Dazu kommt eine breitere Aufstandsfläche am Rand und die bereits erwähnten, bekannten fünf Wassertropfenlamellen, die sich nach unten öffnen und so wieder neue Kanten bilden. Beim Antriebs- und Lenkachsreifen kommen sogenannte „Delta-Profile“ dazu, die sich beim Bremsen schließen und so mehr Aufstandsfläche bieten. Der Seitenhalt soll so um rund zehn Prozent verbessert worden sein. Entsprechend sollen die französischen Premiumpneus diejenigen sein, die am längsten greifen. Gleiches soll für die neuen Regionalreifen der Multi-Serie gelten, die ebenfalls in einem zu zwei Drittel abgefahrenen Zustand präsentiert wurden. Auch hier machte in letzter Zeit ein anderer Premiumhersteller schwer Dampf auf den Lenk- und Antriebsrädern. Diese Kombi versuchte das „Bib“ genannte Michelin-Männchen ebenfalls auszubremsen, und das im Wortsinn: Auf nassem, glattem Beton legten zwei vergleichbare Scania R420-18-Tonner eine Vollbremsung aus 40 km/h hin. Der Michelin-bereifte Schwede stand, wie zu erwarten war, rund sieben Meter eher. Auch hier investierten die Franzosen augenscheinlich in ein komplexes und schwer zu entformendes Profil, das in abgefahrenem Zustand wieder neue Griffkanten bildet, die sich in den Asphalt krallen können. Auf Nachfrage gaben die französischen Entwickler allerdings zu, dass die Vergleichsreifen der Konkurrenz im Neuzustand vergleichbare Bremswege erzielen – die Unterschiede im Premiumsegment werden also geringer. Lamellen schließen sich beim Bremsen Auch hier sorgen sich selbst schließende Delta-Blöcke für Steifigkeit und Aufstandsfläche. Bei den Antriebsachsreifen saugen ebenfalls „Tower Pumps“ das Wasser von der Straße, dazu kommen die Wassertropfenlamellen, denen im Alter wieder neue Zähne respektive Griffkanten „wachsen“. Die bekannten dreidimensionalen Waffellamellen sorgen für Grip und Steifigkeit. Michelin-Tester Francis Gladieux steigt aus dem Scania und wirft die Tür zu. „Anstrengend ist das schon, aber es darf auch mal Spaß machen! Und wenn das auch mit den abgefahrenen Pneus noch klappt, ist es doch umso erfreulicher!“ An den Handel ausgeliefert werden die neuen „Energy“-Fernverkehrsreifen und „Multiway“ genannten Pneus für den Mischeinsatz in den ersten Größen seit Oktober 2012. ❙❚■ Gregor Soller Michelins neue Pneus sollen in abgefahrenem Zustand ähnlich gut greifen wie Neureifen Beim Multiway-Antriebsachsreifen sollen komplexe Waffellamellen für Flexibilität und Steifigkeit zugleich sorgen Beim Multiway-Lenkachsprofil schließen sich die „Delta-Lamellen“ beim Bremsen und erzeugen so mehr Fläche Die „Tower Pump“ genannten Löcher beim Energy-Antriebsachsprofil sollen helfen, Wasser von der Straße zu saugen Die Blöcke in den Außenrillen des Energy-Lenkachsprofils sollen Steinauswürfe erleichtern und für Steifigkeit sorgen Beim Energy-Trailerprofil bleiben dank der Wassertropfenlamellen alle fünf Rillen bis zum Schluss erhalten Reifentester Francis Gladieux bei den Bremsversuchen der neuen Multiway-Serie Neue Michelin-Reifen

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