Nachts, elektrisch und autonom

Er sieht aus wie eine mittelgroße Streusandkiste auf Rädern, fährt sechs Kilometer in der Stunde und kann bis zu 20 Kilogramm befördern. Vollkommen eigenständig - der Mensch greift nur noch im Notfall ein: der elektrisch-betriebene "Delivery Robot" von Starship Technologies. Das Unternehmen hat den Liefer-Roboter entwickelt und nun auf dem 33. Deutschen Logistik Kongress der Bundesvereinigung Logistik (BVL) in Berlin vorgestellt. "Autonom fahrende Robotersysteme wie der Delivery Robot helfen den städtischen Verkehr zu entlasten", betont Allan Martinson, Chief Operating Officer des estländischen Start-ups. Vor allem die Nutzung von Bürgersteigen berge viel Potenzial. Die Zustellkosten pro Paket durch den Liefer-Roboter beziffert er bei aktuell "zwischen ein und drei Euro". Ziel sei es aber, diese auf ein Euro pro Paket bis 2017 herunterzubringen. Erste Tests in Hamburg und Düsseldorf, etwa mit Paketdienst Hermes Germany, laufen schon. Jens Klauenberg vom Institut für Verkehrsforschung am Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt plädiert zudem dafür, innerstädtische Verkehrsströme zeitlich und räumlich zu verlagern: "Ein Ansatz wäre es, Zulieferverkehre etwa in die Nacht oder auf den frühen Morgen zu verlegen, weil dann auf den Straßen wenig los ist." Dafür aber sei das Zusammenspiel aller beteiligten Akteure gefordert. Wolfgang Lehmacher, Head of Supply Chain and Transport Industries beim World Economic Forum (WEF), kann sich die Lieferung in die Städte in Zukunft sogar "voll autonom, also fahrerlos" vorstellen. So können in Singapur heute schon selbstfahrende Fahrzeuge mit Elektroantrieb im Personenverkehr über eine Plattform angesteuert werden, nennt er ein Beispiel. Eine solche Lösung ließe sich laut Lehmacher auch auf die Güterwelt übertragen. Dafür schlägt er einen Praxistest in einer deutschen Innenstadt vor. Die Logistik muss Treiber sein Bislang größter Hebel, um die Emissionsbelastung in Städten durch Abgase und Lärm zu senken, ist laut Klauenberg aber der Einsatz von Elektro- und Hybridfahrzeugen auf der letzten Meile: "Wir wissen etwa, dass die Transporter von Zulieferern aus dem Pharmabereich in der Regel Tagestouren von unter 100 Kilometern fahren." Eben solche Touren seien schon heute für Fahrzeuge mit Elektroantrieb vorstellbar. Alternativ könnten die KEP-Dienste für die Zustellung Lastenfahrräder verwenden. "Auch sie haben das Potenzial, die Städte zu entlasten." Schließlich "müssen Städte und Kommunen für die Logistik gewerbliche Flächen zur Verfügung stellen - für zentrale Logistikcenter vor den Stadtgrenzen und für innerstädtische Umschlagslager", fordert Klauenberg. "Hier sollte die Logistik treibend vorangehen und sich nicht treiben lassen." Lese-Tipp "Urbane Logistik ist Chefsache" In welchen Bereichen sich der Einsatz von Lastenrädern in der Innenstadt-Logistik lohnt, welche Praxiserfahrungen es hier gibt, lesen Sie in der VR 44/2016 vom 4.11.2016.Interesse am Artikel zu Lastenrädern? Wenn Sie die VerkehrsRundschau über die BG Verkehr nur acht Mal im Jahr erhalten und nicht jede Woche im Abo beziehen, dann schicken wir Ihnen gerne einmalig ein kostenloses Heft mit dem gewünschten Artikel zu. Rufen Sie uns an (089-203043-2276) oder mailen Sie uns (teresa.hoeller@springer.com)!

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