Interview: Multichannel-Vertrieb ist alternativlos

Welches Thema beschäftigt die Logistikverantwortlichen im Handel derzeit am meisten? Thomas Kempcke: Das ist der Einstieg in den Multichannel-Vertrieb und die Frage, wie er gelingen kann. Hier gibt es aus der Sicht der Logistik viele Optionen: Die Unternehmen können entweder eine separate Logistik für Onlinebestellungen aufbauen oder die eigene Distributionslogistik dahingehend ausbauen. Alternativ ließe sich das Fulfillment an einen KEP-Dienstleister auslagern. Besonders im Lebensmittelhandel gibt es zudem noch die Möglichkeit, dass in den Filialen selbst die Online-Bestellungen kommissioniert werden. Alle Varianten kommen vor, wobei die Einzelhändler in Deutschland überwiegend zunächst auf das Outsourcing-Modell setzen. Im Ausland wird das zum Teil anders gehandhabt. In Frankreich oder der Schweiz etwa tendiert der Handel eher dazu, eigene Logistikstrukturen für den Onlinevertrieb aufzubauen; häufig werden dann sogar spezielle Abholstationen für die Besteller eingerichtet. Akzeptieren denn die Kunden dieses Abholmodell? Das hängt vom Sortiment ab. Bei Textilien zum Beispiel schätzen die Kunden es, wenn der Artikel beim Abholen zunächst anprobiert werden kann. Kennt der Kunde den Artikel dagegen genau, bevorzugt er sicher die Lieferung nach Hause. Insgesamt denke ich, dass der Schritt zum Multichannel-Vertrieb für die meisten Sortimente alternativlos ist. In zwei bis drei Jahren werden die meisten Händler ihn gemacht haben. Welche Probleme können beim Weg in die Zweigleisigkeit entstehen? Zum einen ist die Wahl des Logistiksystems nicht trivial, zum anderen gibt es in einigen Handelsunternehmen auch interne Vorbehalte gegen einen zusätzlichen Onlinevertrieb. Und schließlich bleibt die große Frage, die über allem schwebt: Welche Bedeutung hat der Kanal langfristig? Hier und da werden die Kurven schon flacher und die Zuwächse nehmen ab.

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