Moskau. Der mächtige Chef der Russischen Staatsbahnen RZD, Wladimir Jakunin, ist zurückgetreten. Der langjährige Freund Wladimir Putins soll ab September als Senator die Region Kaliningrad im russischen Föderationsrat vertreten, berichten russische Medien. Obwohl Jakunin in den vergangenen Monaten insbesondere von Oppositionspolitikern wie Aleksej Nawalny heftig kritisiert worden ist und sich auch mit Vorwürfen wegen Selbstbereicherung konfrontiert sah, kam der Rückzug doch überraschend. Jakunins Nachfolger soll Oleg Valentinovich Belozerov werden.
Yakunins angekündigter Wechsel in den russischen Föderationsrat wird von Insidern als beruflicher Abstieg gesehen. Der 67-jährige Eisenbahnchef galt und gilt als einer der engsten Vertrauten von Wladimir Putin und galt bisher neben Igor Setschin, der langjährigen rechten Hand Putins und nunmehrigen Chef des Ölkonzerns Rosneft, als größtes politisches Schwergewicht in der staatsnahen Wirtschaft Russlands. Der studierte Raketentechniker Yakunin wechselte 1996 von St. Petersburg nach Moskau und avancierte über Zwischenstufen im Verkehrsministerium zum Spitzenmanager und schließlich 2005 zum Präsidenten der Russischen Staatsbahnen, die kurz zuvor auf Basis des aufgelösten Eisenbahnministeriums entstanden war.
In Jakunin Amtszeit als Eisenbahnchef fielen sichtbare Modernisierungen wie das Schaffen von Schnellverbindungen, insbesondere zwischen Moskau und St. Petersburg. Der ausgezeichnet englisch sprechende Jakunin setzte auf internationale Expansion und Prestigeprojekte wie beispielsweise den Bau einer Breitspurbahn-Trasse von Kosice in der Slowakei bis nach Wien. (mf/ks)