Mobile Kunden gewinnen

Nicht nur den Fuhrpark regelmäßig modernisieren, sondern auch die Homepage - das ist auch bei der Wilhelm Schüssler Spedition aus Heppenheim eine Daueraufgabe. "Unsere Website ist das zentrale Element unserer Außendarstellung", erklärt Geschäftsführer Konstantin Schüßler. Schüßler pflegt die Website regelmäßig Bei Gesprächen mit Neukunden erfahre man immer wieder, dass sich fast alle zuvor einen ersten Eindruck über die Website verschafft haben. Deshalb versucht der Mittelständler aus Südhessen, den Internetauftritt regelmäßig zu pflegen: 2014 wurde er von einer Agentur neu gestaltet und für mobile Endgeräte tauglich gemacht, demnächst stehen eine Überarbeitung der Texte sowie eine englische Version an. "Im Schnitt verwende ich eine Stunde im Monat auf die Pflege", sagt Schüßler. Viele Transport- und Logistikdienstleister renovieren derzeit ihre Website, weil die alte Version auf dem Handy nicht gut aussieht. Genau das entwickelt sich zur Umsatzbremse. "Viele Entscheider arbeiten heute mit einem Tablet", erklärt Daniel Weichert. Er ist Leiter der E-Business-Beratung BIEG, einem Angebot der IHK Frankfurt. "Wer die nächsten zwei Jahre zukunftssicher sein will, sollte die Strategie 'mobile-first' fahren", meint Weichert. Das heißt: Die Firma richtet ihre Präsentation im Netz am "Unterwegs-Surfer" aus. Weichert schätzt, dass ein Drittel aller Zugriffe auf B2B-Seiten mittlerweile von Tablet-PC und Smartphones kommen. Sein Tipp: Wer genau wissen will, welche Geräte die Kunden nutzen, sollte Analysewerkzeuge wie E-Tracker oder Google Analytics verwenden. Sie verraten dem Betreiber einer Homepage, wie viele Surfer mit einem PC kamen und wie viele mit dem Mobiltelefon. Es gibt unterschiedliche Wege, um eine Website mobiltauglich zu machen (siehe Kasten Seite 71). "Der Standard ist derzeit eine Seite mit sogenanntem Responsive Design", erklärt Jonas Hellwig von der Internetagentur Kulturbanause, Berlin, die schon für namhafte Firmen wie Edeka oder Zalando tätig war. Responsive Design bedeutet: Die Gestaltung der Website passt sich von selbst an das Gerät an, mit dem sie abgerufen wird. Fotos etwa schrumpfen oder dehnen sich aus, sodass sie den Bildschirm immer ganz ausfüllen. Mitunter ändert sich - je nach Endgerät - sogar der gesamte Aufbau der Seite. Diese Flexibilität hat allerdings einen Nachteil. "Man kann dem Auftraggeber nicht mehr vorab ein fixes Layout zeigen", erklärt Hellwig. Außerdem schätzt er, dass Responsive Design mindestens 50 Prozent mehr Aufwand bereitet - und auch entsprechend höhere Kosten. Experten raten, die Homepage jetzt nicht nur handytauglich zu machen, sondern diesen Anlass auch für eine komplette Überarbeitung zu nutzen. Ein Augenmerk sollte darauf liegen, sich für Suchmaschinen attraktiver zu machen. Kunden, die eine Spedition suchen, fangen nämlich oft damit an, bei einer Suchmaschine "Spedition" und den Ortsnamen einzugeben. Nur Dienstleister, deren Homepage bestimmte Kriterien erfüllt, stehen in der Ergebnisliste oben. "Damit Sie Google interessant findet, brauchen Sie vor allem aktuelle Inhalte", erklärt Sanjay Sauldie, ein Internet-Experte aus Köln. Er hat im Auftrag der Verkehrs-Rundschau 50 Speditions-Websites analysiert und hier zum Teil schwere Mängel festgestellt. Manche Auftritte wurden jahrelang nicht aktualisiert. Das sei Gift für den Ranglistenplatz bei Google, betont Sauldie, "außerdem fragt sich ein Interessent, ob es die Firma überhaupt noch gibt." Keine ausschweifende Firmenchronik Was vielen Homepages der Transportbranche noch fehlt, beschreibt Sauldie mit dem Wort "Abenteuer-Faktor". Wer will, dass die Leute im Jahr 2016 auf einer Homepage hängen bleiben, muss mehr bieten als Bilder von Lagerhallen und ausschweifende Firmenchroniken. Unterhaltendes und Spektakuläres ist gefragt. "Wir sind es gewohnt, dass man uns mit spannenden Inhalten ködert. Diese Erwartungshaltung schwappt auf alle Märkte rüber", betont Sauldie. Sein Vorschlag: Warum nicht auf der Startseite über einen außergewöhnlichen Transport berichten - mit eindrucksvollen Fotos oder einem kleinen Video? Neben dem Unterhaltungsfaktor sieht der Experte vor allem noch Defizite bei der Ansprache. "Logistik-Kunden geben große Budgets aus und das tun sie nur, wenn es eine menschliche Verbindung gibt", sagt Sauldie. Deshalb gehörten Fotos und Videos vom Team auf jeden Fall auf die Homepage, genau wie eine möglichst große Zahl von Referenzen. "Nichts überzeugt so gut wie das, was Kunden über Ihre Arbeit sagen", so Sauldie. Bei allen digitalen Renovierungsarbeiten stellt sich die Frage: selbst machen oder eine Agentur beauftragen? In diesem Punkt gehen die Meinungen weit auseinander. Experte Sauldie rät kleinen Betrieben, einen eigenen Mitarbeiter in Sachen Internet fit zu machen und ihm die Gestaltung der Homepage zu übertragen. Er bietet Seminare an, in dem selbst Internetlaien innerhalb eines Tages lernen, ein Programm namens Wordpress zu bedienen; damit wird aktuell rund ein Viertel aller Internetauftritte produziert. "Wenn Sie die Gestaltung im eigenen Haus machen, können Sie schnell neue Inhalte einstellen, ohne die Agentur jedes Mal einschalten zu müssen", sagt Sauldie. Ein weiteres Argument fürs Selbermachen: Selbst wenn eine Agentur die Gestaltung des Netz-Schaufensters übernimmt, muss sich jemand im Betrieb auskennen, um die Leistung überprüfen zu können. "Sie brauchen in Zukunft ohnehin Internet-Know-how, daran führt kein Weg vorbei", meint Sauldie. Die richtige Auswahl einer Agentur Experte Weichert dagegen hält nichts vom Do-it-yourself-Verfahren. "Die Ansprüche an Optik und Bedienungsfreundlichkeit sind stark gestiegen; mit einem digitalen Baukasten bekommen Sie die Qualität nicht hin." Er rät, mit der Neugestaltung der Homepage in jedem Fall eine Agentur zu beauftragen. Ist das Budget schmal, solle das Unternehmen lieber eine kleine digitale Visitenkarte vom Profi machen lassen als eine große Website selbst, so Weichert. Und wie findet man den richtigen Profi? Das BIEG empfiehlt folgende Schritte: Drei Agenturen auswählen - und zwar in der Nähe, weil das die Abstimmung erleichtert. Dann Referenzen einholen und kritisch prüfen. "Fragen Sie ruhig nach, was dem Referenzgeber an der Agentur nicht gefallen hat", so Weichert. Ein Punkt, den sich Auftraggeber auf jeden Fall zusichern lassen sollten: Der Agenturmitarbeiter, der das Angebot anfangs präsentiert, führt später auch das Projekt durch - und nicht ein Mitarbeiter aus der zweiten Reihe. Budgetrahmen vorher festzurren Geht es in die Verhandlungen mit der Agentur, sollte man als Auftraggeber mit offenen Karten spielen. "Stellen Sie vorab klar, was Ihr Budgetrahmen ist", sagt Hellwig. Denn wenn die Agentur von vornherein weiß, wie viel Geld zur Verfügung steht, kann sie die richtigen Funktionen und Leistungsmerkmale auswählen, die zu diesem Preis noch zu haben sind. Ein Beispiel: Kontakt-Formulare auf der Website sind relativ aufwendig und damit teuer. Weiß die Agentur, dass der Kunde mit kleinem Budget unterwegs ist, wird sie nur normale Kontaktdaten vorsehen und das Geld für wichtigere Elemente ausgeben. "Außerdem sollte die Agentur nicht nur eine sture Umsetzungsleistung anbieten, sondern in den Vorgesprächen eigene Ideen einbringen", resümiert Weichert. Kommen die Angebote der Agenturen auf den Tisch, sollte man darauf achten, dass sie nicht nur einen Gesamtpreis enthalten, sondern einzelne Arbeitsblöcke und die dazu gehörenden Kosten aufgelistet werden. Nur so ist es möglich, die verschiedenen Angebote zu vergleichen. Beim Preis gibt es nämlich eine große Spannbreite. Eine professionell gestaltete Website fängt in der Regel zwischen 4000 und 5000 Euro an, nach oben gibt es keine Grenzen. Viele Auftraggeber sind von den genannten Summen zunächst überrascht, doch sie ergeben sich meist daraus, dass beim Webdesign Fachleute am Werk sind: Ein Grafiker zum Beispiel hat einen Tagessatz von 600 Euro und braucht gut zwei Tage für eine komplette Neugestaltung. Macht 1200 Euro - und dann muss die Seite noch programmiert werden. Das sorgt automatisch für einen gewissen Kostenblock. Bietet die Agentur eine Homepage auffallend günstig an, heißt das, sie setzt ein Baukastensystem ein - und die Ergebnisse werden dementsprechend 0815 sein. Experte Weichert warnt daher davor, an diesem Ende zu sparen: "Sie müssen die Homepage als Investition sehen. Eine gute Website ist wie ein weiterer Vertriebsmitarbeiter." Mehr zum Thema finden Sie im Dossier Apps & Internet www.verkehrsrundschau.de/dossiers So wird eine Website handytauglich - Klassische Website (Fixes Design)Früher wurden Internetseiten wie Häuser gebaut: Man schrieb zunächst einen Plan, in dem genau stand, was auf dem Bildschirm zu sehen sein soll. Also zum Beispiel: "Oben steht ein Titelbild, das 2000 Bildpunkte breit ist." Dieses sogenannte fixe Design hat Vorteile: Die Internetagentur kann die Seite gut planen und dem Kunden vorab zeigen, was auf dem Bildschirm nachher zu sehen sein wird. Der große Nachteil: Eine fixe Website sieht nur auf einem Büro-PC gut aus. Hier ist der Monitor 2000 Bildpunkte breit und das vorgesehene Titelbild passt sich perfekt ein. Ruft man die Seite dagegen mit einem Handy auf, das vielleicht nur 700 Punkte in der Breite schafft, muss man hin- und herscrollen, um sich das Bild anzuschauen. Deshalb stirbt das fixe Design nach und nach aus.- Eine Extra-Website fürs Handy (mobile Website oder Adaptive Design)Viele Unternehmen fahren zweigleisig: Sie bieten eine klassische Website für PC-Nutzer an und zusätzlich eine mobile Version (oft unter einer Adresse, die mit einem "m." beginnt). Diese abgespeckte Website ist dann zum Beispiel exakt für das I-Phone 5 optimiert. Dessen Display ist 750 Bildpunkte breit, also werden Fotos genau 750 Pixel breit gemacht. Dieses Verfahren nennt man adaptives Design. Es funktionierte lange Zeit sehr gut, da es im Prinzip nur ein wichtiges Smartphone gab: das I-Phone. Doch mittlerweile buhlen zahllose Modelle um Käufer und es wird unmöglich, für jedes Gerät eine eigene Website vorzuhalten. Auch aus diesem Grund sind die mobilen Websites auf dem Rückzug.- Eine Website für alles (Responsive Design)Moderne Websites passen sich an das Gerät an, von dem aus sie abgerufen werden. In ihrem Bauplan steht zum Beispiel nicht mehr "Das Bild muss 1000 Punkte breit sein", sondern "Mach das Bild so breit, dass es den Bildschirm ausfüllt". Alle Elemente auf der Website sind quasi "im Fluss", deshalb spricht man von "fluidem Layout". Was auf dem Bildschirm zu sehen ist, variiert von Gerät zu Gerät. Ein Menü, das auf dem PC an der Seite steht, rutscht auf dem Handy in die Mitte unter das Titelbild. Die Vorteile dieses sogenannten Responsive Design: Man muss nicht mit mehreren Versionen hantieren. Dafür macht eine responsive Website mindestens 50 Prozent mehr Aufwand und kostet entsprechend mehr. Außerdem kann die Agentur dem Kunden vorab nur grob zeigen, wie die Homepage aussehen wird.Quelle: Jonas Hellwig, Agentur Kulturbanause, Berlin, bearbeitet

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