Mittelstandskooperation Kolos

Mittelstandskooperation Kolos31 auf einen StreichEinzelkämpfer im Transportgewerbe haben es schwer. Abhilfe verspricht die Mittelstandskooperation Kolos. Welche Projekte die Partner anpacken, besprachen die Mitglieder auf ihrem Partnertreffen in Kirchheim/Hessen. Die VerkehrsRundschau war exklusiv dabei. Aller Anfang ist schwer: Diese Erfahrung machte auch Unternehmensberater Ernst Mäußler, als er vor gut einem Jahr die Teil- und Komplettladungskooperation Kolos initiierte. „Es ist immer wieder eine spannende Herausforderung, eigenständige Transportbetriebe zusammenzubringen und zu führen“, sagt er.Wöchentlich zwei neue AnfragenMittlerweile zählt der Verbund 31 feste Partner und weitere neun stehen kurz davor, Mitglied zu werden (siehe Kasten links). „Allein über unsere Internetseite erhalten wir jede Woche zwei Anfragen“, erzählt Mäußler. Die Kunst bestünde nun darin, zu prüfen, ob diese Interessenten zu den übrigen Partnern passen. Jedes interessierte Unternehmen besucht der Berater bei Bedarf deshalb persönlich, spricht mit dem Firmenchef und eruiert mit diesem, was dieser in den Verbund einbringen kann, aber auch, was Kolos ihm bieten kann. „Damit verbringe ich zwei Drittel meiner Arbeitszeit“, sagt er. Es gehöre eben viel Idealismus dazu, eine Kooperation im Transportgewerbe hochzuziehen. Schließlich seien alle Mitglieder eigenständige Unternehmer, die zueinanderfinden müssen. Und was bewog die einzelnen Firmenchefs, Mitglied bei Kolos zu werden? Für Eulex-Geschäftsführer Martin Kraft (60 Zugmaschinen im Einsatz) ist es die Möglichkeit, auf einen Schlag Partner in ganz Deutschland zu haben. Christoph Häger, Chef der Häger-Spedition im Sauerland (45 Fahrzeuge), verspricht sich dagegen einen gezielten Ladungsaustausch: „Wir geben gerne Ladungen ab, die wir nicht selbst fahren können. Dafür brauchen wir im Gegenzug fallweise Ladungen, um unsere LKW auszulasten.“ Die vier laufenden Projekte bei KolosGleich vier ambitionierte Projekte wollen die Kolos-Partner in diesem Jahr realisieren, wie das letzte Partnertreffen zeigte: Ein Arbeitskreis soll ausloten, welche Produkte die Kooperation künftig gemeinsam beschaffen will, um den Mitgliedsfirmen Kostenvorteile mit Lieferanten (Ausnahme Dieselkauf) zu bieten. Zweitens steht ein Routenoptimierungs-Pilotprojekt in Echtzeit mit dem Anbieter Traffgo auf der Agenda. Drittens planen die Partner mit Unterstützung des Nürnberger Fraunhofer ILS mittels einer sogenannten Güterstrom-Analyse eine Analyse ihrer Sendungsmengen, -struktur und -wege, sprich: auf welchen Relationen welche Mengen in welcher Beschaffenheit abgewickelt werden. Viertens wird für die Hälfte der Partner eine Gruppen-Zertifizierung nach DIN ISO 9001:2008 durch die SVG-Cert angestrebt. Klar, dass alles das nicht sofort auf Zustimmung stößt, wie die Diskussionen der Mitglieder zeigen. So haben einige Vorbehalte gegenüber der Vorgehensweise der Güterstrom-Analyse. Ihnen würde es ausreichen, unliebsame Sendungen an Kolos-Partner geben zu können und fallweise Rückladung zu erhalten – Stichwort Ladungsaustausch.Genau das genügt einigen anderen Partnern nicht. Sie könnten sich langfristig sogar eine gemeinschaftliche Disposition vorstellen, die quasi den Komplett-Überblick über die Warenströme des Verbundes hat. Das widerspricht wiederum der unternehmerischen Eigenständigkeit, die andere Firmenchefs behalten wollen. Unterm Strich sind sich Mäußler und die Partnerbetriebe aber einig: Die Güterstrom-Analyse ist wichtig und muss zügig umgesetzt werden. Auf dem nächsten Treffen im Oktober sollen erste Zahlen präsentiert werden.Nur eines bereitet dem Unternehmensberater ein wenig Sorge. Mit den 31 Mitgliedern ist er von der Zielmarke 80 bis 100 noch weit entfernt: „Ziel ist es, in jedem zweistelligen Postleitzahlengebiet in Deutschland mit einem Partner präsent zu sein“, gibt Mäußler die Marschrichtung vor. Insgesamt ist er mit der Entwicklung des Verbundes zufrieden: „Ich bin froh, dass wir solche kooperativen Strukturen im Transportgewerbe überhaupt anstoßen konnten. Vor fünf Jahren hat noch jeder sein Ding alleine gemacht.“ Noch seien die Unternehmer aber manchmal etwas zögerlich, sagt er, was die Umsetzung gemeinsamer Projekte angeht.Und welches Ziel peilt Kolos schlussendlich an? Steht am Ende ein zweites industrialisiertes Ladungssystem, wie es Elvis schon heute realisiert? Da zeigt sich Mäußler diplomatisch: „Das entscheide nicht ich“, sagt er. „Das hängt vom Willen der Partner-Betriebe ab.“ Vorrang haben für ihn die Sendungsanalyse, die Verbund-Zertifizierung und die Akquise weiterer Partner. Ein Schritt nach dem anderen eben. ❙❚■ Eva HassaDie Partner von Kolos auf ihrem Frühjahrstreffen in KirchheimDie Teil- und Komplettladungs-Kooperation Kolos mit Sitz in Dieburg wurde 2011 von Unternehmensberater Ernst Mäußler zusammen mit Berater Peter Josten und weiteren Partnern initiiert. Mittlerweile sind 31 mittelständische Transport- und Speditionsbetriebe sowie zwei Niederlassungen von Geodis Logistics Partner des Verbundes. Ziel sind 80 bis 100 Mitgliedsfirmen. Noch werden Partnerunternehmen gesucht, insbesondere in Ost- und Norddeutschland sowie in Bayern, mit jeweils bis zu 100 Fahrzeugen. Der Monatsbeitrag liegt bei 290 Euro. Jährlich finden zwei Partner- und zwei Disponenten-Treffen statt. 2011 schlossen Kolos und der Transportunternehmensverbund ILN eine strategische Allianz. ehMittelstandskooperation Kolos„Dazu gehört sehr viel Vertrauen“Welche Ziele sich die Kooperation Kolos setzt und was bereits erreicht wurde, sagt Unternehmensberater Ernst Mäußler. Die Teil- und Komplettladungskooperation Kolos besteht jetzt seit zwei Jahren. Was wurde in dieser Zeit erreicht?Ernst Mäußler: Kolos hat inzwischen 31 feste Partner und wir stehen kurz davor, weitere neun Firmen als Mitglieder zu gewinnen. Seitdem haben wir schon diverse Treffen organisiert, damit sich die Partner und ihre Disponenten besser kennenlernen. Etliche arbeiten auch schon auf bilateraler Basis zusammen und tauschen Ladungen aus. Über dieses Miteinander sind wir sehr stolz. Denn das Thema Kooperation steht im deutschen Transportmarkt nach wie vor am Anfang. Warum tun sich viele Transporteure mit diesem Thema so schwer?Wer Mitglied in einer Kooperation ist, muss sich öffnen. Dazu gehört sehr viel Vertrauen. Und das ist verständlicherweise nicht sofort da. Schließlich sitzen da ja teilweise Wettbewerber am Tisch, mit denen ein Transportunternehmer nun etwas miteinander realisieren soll und nicht gegeneinander.Welche Ziele hat sich Kolos gesetzt? Das Wichtigste ist es, dass sich die Firmenchefs und Disponenten kennenlernen und eben dieses Vertrauen zueinander aufbauen. Aktuell analysieren wir die Sendungsmengen, -struktur und -ströme unserer Mitgliedsfirmen. Danach werden wir darangehen, die Transporte zu optimieren. Gleichzeitig bauen wir die Zahl der Partnerbetriebe weiter aus. Ziel ist ein flächendeckendes Teil- und Komplettladungsnetz in Deutschland mit Anbindung an internationale Partnerfirmen. Ob am Ende ein industrialisiertes Ladungssystem steht, hängt von den Zielen der Partner ab. Vorstellbar ist es aus meiner Sicht schon. ehInterviewErnst Mäußler

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