Miteigentümer gesucht

Wer ein Produkt verkaufen will, stellt dieses in der Regel von seiner besten Seite dar. Je höher dessen Wert und Nutzen für den Käufer sind, desto mehr Geld dürfte dieser auf den Tisch legen - so die naheliegende Überlegung. Bei der Österreichischen Post gelten solche Grundsätze offenbar nicht. Als Georg Pölzl, Generaldirektor des Marktriesen, Ende April die Öffentlichkeit über die Suche nach einem strategischen Partner für Trans-oflex (TOF) informierte, hatte der Mutterkonzern unmittelbar zuvor den Wert des Tochterunternehmens um über 43 Prozent auf 49,4 Millionen Euro heruntergesetzt. Es war die zweite Wertberichtigung innerhalb von zwei Jahren. 2013 hatte die Post den Trans-o-flex-Wert von ursprünglich 114 Millionen Euro um 23 Prozent auf 87,6 Millionen Euro gesenkt. Jetzt fragen sich Marktkenner, ob Investoren die niedrigen Zahlen wirklich als Kaufanreiz empfinden. "Bei dieser Ausgangslage muss die Österreichische Post mit einer langwierigen Suche rechnen", sagt Horst Manner-Romberg, Geschäftsführer der Hamburger Unternehmensberatung MRU. Entscheidung wird vertagt Genauso ist es auch gekommen. Rund drei Monate nach Bekanntgabe ihrer Verkaufsabsichten scheint die Österreichische Post keinen Schritt weiter gekommen zu sein, Im Gegenteil. Derzeit ist offenbar nicht einmal klar, ob sie einen Finanzinvestor, einen KEP-Dienst oder ein Unternehmen aus einer dritten Branche als Partner gewinnen kann. "Wir analysieren derzeit mehrere strategische Optionen und wollen bis Jahresende eine Entscheidung treffen", teilt ein Sprecher mit. Das ist später als ursprünglich geplant. Eigentlich wollte die Österreichische Post schon im Sommer 2015 den Verkauf abschließen. Pölzl selbst hatte im April bestätigt, dass der Konzern in den Wochen zuvor mit potenziellen Trans-o-flex-Interessenten gesprochen habe. "Wir haben aber noch keinen Durchbruch erzielt", gestand der Postchef seinerzeit ein. Er begründete die Verkaufsabsichten mit den stagnierenden Umsätzen der KEP-Tochter von rund 500 Millionen Euro, die hart an einer "roten Null" schrammen würde. Vor allem die nationalen Kombifracht-Verkehre aus Paketen und Paletten bereiten dem Konzernchef trotz der begonnenen Restrukturierungsmaßnahmen Sorge. Da der deutsche Paketmarkt im Geschäftskunden-Segment (B2B) nur mit minimalem Wachstum auffalle und seit Jahren keine Preiserhöhungen zulasse, habe er sich zum "wettbewerbsintensivsten Markt" (Pölzl) in Europa entwickelt. "Wir planen trotzdem keinen Komplettverkauf", schränkte der Konzernchef ein. Genau darin sehen Marktkenner eine zweite Hürde für Investoren. Sie müssen sich voraussichtlich mit der Rolle eines Juniorpartners zufriedengeben. Denn die Post hat mit Trans-o-flex noch einiges vor. So möchte sie mit dem Unternehmen, an dem sie seit 2008 alle Anteile hält, den vielversprechenden Pharmalogistikmarkt weiter erschließen. In diesem Segment arbeitet der KEP-Dienst durchaus profitabel und bewegt sich in einem Wachstumsmarkt. "In der Pharmalogistik tut sich allein durch die Alterspyramide in der Bevölkerung ein sehr verlässliches Geschäftsfeld auf, das auch in den kommenden Jahren florieren wird", sagte Paket- und Logistikvorstand Peter Umundum unlängst im Interview. Vor allem in Deutschland hat die Österreichische Post investiert. 2013 gründete sie mit einem Venture-Capital-Unternehmen sowie privaten Fonds am Trans-o-flex-Standort Alzenau den Pharmagroßhandel AEP Direkt. Mit täglichen Lieferungen über die temperaturgeführten TOF-Netzwerke für zwei bis acht Grad Celsius (Thermomed) und 15 bis 25 Grad Celsius (Ambient) konnte dieser in zwei Jahren über 2500 Kunden gewinnen. Jede zehnte deutsche Apotheke ist demnach AEP-Kunde. Und Umundum rechnet damit, dass in diesem und im kommenden Jahr jeden Monat 100 bis 150 Apotheken dazukommen. Auch in einem zweiten von Umundum identifizierten Wachstumsfeld, den europaweiten Verkehren, kann die Österreichische Post nur mit Trans-o-flex expandieren. Mit Eurodis für klassische Kombifracht und Eurotherm für temperaturgeführte Transporte hat das Weinheimer Unternehmen zwei Netze aufgebaut, die der Mutterkonzern ausbauen will. Vielleicht kann TOF hier das Wachstum generieren, das auf dem deutschen Markt nicht möglich ist. Für Branchenkenner Manner-Romberg ist das indes eine Rechnung mit manchen Unbekannten: "Die Österreichische Post baut ihre Netze deutlich später als andere internationale Wettbewerber aus." Übernahme der Systempartner Im Fokus der Österreichischen Post steht nun die Übernahme der Distributionsgesellschaften, die als Voraussetzung für den Aufbau eines schlagkräftigen Netzes mit günstigeren Kosten vor allem auf der letzten Meile gilt. So wurden im Jahr 2013 30 der 40 Deutschland-Stützpunkte von Systempartnern geführt. Im selben Jahr übernahm TOF vier Partnerbetriebe in Nordrhein-Westfalen. 2014 kaufte die Österreichische Post fünf weitere Distributionspartner. Mit der Spekker-Gruppe in Hamburg und der Lehner-Gruppe in Offenburg sind die bislang größten Systempartner wieder ins Trans-o-flex-Netz integriert. Trotzdem hat die Post-Tochter erst auf 50 Prozent der Zustelldienstleistungen, die früher extern erbracht worden sind, wieder direkten Zugriff. Ansonsten steht TOF bei der Österreichischen Post auch nach Abschreibungen mit millionenschweren Summen in den Büchern. Offenbar haben manche Partner vor der Übernahme ihre Rechnungen nicht bezahlt. Außerdem sind dem Vernehmen nach manche Restrukturierungsmaßnahmen verpufft, weil Umsätze und Erträge in der klassischen Kombifracht weiterhin rückläufig sind. Mit einem neuen Partner will die Österreichische Post deshalb zusätzliches Geld für Trans-o-flex generieren. Über mögliche Kandidaten lässt sich der Mutterkonzern auf Anfrage indes kaum etwas entlocken. "Der Partner muss das Geschäft zum Wohl der Kunden weiterbringen", sagt ein Unternehmenssprecher. Viele Möglichkeiten hat die Österreichische Post ohnehin nicht. Die Pharmagroßhändler, die in den letzten Jahren erhebliche Mittel in ihre Logistik investiert haben, scheiden von vornherein aus. An einer Stärkung ihres Konkurrenten AEP Direkt können sie kein Interesse haben. Auch ausländische Postgesellschaften und große KEP-Dienstleister dürften abwinken, weil sie ihre frisch ausgebauten Netze vermarkten wollen. Selbst der wiederholt als Kandidat gehandelte KEP-Riese FedEx ist dem Vernehmen nach nicht interessiert. Der Konzern, der Eurodis-Partner in Frankreich ist, will jetzt den Konkurrenten TNT übernehmen. Bleiben Fonds und Investmentgesellschaften, die die Österreichische Post schon für AEP Direkt ins Boot geholt hat. Sie werden einen Einstieg bei Trans-o-flex von den Wachstumsperspektiven abhängig machen. Alleinstellungsmerkmal im Markt An konkreten Maßnahmen arbeiten die Verantwortlichen des Weinheimer Unternehmens bereits. Mit dem im Oktober 2014 eröffneten Ambient-Netz, das temperaturgeführte Transporte zwischen 15 und 25 Grad Celsius in Thermofahrzeugen oder Boxen ohne besondere Produktverpackungen erlaubt und so Transporte entsprechend dem neuen GDP-Regelwerk für Pharmaprodukte ermöglicht, haben sie derzeit gegenüber den großen nationalen Konkurrenten ein Alleinstellungsmerkmal. Nun investieren sie zudem weiter in die Netzinfrastruktur. So können seit März Sendungen auch über voll klimatisierte Regional-Hubs in Hannover, Jena, Kassel, Köln, Nürnberg und Weinheim umgeschlagen werden, was manche bundesweiten Hub-and-Spoke-Verkehre deutlich verkürzt. Und alle übrigen Stützpunkte verfügen über klimatisierte Teilbereiche, die kurzfristige Zwischenlagerungen erlauben. Wenn möglich, sollen sie auch Produkte aufnehmen, die bislang über das Thermomed-Netz transportiert worden sind, obwohl ein Umschlag bei 15 bis 25 Grad Celsius problemlos möglich ist. Auch in einem anderen Punkt verbreitet die Österreichische Post Zuversicht. Für 2015 plant sie vorerst keine nochmalige Korrektur des Trans-o-flex-Unternehmenswerts. KEP-Markt: B2C schlägt B2B "Im B2B-Segment sind zwei bis drei Prozent Wachstum drin" 2014 haben die KEP-Dienste ihre Umsätze um 3,6 Prozent auf 16,6 Milliarden Euro und ihre Volumina um 4,5 Prozent auf 2,8 Milliarden Sendungen erhöht. Diese Zahlen meldet eine neue Studie des Branchenverbands BIEK. Für 2015 werden ähnlich gute Zahlen erwartet. Während vor allem B2C-Sendungen zulegen, stagnieren B2B-Sendungen auf hohem Niveau.Zu ähnlichen Ergebnissen kommen auch internationale KEP-Studien. "Die letzten Jahre zeigten, dass im B2B-Markt ein Wachstum von höchstens zwei bis drei Prozent möglich ist", sagt Lars Ryssel, Unternehmensberater von A.T. Kearney. Vom E-Commerce-Boom profitiert der B2B-Markt weit weniger als der B2C-Markt. Zudem gehen palettierte Sendungen in den Einzelhandel zurück, was Kombifracht-Spezialisten wie Trans-o-flex (TOF) zu schaffen macht. "Da gleichzeitig die Laufzeiten auf bis zu einen Tag verkürzt wurden, haben auch Preiserhöhungen nicht für höhere Margen gesorgt", bilanziert Ryssel. Bleibt ein Hoffnungsträger - die internationalen Sendungen. Die BIEK-Studie meldet hier ein Wachstum von zehn Prozent. Österreichische Post und TOF wollen daher das Eurodis-Netz mit neuen Partnern in Bulgarien, Rumänien und der Türkei ausbauen. bot Daten + Fakten Trans-o-flex (TOF) Seit der Gründung in 1971 durch fünf Speditionen macht Trans-o-flex (TOF) mit wechselnden Besitzern Schlagzeilen. 1985 übernahm Haniel das Unternehmen. 1995 folgten der Spediteur Peter Amberger und die Gebrüder Schoeller. Als Letztere TOF nach der Fusion mit dem Konkurrenten LoGo 1999 vollständig an die Deutsche Post - die zwei Jahre zuvor 24,8 Prozent Anteile erworben hatte - verkaufen wollten, legten die Kartellbehörden ihr Veto ein. Jahrelang gehörte das Unternehmen diversen Investoren- und Beteiligungsgesellschaften, die bis 2008 alle Anteile an die Österreichische Post verkauften. bot

Elektromobilität: Hamburg will Ladepunkte auf 10.000 erhöhen

Bürokratieentlastung: Bundesrat stimmt neuer Verordnung zu

Automobilzulieferer: Bosch will weitere Stellen streichen

A7 wird zeitweise gesperrt

Schwerpunktkontrollen: Viele Verstöße von Lkw und Bussen

Alle Schlagzeilen

Miteigentümer gesucht

HASHTAG

#KEP

USA: Amazon will Luft-Autobahn für Drohnen

GLS führt mobilen Paketschein ein

Unfall mit Gefahrgut bei Paketdienst

MEISTGELESEN

Emons Spedition siedelt sich am c-Port an

Bund und Länder fördern Brennstoffzellen-Lkw von Daimler Truck

Fiege baut Logistikzentrum bei Leipzig

STELLENANGEBOTE

Schichtleiter (w/m/d) Logistik - Warenausgang

Head of Logistics (w/m/d) mit fundierter Erfahrung im internationalen Versand

Koordinator (m/w/d) Intralogistik mit Teamleitungsfunktion

Leiter (w/m/d) Logistik Teilbereich Warenausgang

Area HR Business Partner

WEITERLESEN

NEWSLETTER