Mit dreien zurück

Marktüberkapazitäten und hoher Preisverfall bewogen Schmitz Cargobull, die Fertigung von Container-Chassis 2014 komplett einzustellen. Fünf Jahre später sehen die Münsterländer bessere Voraussetzungen und melden sich mit einem abgespeckten Programm zurück. "Der Containermarkt wächst, Experten erwarten in den kommenden zehn Jahren im Containerumschlag einen Anstieg von heute 22 Millionen auf bis zu 32 Millionen TEU im Jahr 2030. Daher haben wir uns entschlossen, das Containertransport-Segment neu anzugehen", rechtfertigt Andreas Schmitz, Chef von Schmitz Cargobull, den Wiedereinstieg. Ein jährliches Marktvolumen zwischen 10.000 und 12.000 Fahrzeugen in Europa sieht der Hersteller bei den Sattelcontainerfahrgestellen. Vierstelliger Absatz geplant Von diesem Kuchen will man langfristig ein ordentliches Stück abhaben. In der kommenden Periode von ein bis zwei Jahren hofft Schmitz Cargobull, eine mittlere dreistellige Zahl an Container-Chassis verkaufen zu können. Längerfristig soll der Absatz in den vierstelligen Bereich wandern und der Marktanteil sich dem der anderen Trailer-Segmente annähern. Ob das gelingt, bleibt abzuwarten. Denn Schmitz Cargobull beschränkt sich beim Neustart auf nur drei Modelle. Die sollen allerdings über 80 Prozent der Container-Chassis-Nachfrage abdecken. In früheren Jahren standen noch 16 Modelle der alten S.CF-Baureihe zum Verkauf in den Handbüchern, mit denen Schmitz Cargobull 18 Prozent Marktanteil erzielte. Die hohe Variantenvielfalt konnte das Schmitz-Cargobull-Werk in Gotha auf Dauer nicht kostengünstig genug herstellen. So kam vor vier Jahren das Aus für diese Produktreihe in Thüringen. Den Fehler will der Trailerhersteller in diesem extrem preissensiblen Geschäft nicht wiederholen. Deshalb baut nicht mehr Gotha die neuen S.CF; die Thüringer sollen sich weiterhin auf die Kipperfahrzeuge konzentrieren. Stattdessen übernimmt der türkische Partner Koluman Otomotiv Endüstri in Mersin die Fertigung. Die Produktion erfolge trotzdem nach den Vorgaben und Qualitätsansprüchen von Schmitz Cargobull. Mit DIN-Normen und deutschem Qualitätsmanagement kennt sich Koluman tatsächlich bestens aus, zudem verfügt die Produktionsstätte in Mersin über vollautomatisierte Roboterschweißtechnik, Lackierkabinen, kathodische Tauchlackierbecken (KTL) sowie ein eigenes Testgelände. Hier können jährlich etwa 15.000 Fahrzeuge vom Band rollen. Im Angebot sind drei Container-Chassis-Varianten mit gekröpftem Hals. Das "S.CF 45 Euro" transportiert Standardcontainer von 20 bis 45 Fuß. Mit ihm lassen sich ein 20er-Container mittig beziehungsweise heckbündig und 30er-Container heckbündig fahren. Der manuelle Frontausschub mit Multilock-Verriegelung garantiert außerdem den Transport von Tunnelcontainern sowohl mit als auch ohne schräge Ecken sowie Container ohne Tunnel. Optional kann das Chassis mit zwei Steplocks versehen werden. Sie verriegeln die Container mit und ohne Tunnel am Heckausschub. Der pneumatische Heckausschub lässt sich per Knopfdruck leicht, zeitsparend und sicher bedienen. Das robuste Sattelcontainerfahrgestell "S.CF 45 Euro Light" ist die nutzlastorientierte Variante. Sein Einsatz bietet sich an, wenn viele schwergewichtige Transporte mit 40- und 45-Fuß-Containern stattfinden. Das nutzlast- und gewichtsoptimierte Chassis mit Diagonalverstrebungen wiegt laut Hersteller lediglich 4250 Kilogramm. Auf Wunsch stattet Schmitz Cargobull das Fahrgestell mit Adaptern aus, die einen 40-Fuß-Container ohne Tunnel aufnehmen können. Auch 45-Fuß-Container mit kurzem Tunnel oder geraden Ecken stellen damit für die Verladung kein Problem dar, sofern eine Ausnahmegenehmigung für den Transport erteilt ist. Die praxisoptimierte Alternative heißt "S.CF 40 LX" und soll dann punkten, wenn ein rationeller Transport und heckbündiges Stellen von 20- und 40-Containern Vorrang haben. Auch zwei 20-Fuß-Container und ein 40-Fuß-Tunnelcontainer sind auf dem LX möglich. Mit optionaler Steplock-Verriegelung zur Höhenanpassung darf der Fahrer auch 40-Container ohne Tunnel verladen. Das 40-Fuß-Chassis besitzt einen starren Frontbalken, der das Verriegeln von 40-Fuß-Containern mit und ohne Tunnel in der gleichen Position erlaubt. Alle drei Fahrgestelle weisen eine Rahmenhalshöhe von 130 Millimetern auf, wodurch sich eine Gesamthöhe von vier Metern einhalten lassen soll, selbst wenn mit 1,10 Metern Aufsattelhöhe High-Cube-Container transportiert werden. Der zentrale Heckausschub erlaubt ein leichtes Einstellen der gewünschten Position, die Kolbenstange des Ausschubzylinders liegt geschützt im Zentralrohr, was Beschädigungen vereitelt. Dank der heckbündigen Containerposition kann der Lkw-Fahrer an Laderampen andocken; am hinteren Containerbalken montierte Anfahrpuffer helfen dabei. Ein über die gesamte Fahrzeugbreite verlaufender Stahlanfahrschutz vermeidet Staplerschäden bei Heckbeladung. Die Steplocks am Heckbalken und zusätzliche, aufstellbare Containerauflagen stehen als Option bereit. In der Aufpreisliste befinden sich außerdem Liftachse, ausziehbarer Unterfahrschutz, Werkzeugbox, Dokumentenbox, Ferry-Ösen für den Fährverkehr, Feuerlöscher und vieles mehr. Mehr zum Thema im Dossier "Container-Chassis"

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