Mit dem Stromer durch den Winter

Nach neun Monaten in der VR- Redaktion steht der Kilometerzähler von K-N 2215 bei 7710 km. Schließlich gestaltet sich das Kilometersammeln bei einem Elektro-Transporter schwieriger als bei seinen Kollegen mit Verbrennungsmotor. Denn selbst bei guten Bedingungen ist die in den Lithium-Ionen-Akkus gespeicherte Energie spätestens nach 120 Kilometern aufgebraucht. Dann muss der Nissan zum Nachladen an die Steckdose, was an unserem normalen 230-Volt-Anschluss schon mal bis zu zwölf Stunden dauern kann. Weshalb das Haupteinsatzgebiet des Stromers nach wie vor der Stadtverkehr ist. Und hier macht uns das lautlose Gleiten mit dem Nissan weiterhin einfach Spaß. Mit seinen 109 PS und vor allem den 254 Newtonmetern Drehmoment ab null Umdrehungen zeigt der Stromer mancher Luxuslimousine beim Ampelstart die Rücklichter. Auch wenn es den seit Oktober montierten Bridgestone-"Blizzak"-Winterreifen mehr Probleme bereitet, die geballte Antriebskraft auf die Straße zu bringen als den Goodyear-"Efficient-Grip" Sommerreifen. Sehr gespannt waren wir, wie sich der Elektro-Transporter im Winter schlagen würde. Und auch, wenn die kalte Jahreszeit in diesem Jahr eher milde ausfiel, bildeten sich innerhalb der Redaktion schnell zwei Lager. Die einen lehnten längere Fahrten im Stromer bei Temperaturen um den Gefrierpunkt kategorisch ab, die "härtere" Kategorie bewaffnete sich mit dicker Winterjacke, Wollmütze und Handschuhen. Denn wer längere Strecken plant, für den ist die elektrische Heizung tabu. Verlieren die Akkus laut Anzeige schon allein wegen niedriger Temperaturen bis zu 20 Kilometer Reichweite, purzelt diese mit dem Einschalten der Heizung noch deutlich weiter herunter. Mehr als 80 bis 90 Kilometer sind dann je nach Strecke kaum drin. Die Heizung kostet viel Reichweite Wir wollten es genau wissen und fuhren daher bei gleich niedriger Außentemperatur viermal die gleiche Strecke, zweimal mit und zweimal ohne Heizung. Mit dem Ergebnis, dass der Energiebedarf durch die Wärmequelle auf der Teststrecke um knapp 35 Prozent anstieg. Was sich übrigens auch im durchschnittlichen Stromverbrauch über die 7710 Kilometer widerspiegelt. Der Wert stieg über den Winter von 16,8 im Sommer auf 18,8 kWh pro 100 Kilometer an. Dieser Problematik scheint sich Nissan durchaus bewusst zu sein und verweist deshalb in der Betriebsanleitung auf die serienmäßige Sitz- und Lenkradheizung. Beide bringen auf kurzen Strecken tatsächlich Linderung, gegen eisige Füße und beschlagene Scheiben hilft das allerdings nicht. Ältere Kollegen fühlten sich im E-NV 200 deshalb an ihre lang zurückliegende VW-Käfer-Zeit erinnert -. Diebe stahlen das Ladekabel Dessen legendäres "Läuft-und-läuft"-Image gilt übrigens ebenfalls für den Nissan. Bis auf ein harmloses Schaben der Lenksäulenverkleidung - dessen Ursache der Nissan-Service-Partner bislang nicht finden konnte - machte der Stromer innerhalb der neun Monate keinerlei Probleme. Nur einmal hatte ein Kollege Pech,wobei den Testwagen daran kaum Schuld trifft. Als der Redakteur K-N 2215 morgens bei einer öffentlichen Ladesäule in der Münchner Innenstadt abholen wollte, hatten Diebe das Ladekabel gestohlen. Unsere Kritik, warum dieses beim Ladevorgang des E-NV 200 nicht verriegelt würde, begründet Nissan einleuchtend: Auf diese Weise würden die Diebe wenigstens die Ladebuchse nicht beschädigen, wenn sie das Kabel herausbrächen. Auch wieder wahr. Wir "tanken" seitdem jedenfalls möglichst nur noch an der eigenen Zapfsäule in der sicheren Firmen-Tiefgarage -. Oder beim Einkaufen im Discounter. Hier bringen 20 Minuten am Starkstromkabel immerhin zehn Kilometer Reichweite. Perfekt fürs Chaos des City-Verkehrs sind die kompakten Abmaße des Nissan. Denn er passt mit seinen 1755 Millimetern Außenbreite durch nahezu jede Nische und zwängt seine 4,56 Meter Länge auch in engste Parklücken. Dabei besonders hilfreich: Die Rückfahrkamera, die Nissan bei der "Premium"-Ausstattung serienmäßig spendiert. Genauso übrigens die Klimaautomatik, nur dass die - wie die Heizung - Reichweite kostet und für uns daher meist tabu ist. Alle Tests und Fahrberichte für Abonnenten www.verkehrsrundschau.de/testdatenbank

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