Metro sucht Transporteure

Der E-Commerce boomt: Knapp 62,5 Milliarden Euro haben laut einer Studie, die die Onlineplattform RetailMeNot in Auftrag gegeben hat, allein im vergangenen Jahr in- und ausländische Online-Händler in Deutschland umgesetzt. Und 2017 sollen es rund 73 Milliarden Euro werden. Kleine und mittlere Transportbetriebe, die schwerpunktmäßig in einer Region zustellen, haben von diesem Wachstum bislang nur wenig profitiert. Es wäre aber falsch, warnt Andreas Kruse, Handelsexperte des EHI-Retail-Instituts in Köln, jetzt vorzeitig in diesem Segment die Flinte ins Korn zu werfen. "Die weitaus meisten E-Commerce-Lösungen wenden sich zwar an Privatkunden", sagt er. "Weitgehend unterschätzt werden jedoch Angebote für Geschäftskunden." Genau solche Konzepte, ist Kruse überzeugt, eröffnen auch kleineren Transporteuren Chancen. Neben Eigen- jetzt auch Fremd-Fuhrpark Aktuelles Beispiel ist der "Food Service Distribution" (FSD), den Metro Cash & Carry schon vor drei Jahren für gewerbliche Kunden entwickelt hat. Das Großhandels-Unternehmen beliefert dafür Hotels, Restaurants und Caterer mit Frischeartikeln, Tiefkühlprodukten und anderen Lebensmitteln. Bislang setzte Metro dafür ausschließlich fest angestellte Fahrer und konzerneigene Lkw mit 12 oder 18 Tonnen Gesamtgewicht ein. Nun beauftragt der Großhändler für solche Transporte auch externe Transportbetriebe. Zusätzliche Lkw braucht Metro Cash & Carry aus zwei Gründen: Zum einen weil Hotels, Restaurants und Caterer nun Wunschtermine und -zeitfenster wählen können. Zum andern hat das Großhandelsunternehmen sein Netzwerk erweitert: So gibt es neben dem bisherigen Standort im südhessischen Weiterstadt nun vier neue Depots in Berlin, Neu-Ulm, Neumünster und Neuss. Jeder Standort ist an einen Metro-Großmarkt angeschlossen und lagert auf über 1000 Quadratmetern bis zu 6000 FSD-Artikel. Auch sein Sortiment hat Metro Cash & Carry um regionale Artikel und weitere häufig nachgefragte Lebensmittel ergänzt. Die Anforderungen der Metro Die Anforderungen an externe Zustellpartner sind allerdings hoch. So engagiert Metro Cash & Carry ausschließlich Unternehmen, die sich auf den Transport von Lebensmitteln spezialisiert haben. Über die marktüblichen Zertifizierungen hinaus müssen die Betriebe auch den Hygieneregeln des HACCP-Konzepts genügen und möglichst Mehrkammer-Lkw einsetzen. Ebenfalls wichtig: "Sie müssen kundenorientiert arbeiten und sicherstellen, dass die Ware pünktlich am Zustellort eintrifft", betont eine Metro-Sprecherin. Offen ist noch, wie viel Prozent der Touren künftig konkret von externen Partnern gefahren werden sollen. Fest steht nur: Metro Cash & Carry will mit seinem neuen Konzept Neukunden gewinnen. Werden andere folgen? Spannend ist, wie viele andere Großhändler dem Beispiel von Metro folgen, egal ob sie nun Lebensmittel, Fahrzeugteile, Elektronikartikel oder andere Produkte verkaufen. Potenzial ist laut SAP-Experte Andreas Wombs da: "Viele Firmen haben das Potenzial der Digitalisierung noch nicht ausgeschöpft." Und Wombs muss es wissen: Weltweit arbeiten über 12.000 Großhändler, darunter über 6100 in Europa, mit den Warenwirtschafts-Lösungen von SAP. Experten-Tipp E-Commerce: Chancen nutzen "Transportbetriebe, die in den Zustellmarkt für E-Commerce-Anbieter einsteigen wollen, sollten den Markt sorgfältig auf Nischen in den Sortimenten oder Services sondieren", rät Andreas Kruse, Director Business Development Logistics + Packaging des EHI-Instituts in Köln.Potenzial sieht der Handels- und E-Commerce-Experte da vor allem im Zwei-Mann-Handling und im B2B-Handel. Ebenfalls interessant könne die Kooperation mit Startups sein, denen man innovative Services auf lokaler Basis bietet, zum Beispiel für die letzte Meile. Ein Transportunternehmer sollte in jedem Fall aber dringend prüfen, ob die Lösungen der Start-ups auch zu dem Service-Portfolio des eigenen Unternehmens passen. bot/eh

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