Maut macht Strecke

Grünes Licht - seit Kurzem ist die vierte Änderung des Bundesfernstraßen-Mautgesetzes beschlossene Sache. Damit ist es amtlich: Ab dem 1. Juli 2018 wird die Lkw-Maut auf alle Bundesstraßen ausgeweitet. Zu den bislang rund 12.800 Kilometern Bundesautobahn und 2300 Kilometern autobahnähnlichen Bundesstraßen kommen weitere 37.000 Kilometer auf Bundesstraßen, für deren Nutzung per Lastwagen eine Gebühr anfällt. Die bis zu zwei Milliarden Euro Mehreinnahmen, die die Erweiterung pro Jahr einspielen kann, sollen in den Erhalt und den Ausbau der Verkehrsinfrastruktur in Deutschland fließen. Der bisherige Mautbetreiber Toll Collect wurde bereits Ende Juni 2016 vom Bundesministerium für Verkehr und digitale Infrastruktur (BMVI) mit der technischen Vorbereitung der Mauterweiterung beauftragt. Die Bundesregierung sieht in der Entscheidung nicht nur eine gerechtere Lastenverteilung bei der Finanzierung der Infrastruktur, sondern auch einen weiteren Schritt zur Entlastung für Mensch und Umwelt, da Lkw mit hohem Schadstoffausstoß vergleichsweise hohe Mautsätze zahlen. Die Ausweitung wird daher als Anreiz für Investitionen in einen schadstoffarmen Fuhrpark verstanden. Säulen statt Brücken Ob die Speditionen diesem Denken folgen und tatsächlich deswegen auf schadstoffärmere Lkw setzen werden, ist ungewiss. Fest steht aber: Das Straßenbild in Deutschland wird sich mit der neuen Mautregelung ändern. Bereits ab dem Frühsommer 2017 sollen mehr als 600 neue Kontrollsäulen aufgebaut werden. Sie sollen entlang der neuen Mautstrecken auf den Bundesstraßen die mobilen Kontrollen des Bundesamtes für Güterverkehr (BAG) ergänzen und überprüfen, ob Lkw ab 7,5 Tonnen zulässigem Gesamtgewicht die Maut korrekt bezahlt haben. Im Gegensatz zu den Kontrollbrücken auf den Autobahnen, die alle Fahrstreifen überspannen, stehen die knapp vier Meter hohen neuen Kontrollsäulen seitlich neben den Bundesstraßen, verfügen aber technisch über ähnliche Funktionen: Ausschließlich Daten von Fahrzeugen, die im Verdacht stehen, die Maut nicht oder nicht korrekt beglichen zu haben, gehen an ein Kontrollzentrum, alle weiteren Daten werden laut Toll Collect sofort gelöscht. Eine farbliche Kennzeichnung der Säulen soll laut Toll Collect eine Verwechslung mit Geschwindigkeitsblitzern verhindern. Mehr Mautstrecke gleich mehr Nutzer Dadurch, dass das Mautnetz um das Zweieinhalbfache anwachsen wird, werden mehr Lkw und Speditionen betroffen sein als bisher. Unternehmen, die bereits bei Toll Collect registriert sind und ihre Fahrzeuge schon mit der On-Board-Unit (OBU) zur automatischen Mauterhebung ausgestattet haben - insgesamt sind über eine Million Geräte eingebaut -, sind technisch bereits heute gerüstet und müssen nicht weiter aktiv werden: Die OBU können auch nach der Ausweitung der Lkw-Maut auf alle Bundesstraßen weiterverwendet werden. Es wird aber auch Unternehmen geben, die ab dem 1. Juli 2018 stärker von der Maut betroffen sind und über einen Wechsel von der manuellen hin zur automatischen Einbuchung nachdenken sollten - dafür müssen sie ihre Fahrzeuge mit der OBU nachrüsten. Und schließlich gibt es noch die dritte Zielgruppe: Speditions- und Logistikfirmen, die durch die Ausweitung der Maut auf alle Bundesstraßen erstmalig von der Gebühr betroffen sind. Toll Collect geht daher davon aus, dass eine große Zahl weiterer Fahrzeuge mit einer OBU ausgerüstet werden muss, und rät dazu, sich rechtzeitig zu informieren und frühzeitig zu handeln. Gerade Vielfahrern empfiehlt Toll Collect das automatische Einbuchungsverfahren über die OBU, um Zeit und Geld zu sparen. Unternehmen müssen sich dafür online über das Kunden-Portal bei Toll Collect (www.toll-collect.de) registrieren. Auch die Fahrzeuge können online angemeldet werden. Bei einem Besuch beim Servicepartner wird die OBU eingebaut, wobei das Unternehmen die Kosten für den Einbau trägt, während Toll Collect die Hardware kostenfrei zur Verfügung stellt. Neu: zentrale Mauterhebung Nicht ausschließlich auf Unternehmerseite muss auf- oder nachgerüstet werden. Auch das Lkw-Mautsystem selbst steht durch den großen Netzzuwachs vor Herausforderungen - nicht nur durch die wachsende Anzahl der Nutzer und Strecken. Denn im Gegensatz zu Autobahnen gibt es auf den Bundesstraßen häufiger Änderungen, beispielsweise durch vorübergehende Straßensperrungen oder Durchfahrverbote. Mit diesen schneller wechselnden Gegebenheiten ändern sich auch die Daten für die Mauterhebung häufiger und kurzfristiger, als es im Moment noch der Fall ist. Toll Collect stellt deshalb bei der Mauterhebung von einer dezentralen auf eine zentrale Datenverarbeitung um. Das heißt, dass die OBU künftig nicht mehr die bereits berechneten Mautbeträge an das Rechenzentrum senden, sondern nur noch die Fahrtdaten und die zur Mauterhebung relevanten Fahrzeugmerkmale. Erst in der Zentrale erfolgt dann die finale Berechnung der Maut. Ab Herbst dieses Jahres werden die OBU laut Toll Collect schrittweise in die zentrale Erhebung überführt - ohne dass Fahrer oder Unternehmer etwas dafür unternehmen müssen. OBU zeigt Mautbetrag nicht mehr an Sichtbar wird die Neuerung allerdings durch eine neue Anzeige auf der OBU: Das Display wird künftig während der Fahrt nur noch die Achszahl und die Bezeichnung des Dienstes anzeigen - nicht mehr den Mautbetrag. Die grüne LED soll aber weiterhin die korrekte Mauterhebung signalisieren, während das bisherige akustische Signal bei der Durchfahrt eines Streckenabschnitts entfällt. Um den Überblick über die einzelnen Fahrten trotzdem nicht zu verlieren, sollen laut Toll Collect künftig alle Informationen im Online-Kundenportal zu finden sein, wofür es Ende 2017 die neue Servicefunktion "Fahrtdetail" geben soll. Auch die manuelle Einbuchung der Lkw-Maut entwickelt Toll Collect weiter. So wird es beispielsweise mit der Ausweitung der Maut auf alle Bundesstraßen ab 2018 eine Smartphone-App geben, mit der die Maut eingebucht werden kann. Mehr zu diesen Neuerungen und den verschiedenen Bezahlmöglichkeiten lesen Sie in der VerkehrsRundschau 17/2017. Mehr zum Thema finden Sie im Dossier "Lkw-Maut" www.verkehrsrundschau.de/dossiers Die Serie Maut auf Bundesstraßen Ab Juli 2018 kassiert Toll Collect die Lkw-Maut auf allen Bundesstraßen. Was Unternehmer darüber wissen müssen.- VR 16: Was sich mit den neuen Regeln ändert- Die Maut-App und Bezahlmethoden im Überblick Zeitachse Die Lkw-Maut in Deutschland - 2005 Start des Mautsystems in Deutschland für Lkw ab 12 Tonnen zGG- 2007 Einführung der Mautpflicht auf Bundesstraßen für die ersten 75 KilometerAusweichstrecken- 2009 Tarifeinführung für Fahrzeuge mit Partikelminderungsfiltern- 2011 Start des länder- und systemübergreifenden Mautdienstes Toll2Go in Kooperation mit Österreich- 2012 Ausdehnung der Maut auf bestimmte vierspurige Bundesstraßen- 2015 Einführung von Tarifen, die den Anteil der Luftverschmutzung berücksichtigen, und eines Tarifs für Euro-6- Fahrzeuge / Weitere 1100 Kilometer Bundesstraßen werden mautpflichtig / Ausweitung der Mautpflicht auf Fahrzeuge ab 7,5 Tonnen zGG- 1. Juli 2018 Ausweitung der Lkw-Maut auf alle BundesstraßenQuelle: Toll Collect

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