Berlin. Der Bundesverband Güterkraftverkehr Logistik und Entsorgung (BGL) verwies auf seiner Mitgliederversammlung 2018 in Berlin darauf, dass das deutsche Transportlogistikgewerbe aufgrund von Wettbewerbsnachteilen und Dumpingkonkurrenz seit vielen Jahren kontinuierlich Marktanteile im Straßengüterverkehr auf Deutschlands Straßen verliert. Diese Entwicklung dürfte sich auch weiter fortsetzen.
Binnen elf Jahren sank der Marktanteil deutscher Lkw (gemessen an den auf deutschen Autobahnen und mautpflichtigen Bundesstraßen zurückgelegten Kilometern) laut Mautstatistik des Bundesamtes für Güterverkehr (BAG) in Köln von 65,7 Prozent im Jahre 2007 auf nur noch 55,8 Prozent im 1. Halbjahr 2018. Lkw aus den EU-Beitrittsstaaten dagegen konnten ihren Marktanteil im gleichen Zeitraum von 18,4 Prozent auf beachtliche 35,0 Prozent fast verdoppeln und damit den elften Marktanteilsrekord in Folge einfahren.
Die Lkw aus allen „alten“ EU-Staaten (ohne Deutschland) kommen zusammen auf einen Marktanteil von 6,8 Prozent . Da auf den Bundesstraßen die deutschen Lkw über 80 Prozent der Verkehre durchführen, dürfte die amtliche Mautstatistik nach der Erweiterung der Mautpflicht auf alle Bundesstraßen zum 01. Juli 2018 verzerrte Daten liefern: Es ist davon auszugehen, dass in den nächsten Monaten steigende deutsche Marktanteile ausgewiesen werden, weil auf den jetzt neu erfassten ca. 38.000 km Bundesstraßen die Anteile deutscher Lkw höher sind als auf den bisher erfassten Bundesfernstraßen. Oder anders formuliert: In den nächsten Monaten vermeintlich steigende deutsche Marktanteile dürfen nicht darüber hinwegtäuschen, dass ab Juli 2019 im Jahresvergleich die deutschen Marktanteile wieder sinken dürften.
Gefälle zwischen Ost und West
Laut BGL liegen die Ursachen für diese Entwicklung unter anderem im anhaltenden Lohn- und Sozialkostengefälle zwischen West und Ost. Dieses manifestiert sich auch in immer mehr deutschen Fuhrparks, die zwar im Ausland zugelassen und mit ausländischen Nummernschildern versehen werden, aber dauerhaft in Deutschland stationiert bleiben. Die Fahrer dieser Fuhrparks stammen meist aus Mittel- und Osteuropa und werden zu dortigen Konditionen bezahlt. Viele von Ihnen verbringen die gesamten Ruhe- und Freizeiten im Lkw auf Autobahnparkplätzen („Lkw-Camping“).
Hier könnte nach Ansicht des BGL das EU-Mobilitätspaket der Europäischen Kommission für Abhilfe sorgen. Nachdem die Verhandlungen darüber im EU-Parlament und im EU-Ministerrat ins Stocken geraten sind, soll von der österreichischen Ratspräsidentschaft ein Kompromisspapier vorbereitet werden, um das Mobilitätspaket nach Möglichkeit noch in der bis Juni 2019 laufenden Legislaturperiode zu verabschieden. Eine zentrale Forderung des BGL ist unter anderem die Einbeziehung kleiner Lkw unter 3,5 Tonnen in die Regelungen des Markt- und Berufszuganges, um unfairen Wettbewerb zu unterbinden und die Verkehrssicherheit zu erhöhen. Generell gilt: Wirkungsvolle Kontrollen sind für die Korrekturfunktionen des EU-Mobilitätspakets unerlässlich. (fa)