MAN vs. Scania

MAN vs. ScaniaDer Löwe ist KingJa, wie, nun soll plötzlich Scania MAN schlucken? Unsere Detailanalyse durch alle Klassen sieht MAN klar als Technikführer.Verkehrte Welt in den Gazetten: „Scania könnte MAN übernehmen“, vermeldete die Wirtschaftspresse vergangenen November. Die Süddeutsche Zeitung berief sich bei der Behauptung auf ein „entsprechendes Denkmodell“, das VW favorisiere. Man kann davon ausgehen, dass solche Gerüchte nicht grundlos entstehen und es VW-Strippenzieher Ferdinand Piëch nicht ganz unrecht ist, wenn sich der Druck im Kessel der von ihm erträumten großen LKW-Allianz unterm VW-Dach erhöht. Bereits 2008 berichtete der TRUCKER über das große „VW-Pacman“, als Wolfsburg sich zusätzlich zur Mehrheit an Scania auch noch 30 Prozent an MAN sicherte. Seither ist nicht viel passiert, und die von Piëch gewünschte Suche nach Synergien zwischen München und Södertälje scheint nicht voranzukommen. Fast erinnert es an die Kooperationsbemühungen zwischen den Erzrivalen Mercedes und BMW, die ziemlich im Sande verlief: Sitzgestelle will man nun gemeinsam konstruieren ... Zusammenarbeit würde Sinn machen Auch bei Scania und MAN sondierte man „durchaus freundschaftlich“, wie es beschönigend heißt, tatsächlich eher misstrauisch, wo die beiden allzu ähnlichen LKW-Rivalen gemeinsame Sache machen könnten. Das Misstrauen wurde sicher nicht kleiner nach dem ungestümen Frontalangriff von 2006 unter Führung von Håkan Samuelsson, als der Löwe nach dem Greif schnappte, aber VW den Übernahmeversuch stoppte. Scania wehrte sich damals erbittert. Klar ist, dass es industriell durchaus Sinn machen würde, wenn MAN und Scania bei Einkauf von Teilen, bei Komponenten oder der Entwicklung immer teurerer Motortechnik zusammenarbeiten würden. Auf eine Milliarde Euro schätzt Ferdinand Piëch dem Vernehmen nach das Einsparpotenzial, eher eine niedrige Schätzung.LKW-Allianz unter falschen VorzeichenAber weshalb die VW-LKW-Allianz unter Führung von Scania laufen soll, erschließt sich nicht ganz. Da mag der VW-Strippenzieher noch so sehr von Scania als Premium-Marke schwärmen. Bei nüchterner Betrachtung hat MAN quer durch die facettenreiche Welt der Nutzfahrzeuge mehr einzubringen. Der Burglöwe kann ja auch noch VW do Brasil – zurzeit unter MAN-Fittichen, bald mit MAN-Technik – in die Waagschale werfen. Dazu Sinotruck in China, Force in Indien und schließlich spezielle Worldwide-Modelle des TGS und der Basis-LKW CLA. Dagegen ist Scania eben doch ein, zweifellos exzellenter, Spezialist im Straßengüter(fern)verkehr. Ein wenig fühlt man sich daran erinnert, als ein kleiner, feiner Sportwagenbauer einen Vollsortimenter aus Wolfsburg übernehmen wollte ... ❙❚■ Johannes Reichel, Gerhard GrünigZukunft ungewiss: Wie es mit Scania und MAN unter VW-Führung weitergeht, ist weiter offenKlarer Auftaktsieg für München: Bei den Leichten ist der TGL der Maßstab – nutzlaststark, komfortabel, sparsam. Scania tritt gar nicht erst an. Könnte ein Ansatz für Aufgabenteilung werden ... Verteiler leicht 1 : 0Gleiches Bild in der Mittelklasse: Der Scania P mag noch komfortabler und burgsolide sein. Aber hier zählt Nutzlast. Der P ist ein kleiner R und über-dimensioniert, der TGM dagegen genau richtig. Verteiler Mittel 1 : 0Mit dem kompakten TGS in Kombi mit leichtem, sparsamem D20-Sechszylinder dominiert MAN auch hier. Scania tritt teils noch mit altem 11,7-Liter an. Die P/G-Kabine ist nicht wirklich kompakt. Nat. Fernverkehr 1 : 0Endlich eine Klasse, in der Scania dominiert – legendäre V8, tolles automatisiertes Getriebe, große Leistungsbreite, runderneuertes, feines Interieur. Einziges Plus für MAN: das riesige XXL-Haus.Internat. Fernverkehr 0 : 1Auch wenn MAN den Low Entry wieder aufgab und Scania (nicht wirklich erfolgreich) nachrückt – bei Variantenvielfalt und Werkslösungen ist der Löwe breiter aufgestellt und kundenorientierter.Branchenfahrzeuge 1 : 0Mag MAN mit 680 zu 730 PS ein PS-Manko haben, so hat Scania der TGX-Schwerlastzugmaschine nichts Entsprechendes entgegenzusetzen. WSK und externe Kühlung sind wichtiger als 50 PS mehr!Schwerlast-LKW 1 : 0Auch bei den Superspezialisten liegt die „Maschinenfabrik“ erneut vorn. Sei‘s der Panther auf MAN-Basis oder der KAT, Inbegriff des geländegängigen Militärlasters, als 4x4, 6x6 oder 8x8.Spezialfahrzeuge 1 : 0Ein Punkt, der so geschmacksabhängig ist, dass er geteilt werden muss. Scania hat den besten Fahrerplatz, MAN mehr Platz und die Vielfalt, um die passende Kabine für jeden Einsatz zu bieten.Kabinen 1 : 1Pari auch hier. MAN hat zwar die EGR-Euro-5-Motoren „storniert“. Aber auch bei Scania sind die SCR-Triebwerke sparsamer, EGR ist mit Euro 6 erledigt! Scania ist beim V8 voraus, MAN bei den Sechszylindern.Motoren 1 : 1Die Tipmatic galt lange als Maß. Scania hat mit Zweipedal-Opticruise nicht nur aufge-, sondern überholt: schneller, sanfter, cleverer. Achsen, Rahmen, Fahrwerke sollten dann aber bitte von MAN kommen!Getriebe/Achsen 1 : 1 –MAN : ScaniaMAN vs. ScaniaIndustrielle Führung sollte bei MAN liegenDiese Partie hat einen klaren Sieger – für uns liegt MAN beim Vergleich aller Klassen und Finessen mit 9:4 Punkte vorn. Der Kult um die Greif-Marke, der – berechtigte – Premium-Ruf sollten nicht blenden. Für die Führung einer LKW-Allianz liegt MAN als stark diversifizierte Marke näher. Nach Weltsicht der PKW-Manager wäre Scania dann Audi, MAN wäre VW. Unsere Meinung: Eine Kooperation sollte darin münden, dass Scania Getriebe und den V8-Motor liefert. Die Sechszylinder sollten von MAN kommen, ebenso Achsen, Rahmen, Fahrwerke. Und bei den Kabinen sollten beide ihre Linie fortsetzen! Kontakt: johannes.reichel@springer.comJohannes Reichel RedakteurKommentar

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