Berichte, wonach ZF angeblich eine Ausgliederung der Sparte „Elektrifizierte Antriebstechnologien“ prüfe, hätten die Gewerkschaft völlig überrascht, teilte die IG Metall in Saarbrücken mit. Bei ZF hieß es auf Anfrage lediglich, das Unternehmen prüfe strategische Kooperationen und Partnerschaften für diesen Bereich.
Das Handelsblatt hatte berichtet, dass schon in diesem Jahr die Abkopplung der Kernsparte „E-Division“ abgeschlossen werden solle, um sie 2026 womöglich zu verkaufen. Die Sparte umfasst nicht nur elektrische, sondern auch konventionelle und hybride Antriebe. Sie mache mit mehr als 32.000 Beschäftigten 11,5 Milliarden Euro Umsatz. Jeder fünfte Beschäftigte und knapp ein Viertel des Konzernumsatzes würden abgespalten.
Auch das ZF-Werk mit rund 10.000 Beschäftigten in Saarbrücken wäre dann davon betroffen. Der saarländische Wirtschaftsminister Jürgen Barke (SPD) erwartet von der Konzernleitung zeitnah verlässliche Perspektiven für den Standort im Saarland.
ZF: Strategische Kooperationen und Partnerschaften
Der Konzern ZF äußerte sich bisher nicht direkt zu dem Bericht. Eine ZF-Sprecherin teilte auf Anfrage mit, dass der Bereich „Elektrifizierte Antriebstechnologien“ in besonderem Maße unter dem verzögerten Anlauf der E-Mobilität, den hohen Kosten und daraus resultierenden geringen Margen im traditionellen Getriebe-Geschäft leide. „Um dieser Division wieder profitables Wachstum zu ermöglichen und die dafür nötigen Investitionen zu tätigen, prüfen wir derzeit strategische Kooperationen und Partnerschaften.“
Diese könnten sich auf einzelne Komponenten oder auch die gesamte Division beziehen. Dazu sei ZF auch im Dialog mit der Arbeitnehmervertretung. „Den Status dieser Überlegungen“ kommentiere man jedoch nicht öffentlich.
„Eigentlich war das Ziel, in weiteren Gesprächen nach gemeinsamen Lösungswegen und Alternativen zu schauen“, sagte der Erste Bevollmächtigte der IG Metall Saarbrücken, Patrick Selzer, der „Deutschen Presse-Agentur“. Eine derartige Maßnahme sehe jedoch „eher nach einer Verzweiflungstat als nach einem sinnvollen Fahrplan“ aus.
IG Metall fordert ein tragfähiges Konzept
Im vergangenen Jahr hatte ZF angekündigt, bis zum Jahr 2028 an den 35 ZF-Standorten in Deutschland bis zu 14.000 Stellen zu streichen. Bis Ende 2025 sollen bei ZF in Saarbrücken 1800 Arbeitsplätze wegfallen. Den Standort im Saarland hatte ZF-Vorstandschef Holger Klein noch im Oktober 2024 als „ganz wesentliches Werk“ für das Unternehmen und als „Kern der Getriebetechnologie und auch der Transformation zur E-Mobilität“ bezeichnet.
Die IG Metall fordert ein tragfähiges Konzept für die „E-Division“. Die Pkw-Antriebssparte sei und bleibe Herzstück der ZF – die über 20.000 Beschäftigten dieses Geschäftsfeldes bräuchten eine sichere Zukunft. Der Fokus müsse darauf liegen, die operativen Themen von ZF zu lösen und die Division wettbewerbsfähig aufzustellen. Eine Ausgliederung der „Division E“ sei für die Arbeitnehmervertretung jedoch keine Option. Selzer: „Nach unserer Auffassung bedroht dies massiv unsere Arbeitsplätze an den saarländischen Standorten.“