Machbarkeitsstudie KsNI: Noch weit entfernt

In Kürze Es ist ein Drama: Ein Transportunternehmen will das Klima entlasten, sieht sich aber utopischen Kosten und Risiken ausgesetzt. Der Fall der Eugen Meyer GmbH aus Kirchheim zeigt, wie schwer die Umstellung für den Mittelstand werden kann. "Enttäuschung": Dieses Wort gab es am 30. Januar in Kirchheim am Neckar sehr oft zu hören. Die Eugen Mayer GmbH hatte eine Machbarkeitsstudie in Auftrag gegeben, die zeigen soll, wie der eigene Fuhrpark umweltfreundlich aufgerüstet werden kann. Politik, Verbandsvertreter, Mitarbeiter - allen wurde bei der Vorstellung der Ergebnisse nun deutlich, wie kompliziert dieser Schritt tatsächlich ist. Die Eugen Mayer GmbH ist ein klassischer Mittelständler, der sich auf die Bau- und Entsorgungsbranche spezialisiert hat. 16 eigene Lkw unterhält das Unternehmen, dazu kommen 22 Baumaschinen und fünf Pkw. Die schweren Lastwagen fahren wahlweise mit Container, als Abroller oder Kipper, hinzu kommen noch ein paar Sattelzugmaschinen. Das Transportunternehmen, das 2023 sein 78-jähriges Bestehen feiert, wird von den Geschwistern Ulrike und Michael Mayer geleitet. Sie bekamen zufällig von dem KsNI-Förderprogramm für klimaschonende Fahrzeuge mit. Jenes ermöglicht die Erstattung von 50 Prozent der Kosten, wenn man sich eine Machbarkeitsstudie zur Umrüstung des Fuhrparks erstellen lässt. Diese Studie gaben die Mayers in Auftrag und wurden daraufhin ein Jahr lang von einem Forschungsunternehmen begleitet, das den Betrieb und seine Gegebenheiten genau unter die Lupe nahm. Eigentlich günstige Voraussetzungen Ralf Wörner und Oliver Ehret vom Steinbeis Transferzentrum stellten nun am 30. Januar mögliche Wege zur Umrüstung des Fuhrparks vor. Die Studie konzentrierte sich auf Elektro- und Wasserstoff-Lkw, denn für beide bietet das Unternehmen in Kirchheim grundlegend die Startvoraussetzungen: Der Betriebshof samt Lagerhallen hat mit über 1,8 Hektar Fläche (theoretisch) genug Platz für die Infrastruktur; zudem wird in der Nähe gerade eine Erdgas-Pipeline verlegt, die ab 2030 auch Wasserstoff transportieren könnte. Je länger die Experten ihre Erkenntnisse vorstellten, desto länger wurden auch die Gesichter der Anwesenden. Für die stufenweise Umrüstung des Fuhrparks auf Elektro und H2 ergab sich ein Investitionsbedarf von rund sieben Millionen Euro - und das nur für die notwendige Infrastruktur. In der TCO betrachtet, könnten alleine die E-Lkw und -Transporter im Vergleich zum Diesel auf das Jahr gerechnet bis zu 3,2 Millionen Euro teurer sein - bei hohen Treibstoffkosten und ohne Förderung. Denn: Ob das Unternehmen staatliche Unterstützung erhält, kann nicht garantiert werden, so die Experten. Das KsNI-Förderprogramm sieht zwar eine Übernahme von 80 Prozent der Mehrkosten bei Infrastruktur und Fahrzeugen insgesamt vor, es ist aber nicht gesagt, dass man diese auch erhält - selbst wenn man den Antrag korrekt ausfüllt. Dazu kommen weitere Einschränkungen: Die E-Transporter, die bei den Mayers mit Anhänger fahren müssten, dürfen etwa aufgrund des hohen Eigengewichts bei Weitem nicht mehr so viel Nutzlast transportieren. Auch die Ladeinfrastruktur fände nur notgedrungen Platz auf dem Hof, denn die Lagerflächen werden dringend für das hauseigene Entsorgungszentrum benötigt. Von einer Wasserstofftankstelle ganz zu schweigen; diese würde mit den benötigten Trailern für die Speicherung rund 2,6 Millionen Euro kosten und enorm viel Platz beanspruchen. Hier gaben die Experten den Rat, mit der örtlichen Politik eine gemeinschaftliche Lösung zu suchen. Auch die Politik ist ratlos Wie kann das Problem gelöst werden? Die anwesenden Landtagsabgeordneten sahen unisono die Notwendigkeit, Fördergelder zur Verfügung stellen zu müssen. Aber auch die generelle Versorgungsunsicherheit in Baden-Württemberg wurde angesprochen: Kein Bundesland in Deutschland importiert seit dem Abschalten der Atomkraftwerke so viel Strom. Auf einen steigenden Bedarf aufgrund der Umstellung von Fuhrparks wäre das Land dem Anschein nach überhaupt nicht vorbereitet - zudem steht im April die Abschaltung eines weiteren Meilers an. Immerhin versicherten die Experten, Politik und die Familie Mayer, im Gespräch bleiben zu wollen. Aber selbst wenn es in diesem Fall einen gangbaren, also für den Unternehmer verlässlichen und sicheren Weg gäbe, so wäre dies nur ein Modell-versuch. Die Problematik liegt darin, dass alle Unternehmen ihre Quote zu erfüllen haben. Willige gibt es mit Sicherheit genug, das zeigt das Beispiel der Eugen Mayer GmbH. Aber die wenigsten haben bisher eine Machbarkeitsstudie in Auftrag gegeben. Das Ergebnis dürfte bei vielen ähnlich aussehen: enttäuschend. Mehr zum Thema unter #AlternativeAntriebe www.verkehrsrundschau-plus.de/hashtag

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