Frankfurt/Main. Im festgefahrenen Tarifstreit mit ihren Piloten ist die Lufthansa in die Offensive gegangen. Nach 13 Streikrunden und einer erneut gescheiterten Sondierung legte das Unternehmen am Dienstag ein neues Angebot vor, das neben Gehaltserhöhungen eine weitgehende Jobgarantie sowie Karrierechancen für die Piloten enthält.
Die Gewerkschaft Vereinigung Cockpit (VC) kritisierte, dass Lufthansa mit Tarifdetails in die Öffentlichkeit gehe. Nur am Verhandlungstisch könnten Lösungen erzielt werden, sagte ein Sprecher. Die zuständigen VC-Gremien würden aber selbstverständlich die Offerte prüfen, die man in einer ersten Einschätzung sehr skeptisch sehe. Die VC hält seit dieser Woche Pilotentreffen ab, um die Stimmung und Streikbereitschaft in der Belegschaft zu prüfen. „Der Unmut unter den Kollegen ist extrem groß“, sagte der VC-Sprecher nach Versammlungen in Frankfurt, München und Köln.
Das Unternehmen will sich nach eigenen Angaben verpflichten, bis ins Jahr 2021 rund 330 Passagierflugzeuge ausschließlich mit Piloten zu besetzen, die nach dem strittigen Konzerntarifvertrag (KTV) bezahlt werden. Das liege leicht über dem heutigen Niveau, erläuterte ein Lufthansa-Sprecher. Damit könnten nach Lufthansa-Darstellung bis zu1000 Nachwuchsflugzeugführer eingestellt und 600 neue Stellen für Kapitänsanwärter geschaffen werden.
Der Beförderungsstau ist eines der Hauptprobleme in Folge des Tarifkonflikts, in dem Lufthansa schon 2013 einen Einstellungsstopp zu KTV-Bedingungen verhängt hatte. Wegen der seit Jahren schrumpfenden Flotte der Kerngesellschaft Lufthansa werden derzeit rund 900 fertig ausgebildete Nachwuchspiloten nicht eingestellt und Copiloten warten vergeblich auf ihre Beförderung zum Kapitän.
Renteneintrittsalter soll von 59 auf 60 steigen
Die seit 2012 nicht mehr erhöhten Pilotenbezüge sollen dem Angebot zufolge in zwei Stufen um zusammen 4,4 Prozent angehoben werden. Außerdem würde jeder KTV-Pilot eine Einmalzahlung in Höhe von 1,8 Monatsgehältern erhalten, was bei Kapitänen in der Endstufe über 30.000 Euro wären. Die Piloten sollen bei gleichen Einstiegs- und Endgehältern künftig flachere Gehaltstreppen und eine auf Festbeiträge umgestellte Altersversorgung akzeptieren.
Bislang hatte Lufthansa die absolute Höhe der Betriebsrenten garantiert und sich damit hohe Milliardenlasten in die Bilanz geholt. Mit Flugbegleitern und Bodenpersonal hat der Dax-Konzern bereits das System nach seinen Wünschen umgestellt. Die geplante Vorruhestandsregelung würde hingegen weitgehend der heutigen entsprechen, erklärte die Lufthansa. Lediglich das durchschnittliche Eintrittsalter solle von jetzt 59 auf 60 Jahre angehoben werden. Individuell sei weiterhin ein Vorruhestand ab 55 Jahren möglich.
Das Angebot enthält keine Regelung für die weit schlechter bezahlten Piloten der Lufthansa-Tochter Eurowings. Die Vereinigung Cockpit will diese Kollegen mit unter das Dach des Konzerntarifvertrags holen. Schon heute wird nur noch jeder zweite Pilot im Lufthansa-Konzern nach dem KTV bezahlt. (dpa/jt)