Frankfurt/Main. Die neue Landebahn am Frankfurter Flughafen sollte nach Ansicht von Lufthansa-Chef Christoph Franz behutsam auf ihre volle Kapazität gebracht werden. Er halte einen Zeitraum von fünf Jahren für sinnvoll, sagte der Vorstandsvorsitzende von Europas größter Fluggesellschaft am Montagabend im „Internationalen Club Frankfurter Wirtschaftsjournalisten" (ICFW). Es mache aus seiner Sicht für den Flughafenbetreiber Fraport keinen Sinn, die Landerechte (Slots) sehr schnell an kleine Anbieter zu „verhökern". Das Angebot müsse vielmehr bedarfsgerecht wachsen.
Die neue Piste soll in diesem Oktober in Betrieb genommen werden und die Kapazität des größten deutschen Flughafens um 50 Prozent steigern. Das gesamte Flughafensystem, zu dem noch zwei Start- und Landbahnen sowie die Startbahn West gehören, soll in der Endstufe 126 Flugbewegungen pro Stunde ermöglichen statt heute 83. Die Passagierkapazität steigt damit laut Fraport von heute 56 Millionen auf 90 Millionen. Dazu ist auch der Bau eines dritten Terminals notwendig, das im Süden des Flughafens geplant ist.
Mit Eröffnung der neuen Bahn werde die Lufthansa an ihrem Heimatdrehkreuz sicher mehr Konkurrenz bekommen, sagte Franz. Er rechne zu Beginn mit einem relativ großen Angebotssprung, weil es aus der Vergangenheit Nachholeffekte bei den Airlines gebe. Er wiederholte die Forderung der Lufthansa, vor allem Frachtmaschinen in der Nacht Start- und Landerechte einzuräumen und kein komplettes Nachtflugverbot zu verhängen. Daran hingen in Frankfurt tausende Arbeitsplätze.
Franz lobte allgemein die Entwicklung der Flughafeninfrastruktur in Deutschland, die in den kommenden Jahren in Europa einzigartige Wachstumsmöglichkeiten biete. Mit der dritten Bahn ziehe München als zweiter wichtiger Lufthansa-Hub kapazitätsmäßig an London-Heathrow vorbei, wo eine dritte Bahn gescheitert sei. Auch die Konzentration der Kapazitäten am neuen Hauptstadtflughafen in Berlin-Schönefeld bringe Vorteile, wenn auch keine zusätzliche Bahn entstehe.
Die Lufthansa rechne derzeit noch „mit spitzem Bleistift", welche Angebote sie zur Neueröffnung im kommenden Jahr machen werde, sagte Franz. Berlin sei ein großer und wichtiger Markt für das Unternehmen. Es sei auch klar, dass man angesichts der Eröffnung nicht „business as usual" fliegen könne, meinte Franz. Es müsse aber eine vernünftige unternehmerische Perspektive geben. Nach seinen Worten wird Lufthansa nicht automatisch in Verbindungen reingehen, die bei der Restrukturierung des Konkurrenten Air Berlin aus Kostengründen gestrichen wurden. (dpa)