Berlin. Der weltweite Luftfrachtverkehr hat im ersten Halbjahr des Jahres 2017 deutlich zugelegt. Wie der Bundesverband der Deutschen Luftverkehrswirtschaft (BDL) berichtet, wuchs die Anzahl der verkauften Frachttonnenkilometer weltweit um 10,4 Prozent, in Europa sogar um 13,6 Prozent. Ausschlaggebend für das deutliche Wachstum ist laut BDL die hohe Nachfrage nach Flügen innerhalb Europas sowie zwischen Europa und Asien. Bereits Ende 2016 hatte die Nachfrage nach Luftfrachtdienstleistungen unerwartet deutlich angezogen. Maßgeblich waren hier unter anderem konjunkturelle Einflüsse wie ein gestiegenes Welthandelsvolumen sowie die Verlagerung von Transporten aus der Seefracht, die derzeit eine Konsolidierung durchläuft.
Rund lief es unter anderem für Lufthansa Cargo. Die deutsche Frachtairline konnte ihre verkauften Kapazitäten um 7,1 Prozent steigern und erreichte mit einem Ladefaktor von 69 Prozent einen vergleichsweise hohen Wert. Weltweit lag die Auslastung bei 44,8 Prozent.
Deutsche Airports wachsen schwächer
Wachstum gab es auch bei den Frachtflughäfen. Doch während große internationale Drehkreuze wie London (plus 9,1 Prozent) oder Amsterdam (plus 8,1 Prozent) sehr deutlich zulegen konnten, fiel das Wachstum der deutschen Frachtflughäfen moderater aus. München legte um 7,2 Prozent im Vergleich zum Vorjahreshalbjahr zu, Leipzig/Halle wuchs um 5,9 Prozent. In Köln/Bonn betrug das Wachstum 5,5 Prozent, am schwächsten fiel es mit 5,3 Prozent in Frankfurt aus.
„Die Passagier- und Frachtzahlen wachsen stärker als in vergangenen Jahren, hier sehen wir eine deutliche Erholung. Allerdings legen die deutschen Fluggesellschaften und Flughäfen schwächer zu als der Gesamtmarkt“, kommentierte BDL-Präsident Stefan Schulte die aktuellen Halbjahreszahlen. Dies unterstreiche den politischen Handlungsbedarf: „Wenn wir die gute Anbindungsqualität für Wirtschaft und Verbraucher erhalten und die Wettbewerbsfähigkeit der deutschen Luftfahrt stärken wollen, müssen wir gegensteuern. Unsere Unternehmen machen ihren Job bei der Zukunftssicherung, aber auch die Politik ist gefordert. Denn für die sinkenden Marktanteile der deutschen Unternehmen sind ganz wesentlich auch politische Rahmenbedingungen verantwortlich, die vom Gesetzgeber hausgemacht sind“, sagte Schulte weiter. Dazu gehörten vor allem faire Wettbewerbsbedingungen, der Abbau der Luftverkehrssteuer und die Teilübernahme der Luftsicherheitskosten in den Bundeshaushalt.
Seit 2015 legt der BDL regelmäßig zweimal im Jahr Kennzahlen zur Lage der deutschen Luftverkehrswirtschaft vor. Die Zahlen umfassen die Entwicklung der Fluggesellschaften und Flughäfen und ordnen diese anhand von internationalen Vergleichszahlen ein. Zu diesem Zweck zieht der BDL unterschiedliche aktuelle Quellen heran: die konsolidierten Zahlen der BDL-Mitgliedsunternehmen, die Ergebnisse der ADV-Statistik sowie die Zahlen der IATA zur weltweiten Entwicklung. (sno)