Seattle. Zur Deckung ihres Bedarfs an weltweiten Warentransporten per Flugzeug benötigen Verlader und Versender jährlich ein Wachstum der Zuladungskapazität bei Frachterflotten im Umfang von 125 neuen Vollfrachter. Diese von Experten der in Seattle ansässigen Air Cargo Management Group (ACMG) erstellte Studie basiert auf einer Nachfragesteigerung der internationalen Märkte nach Beförderungskapazität von durchschnittlich 4,5 Prozentpunkte jährlich für den Zeitraum der kommenden 20 Jahre. Dies wäre ein deutliches Plus gegenüber dem bisherigen Bedarf an neuen Frachtern. Dieser wuchs in den zurückliegenden rund 25 Jahren im Schnitt um 95 neue Einheiten pro Kalenderjahr.
Bei der Prognose der ACMG wurde die Anzahl der aus Flotten ausgemusterten älteren Frachtflugzeugen beziehungsweise deren vorübergehendes oder dauerhaftes Parken auf Wüstenflugplätzen wie Victorville in Kalifornien gegen Neubestellungen gegengerechnet. Laut ACMG-Geschäftsführer Robert Dahl, der selbst an der Analyse beteiligt war, zeichnet sich ein Mehrbedarf an Frachtern seit gut zwei Jahren ab. Aufgrund des zu erwartenden Wirtschaftswachstums sei es unerlässlich, dass Fluglinien wieder mehr Frachter von den Herstellern kauften und einsetzten, so Dahl. „Über längere Perioden betrachtet werden Airlines folglich vermehrt neue Cargoflugzeuge bestellen“, so der Manager. Allein mit dem Anwachsen der Passagierflugzeugflotten, in deren Unterflurkammern Frachtsendungen zugeladen werden können, sei die künftige Marktnachfrage nach Luftfrachttransporten nicht zu decken, betont die ACMG.
Marktexperten werten diesen Hinweis als „Wink mit dem Zaunpfahl“ an Airlines wie Air France-KLM-Martinair, Thai Airways oder auch British Airways, die sich aus dem Betrieb von Vollfrachtern verabschiedet haben (BA) oder dies gegenwärtig tun (AF-KL-MP, Thai).
Trendumkehr: Frachtflugzeuge sind wieder gefragt
Die Anzahl der weltweit eingesetzten Frachtflugzeuge schwankte in den zurückliegenden Zeiträumen deutlich. Waren in 2006/2007 noch 1800 Nur-Frachter weltweit im Einsatz, ging deren Anzahl in der Folgezeit als Reaktion auf die globale Finanz- und Wirtschaftskrise sowie stark die gestiegenen Treibstoffpreise auf 1600 Einheiten zurück. Der Umschwung kam 2013/2014 mit einem erneuten Anstieg der Bestellzahlen. Dieser Trend werde, wenn auch abhängig von den ökonomischen Zyklen, längerfristig anhalten, prognostizieren die Verfasser der Studie. In ihrer Expertise gehen sie von einem Anstieg der Frachterflotten auf 2887 Einheiten bis zum Jahr 2034 aus. (hs)