Die in Niedersachsen geplanten Terminals zur Einfuhr von Flüssigerdgas (LNG) können laut Energieminister Olaf Lies (SPD) die deutschen Gasimporte aus Russland perspektivisch vollständig ersetzen. Gleichzeitig werde in Wilhelmshaven und Stade die Voraussetzung dafür geschaffen, künftig Gas aus erneuerbaren Quellen zu importieren, sagte Lies am Donnerstag, 19. Mai, im Landtag in Hannover.
Das LNG-Terminal in Wilhelmshaven soll demnach eine Kapazität von zunächst acht Milliarden und künftig mindestens 22 Milliarden Kubikmeter Gas pro Jahr haben, das in Stade könne für weitere 13 Milliarden Kubikmeter genutzt werden. Das entspreche annähernd dem, was Deutschland heute an russischem Gas importiere, sagte Lies.
Als Folge der neuen Infrastruktur stellte der Minister neue Industrie-Ansiedlungen in Aussicht. Wie früher im Kohlerevier im Ruhrgebiet werde die Industrie der Energie folgen, sagte Lies.
Gesetz zum schnelleren LNG-Ausbau
Im Bundestag haben die Regierungsfraktionen von SPD, Grünen und FDP am Donnerstagabend ein Gesetz zum schnelleren Bau von Anlagen für den Import von verflüssigtem Erdgas beschlossen. Dagegen wollen aber BUND, Nabu und WWF vorgehen. Vereinbart sei, Widerspruch gegen den Baustart von LNG-Terminals am Standort Wilhelmshaven einzulegen, teilten die Umweltschutzorganisationen mit.
Die aktuelle Energiekrise dürfe von der Gaswirtschaft nicht missbraucht werden, um im Ergebnis mehr Erdgas in Deutschland abzusetzen als vor dem Krieg, erklärte der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND). „Das Beschleunigungsgesetz loggt uns in eine überdimensionierte und klimaschädliche Planung ein“, sagte der BUND-Vorsitzende Olaf Bandt.
Dauerhafte Energieunabhängigkeit gebe es nur mit möglichst vielen erneuerbaren Energien und Energieeffizienz, verteidigte Grünen-Politiker Stefan Wenzel das Vorhaben. „Deshalb werden wir das Tempo beim Erneuerbaren-Ausbau massiv beschleunigen.“ Das LNG-Gesetz sei notwendig, um sich kurzfristig aus der Abhängigkeit von russischen Energielieferungen zu befreien und die Wärmeversorgung im Winter sicherzustellen. (tb/dpa)