Brüssel. Daimler Truck Chef Andreas Renschler hat die häufig fehlende Abstimmung der EU-Politik in Bezug auf den LKW-Sektor kritisiert. „Wir haben nichts gegen Vorschriften, aber wir haben etwas gegen Vorschriften, die kontraproduktiv sind“, sagte Renschler auf der Jahreskonferenz des Dachverbands der europäischen Automobilhersteller Acea am Mittwoch in Brüssel. Auf dem Treffen sollte die Frage diskutiert werden, wie Politik auf neue Anforderungen im Straßengütertransport reagieren kann.
Renschler untermauerte seine Äußerung unter anderem mit den Zielen der EU-Kommission, sowohl Lärm als auch den CO2-Ausstoß von LKW zu senken. „Wenn der Lärm tatsächlich auf die angestrebten 78 Dezibel gesenkt werden soll, muss man sich bewusst sein, dass dann der CO2-Aussoß um sechs bis acht Prozent steigt“, so das Daimler-Vorstandsmitglied. Ein anderes Beispiel sei die Diskussion um die Schadstoffe. Noch bevor die Euro 6 LKW überhaupt offiziell in Umlauf gebracht seien, habe er schon Stimmen in Brüssel gehört, die eine weitere Reduzierung der Stickoxide fordern. „Das kann man machen, technisch ist das möglich“, sagte Renschler. Man müsse sich nur bewusst sein, dass dann der CO2-Ausstoß wieder um 20 Prozent steigen würde.
Matthias Ruete als Leiter der Generaldirektion Mobilität und Verkehr (MOVE) bei der EU-Kommission nahm die Kritik zur Kenntnis, wies eigene Verantwortung für solche Widersprüchlichkeiten aber von sich. Die politischen Ansätze seiner Generaldirektion zur Gestaltung des Verkehrs seien kohärent. Gleichsam um das zu untermauern verwies Ruete auf das Vorhaben, die Kabotage-Regeln mittelfristig abschaffen zu wollen, gleichzeitig aber eine neue Generation des digitalen Tachographen in Europa einzuführen. „Mit dem neuen Gerät lassen sich zum Beispiel Grenzüberfahrten und die Einhaltung der Sozialvorschriften viel besser als bisher kontrollieren“, sagte Ruete. Eine Überlegung sei, die Kabotage zunächst nur für diejenigen LKW vollkommen freizugeben, die mit dem neuen Digi-Tacho ausgerüstet seien. (kw)