Leichter Aufwärtstrend

Angesichts des Urteils des Bundesverwaltungsgerichts zur Fahrrinnenanpassung der Elbe ist nahezu untergegangen, dass es auch gute Nachrichten aus Hamburg gibt. Die betreffen auch den Kombinierten Verkehr (KV). Denn der Containerumschlag in Deutschlands größtem Seehafen ist 2016 um ein Prozent gestiegen auf 8,9 Millionen TEU (20-Fuß-Container). Die Zahl der Container, die per Bahn in oder aus dem Hafen transportiert wurden, hat sich 2016 sogar um 2,4 Prozent erhöht. Hört sich zunächst nach nicht viel an, sind aber immerhin 60.000 TEU mehr und damit einige hundert Containerzüge zusätzlich. Die Seehäfen gelten als ein wichtiger Treiber für die Entwicklung im KV. Zumal 2016 neben Hamburg auch Rotterdam und vor allem Antwerpen als die Nummer eins und zwei in Europa Zuwachsraten im Containerumschlag erzielt haben. Großes Potenzial bei den Westhäfen Die Operateure im KV reagieren auf dieses Wachstum. Ein Beispiel ist die Hupac, Anbieter von KV-Zügen mit Sitz in der Schweiz: "Wir bauen eine neue Business Unit auf, die sich mit dem maritimen Hinterlandverkehr befasst", kündigt Bernhard Kunz, Geschäftsführer der Hupac, an. Im Fokus stehen vor allem Antwerpen und Rotterdam. "Die beiden Häfen schlagen zusammen 22 Millionen TEU pro Jahr um, davon sind aber nicht mal zehn Prozent auf der Bahn", skizziert der Chef der Hupac im Gespräch mit der VerkehrsRundschau das Potenzial der Westhäfen. Aber auch die Mittelmeerhäfen haben die Schweizer im Blick. "Wir sehen vor allem die Möglichkeit, mehr Verkehre aus den ligurischen Häfen Genua, La Spezia und Savona zu übernehmen", sagt Kunz. Bezüglich der deutschen Seehäfen gibt er sich zurückhaltend: "Hier ist der Schienenanteil schon sehr hoch." Auch Kombiverkehr beobachtet die Entwicklung genau. "Insbesondere Kapazitätserhöhungen auf verschiedenen Verbindungen und auch Neuverkehre, wie Duisburg-Moerdijk oder Rostock-Wels, die wir kürzlich im Netzwerk eingeführt haben, werden für Wachstum sorgen", sagt Robert Breuhahn, Geschäftsführer der Kombiverkehr. Die Mittelmeerhäfen stehen gleichfalls im Fokus: "Verstärkte Nachfrage spüren wir auf den Schienenverbindungen zum Hafen Triest, die direkten Zugang zu den Short-Sea-Verkehren im Mittelmeerraum von und nach mehreren türkischen und griechischen Hafenterminals haben." Auf diesen Relationen rechnet er "mit einem weiter steigenden Transportaufkommen". TX Logistik (TXL), Tochter der italienischen Staatsbahn mit Sitz in Troisdorf, hat ebenfalls den maritimen Verkehr im Blick, wenn es um das neue Produkt "Spotverkehre" geht. Patrick Zilles, Senior Director Sales & Marketing bei TXL, weist auf die Situation in den Seehäfen hin, wo immer mehr und größere Containerschiffe entladen werden. "Die Ware muss schnell raus aus den Häfen. Da fehlt es manchmal an entsprechenden Kapazitäten", sagt er. Hier will TX Logistik den Spediteuren und Reedereien jetzt die Möglichkeit bieten, spontan einen Zug dazuzubuchen. "Das verlangt von uns mehr Flexibilität, weil wir Loks, Waggons und Lokführer bereitstellen müssen", sagt Zilles. Andererseits müsse auch der Auftraggeber in Kauf nehmen, dass der Zug etwas länger brauche als eine normale Regelverbindung. Weil für TX Logistik damit ein höherer Aufwand verbunden ist, werde der Preis auch etwas höher sein: "Für den Auftraggeber ist aber die Frage, wie viel die Alternative kostet: Lagerung im Seehafen plus Lkw-Transport oder ein spontaner Ganzzug in das Hinterland." Seit Bekanntgabe des neuen Angebotes habe es bereits erste Anfragen aus den Westhäfen gegeben. "Wir hoffen, mit diesem Angebot in diesem Jahr etwa zwei bis drei Millionen Euro Umsatz zu machen", sagt Zilles. Große Nachfrage nach Company Shuttles Aber auch abseits der Seehäfen gibt es Wachstum im KV. Das wird am Beispiel von Hupac deutlich. Der Operateur hat sein Aufkommen 2016 um satte 11,5 Prozent oder 75.000 Lkw-Sendungen auf 737.311 Lkw-Sendungen steigern können. Im transalpinen Verkehr via Schweiz betrug der Zuwachs sogar 19,4 Prozent. "2016 war ein Rekordjahr für die Hupac", sagt Kunz. Die Hälfte des Zuwachses war dem neuen Produkt "Company Shuttle" zuzuordnen. Hupac hatte im letzten Jahr erstmals Speditionen das Angebot gemacht, einen kompletten Zug auf Jahresbasis zu buchen und auch das Auslastungsrisiko zu übernehmen. Die andere Hälfte des Wachstums erbrachten neue Kunden sowie die verstärkte Nutzung im Segment 4-Meter-Sattelauflieger auf der Lötschbergstrecke. Ebenfalls zugelegt, aber weniger stark hat Kombiverkehr. Das Sendungsvolumen stieg 2016 um 0,7 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Als dämpfende Faktoren nennt Breuhahn "niedrige Dieselkosten, internationale Streiks und eine längere Schließung des national und international bedeutenden Terminalstandortes Ludwigshafen". Trotz dieser Erschwernisse hätten die Zahlen gezeigt, "dass im nationalen und internationalen Verkehr weiterhin nachhaltiges Wachstum möglich ist". Aus Sicht von TXL ist das vergangene Jahr zwiegespalten verlaufen. "Einerseits", sagt Zilles, "entsprach es zwar unseren Erwartungen." Denn wie geplant hatte sich TXL 2016 von einigen, nicht rentablen Verkehren getrennt. Andererseits entwickelte sich das Geschäft durch die schwierigen Rahmenbedingungen nicht so zufriedenstellend wie erhofft. "Viele Baustellen im Netz haben die Qualität negativ beeinflusst. Wir wissen, dass Bauarbeiten notwendig sind. Aber die Kunden haben für die Verspätungen nicht immer Verständnis", nennt Zilles eine Hürde, die allen Bahnen das Leben schwer macht. Dennoch ist es TXL gelungen, das Sendungsvolumen im KV 2016 um 2,7 Prozent zu erhöhen. Für 2017 zeigen sich die Operateure verhalten optimistisch. "Wir rechnen für uns mit einem moderaten, einstelligen Wachstum", sagt Hupac-Chef Kunz. Er begründet dies unter anderem damit, dass in diesem Jahr in der Schweiz die Luino-Strecke für ein halbes Jahr geschlossen wird. "Über diese Route wickeln wir immerhin 40 Prozent unserer KV-Verkehre ab", sagt Kunz. Die Züge werden umgeleitet, aber mit längeren Transportzeiten ist zu rechnen. Auch bei Kombiverkehr ist man zuversichtlich: "Wir streben für das Jahr 2017 mehr als eine Million transportierte Sendungen an. Derzeit gehen wir von einem verhaltenen Wachstum im unteren einstelligen Prozentbereich aus", sagt Breuhahn. Wachstumspotenziale sieht er vor allem in West- und Nordeuropa und im innerdeutschen Verkehr sowie auf den bilateralen Verbindungen zwischen Deutschland und der Türkei beziehungsweise Griechenland. TXL-Zug Kiel - Triest soll täglich fahren Optimismus auch bei TXL: "Wir streben ein Wachstum von sieben Prozent an", sagt Zilles. Diese Zunahme soll durch neue Angebote realisiert werden. Als Beispiel nennt er den neuen Zug zwischen Kiel und Triest (siehe Seite 20). "Wir wollen in diesem Jahr das Angebot auf mindestens zwei Züge die Woche ausdehnen. Langfristig ist es unser Ziel, die beiden Häfen täglich miteinander zu verbinden", so Zilles. Daneben plant TXL weitere neue Verbindungen und den Ausbau bestehender Relationen. Aber der Markt bleibt weiterhin hart umkämpft. "Jeder Anbieter von Frachtraum buhlt um Ladung", sagt er und meint damit die Operateure sowie nicht zuletzt die Lkw-Speditionen. Mehr zum Thema im Dossier Kombinierter Verkehr www.verkehrsrundschau.de/dossiers

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