Paris. Das französische Staatsunternehmen La Poste sucht erfolgreich nach neuen Service-Aktivitäten, um den zunehmenden Verlust beim klassischen Briefverkehr auszugleichen. Mit seinem auf „Multi-Aktivitäten“ basierenden neuen Geschäftsmodell ist es ihm gelungen, das vergangene Geschäftsjahr mit einem leichten Umsatzplus von 2,4 Prozent (plus 1,2 Prozent bei gleichen Wechselkursen) auf 24,699 Milliarden Euro abzuschließen. Der Anteil des Bereichs Briefsendungen ging von 31 Prozent Umsatzanteil im Vorjahr auf 28 Prozent weiter zurück. Der Betriebsgewinn betrug 892 Millionen Euro. Er verringerte sich um 11,8 Prozent. Beim Gruppennettogewinn kam das Unternehmen auf 798 Millionen Euro und verzeichnete damit einen Rückgang um 6,3 Prozent. Die Nettoverschuldung des Staatskonzerns wurde mit 3442 Millionen Euro ausgewiesen und lag hiermit 378 Millionen unter der des Vorjahres. Auch im Verhältnis zum Eigenkapital ging sie zurück, und zwar um 0,05 Punkte auf den Wert von 0,29. Die Nettomarge knickte um 0,3 Prozent auf 3,2 Prozent ein.
Ein schwieriges Jahr
Post-Chef Philippe Wahl unterstrich, dass das letzte Geschäftsjahr für die diversen Märkte der Post ein schwieriges gewesen sei: nicht nur wegen des erneuten Einbruchs im Briefbereich, auch wegen der „auf einem historischen Tiefstand“ befindlichen Zinsen und des Margenrückgangs bei der Paket- und Päckchenbeförderung „überall in Europa“. Man habe deshalb das Schwergewicht auf Investitionen in die industriellen Arbeitsmittel und die Logistik gelegt, um den Zuwachs im Paketsektor zu begleiten und die Bemühungen um externes Wachstum weiterführen zu können.
Mit der für 2019 vorgesehenen Annäherung zwischen der Staatspost und der ebenfalls staatlichen Caisse des Dépots (CDC) werde man neues Eigenkapital für die Weiterentwicklung des Kundenservices , erklärte Philippe Wahl. Geplant ist, dass die CDC bei La Poste die Mehrheit übernimmt.
Weitere Verluste im Briefsektor erwartet
Auch im neuen Geschäftsjahr werde man in etwa mit denselben Schwierigkeiten zu kämpfen haben wie im vorangegangenen, sagte der Postchef. Der Briefsektor werde im selben Maßstab weiter an Gewicht verlieren, das Zinsniveau weiter sehr niedrig bleiben und der europaweite Druck auf den KEP-Service nicht nachlassen. Die Postgruppe gehe deshalb für 2019 von einem moderaten organischen Umsatzzuwachs aus. An ihrem „ambitionierten Programm“ zur Umwandlung des Unternehmens in einen Dienstleister für die prioritären öffentlichen Bedürfnisse und die lokalen Instanzen werde es keine Abstriche geben. Die französische Post stößt inzwischen in verschiedenste neue Dienstleistungsbereiche vor und kümmert sich vor allem mit diversen Angeboten um alleinstehende ältere Menschen, deren Zahl wie überall in Europa stark ansteigt. Von den Postgewerkschaften wird dies kritisch und mit Argwohn verfolgt. Die Post sei dabei, die sozialen Bezüge zwischen den Alten und der Umwelt zu „kommerzialisieren“, lautet ihr Fazit nach dem ersten knappen Jahr Erfahrung mit dem neuen Programm. (jb)