KV-Markt

KV-Markt KV-Anbieter rechnen mit mehr Nachfrage 2014 soll in Deutschland ein spürbar besseres Jahr mit einem steigenden Wirtschaftswachstum werden. Damit rechnen offenbar auch die Akteure im KV-Markt, die in der Hoffnung einer steigenden Nachfrage kräftig ihr Angebot ausdehnen. Wenn es Herbst wird, eröffnen die Anbieter von Kombinierten Verkehren (KV) neue Verbindungen. Weil nach den Sommerferien die Verkehrsströme erfahrungsgemäß wieder stark anschwellen, gelten der 1. September oder der 1. Oktober als ideales Startdatum für neue Verbindungen. „Die KV-Unternehmen wissen sehr schnell, ob ihre Angebote vom Markt angenommen werden oder nicht“, weiß Rainer Mertel, Geschäftsführer des Beratungsunternehmens Kombiconsult. Im Herbst 2013 zeigen sich einige Anbieter weit kreativer als in den Vorjahren. Der deutsche Marktführer Kombiverkehr eröffnete zusätzliche Verbindungen von Ludwigshafen nach Barcelona (siehe Kasten Seite 22), von Duisburg nach Lübeck und von Hamburg-Billweder nach Lovosice in Nordtschechien. Außerdem kann von Köln beziehungsweise Duisburg Marseille über einen Anschlusszug ab Lyon direkt erreicht werden. Weiter enthält der Fahrplan neue Direktverkehre nach Norwegen, Griechenland und in die Türkei. „Die Kunden können die Fähre für die Mittelmeerüberfahrt gleich mitbuchen“, lockt Geschäftsführer Robert Breuhahn. RCA belebt die Rola wieder neu Aber auch die Konkurrenz ist höchst aktiv. Rail Cargo Austria (RCA) überraschte mit neuen Verbindungen der Rollenden Landstraße von München in den slowenischen Hafen Koper und von Duisburg nach Ljubljana. Außerdem wird ein Vertrag mit einer türkischen Fährgesellschaft über neue Verladetechniken vorbereitet. Auch die Österreicher streben offenbar zusätzli-che Direktverbindungen über das Mittelmeer an. Metrans, die Eisenbahn-Tochter der Hamburger Hafen und Logistik (HHLA), eröffnete neue Hinterlandverbindungen nach Ludwigshafen und Basel. Auch zwischen Ludwigshafen und Basel verkehren jetzt Metrans-Direktzüge. Außerdem wurde das Angebot für Salzburg ausgebaut. Für ihre neuen Verbindungen führen die Anbieter immer die gleichen Argumente ins Feld. Sie haben Kundenanfragen auf ihr Marktpotenzial hin analysiert und umgesetzt. „Wir entwickeln weitere Verbindungen in nationalen und internationalen Verkehren immer nach Anforderungen der Kunden und achten besonders auf Ungleichgewichte zwischen Export- und Importverkehren“, sagt Metrans-Geschäftführer Harald Rotter. Die HHLA-Tochter soll über attraktive Hinterlandanbindungen dem Mutterkonzern abtrünnige Kunden zuführen, welche zu den Konkurrenzhäfen Antwerpen und Rotterdam gewechselt sind. Für Marktkenner kommt die neue Angebotsflut nicht überraschend. „Viele Spediteure realisieren zunehmend die Vorteile des intermodalen Verkehrs und ziehen jetzt einen Wechsel in Betracht“, weiß Thore Arendt, Geschäftsführer der Studiengesellschaft für kombinierten Verkehr (SGKV) in Berlin. „Sie folgen damit auch den Wünschen der Verlader, die pünktliche Ankunftszeiten fordern und außerdem an guten CO2-Bilanzen interessiert sind.“ Vor allem Speditionen, welche von je her begleitete und unbegleitete Verkehre nutzen, sind an weiteren Verkehrsverlagerungen interessiert. So hat die Spedition Bode, Reinfeld, im ersten Halbjahr 2013 ihre Schienenverkehre um 25 Prozent nach oben gefahren. „Wir nutzen für Verkehre ins Ruhrgebiet oder nach Süddeutschland fast ausschließlich KV-Angebote“, sagt der langjährige Firmenchef Eckhard Bode. „Auch wegen der vorgeschriebenen Lenk- und Ruhezeiten ist der Wechsel auf die Schiene naheliegend.“ Weil auf längeren innerdeutschen Routen möglichst schnelle Straßentransporte nur mit zwei Fahrern gewährleistet werden können, werden KV-Verkehre zur kostengünstigen Alternative. Auch bislang wenig beachtete Angebote werden auf einmal lebhaft nachgefragt. „Wir haben 2012 auf unseren täglichen Verbindungen vom Stuttgarter Binnenhafen nach Hamburg und Bremerhaven 7000 TEU umgeschlagen“, sagt Torsten Lindenberg, Geschäftsführer der Stuttgart Container Terminal (SCT) GmbH. „2013 ist diese Zahl bereits im Herbst erreicht.“ Aber noch zögern die Schwaben mit dem Ausbau ihres Angebotes. Andere regionale Anbieter haben dies bereits getan. So eröffnete European Cargo Logistics (ECL), Lübeck, im Mai einen Ruhr-Shuttle nach Duisburg mit wöchentlich sechs Abfahrten. Im September folgte ein Rhein-Neckar-Shuttle nach Ludwigshafen mit zunächst zwei Abfahrten in der Woche. Für beide Verbindungen bestehen direkte Fähranschlüsse nach Skandinavien. „Gerade bei großen Verladern genießen KV-Verkehre einen wachsenden Stel-lenwert“, freut sich Tobias Behncke, ECL-Leiter Intermodalverkehre. Ein bemerkenswertes Beispiel ist der Daimler-Konzern, der zwei Drittel des Rhein-Neckar-Shuttles mit Autoteilen für sein finnisches Werk auslastet. Engpassfaktor Terminal Vor ECL hat bereits Kombiverkehr die Fahrpläne für die Abfahrten von der Ostsee ausgeweitet. So fahren von Lübeck und Rostock seit dem Jahreswechsel bis zu sechs Züge in der Woche an Rhein und Ruhr. Der Marktführer plant für 2014 außerdem Direktzüge zwischen Kiel und Duisburg. Auch diese Verbindung soll auf die Fährverbindungen nach Skandinavien abgestimmt werden. Ganz oben auf der Prioritätenliste steht außerdem ein zweiter täglicher Zug von München nach Hamburg. „Wegen der begrenzten Terminalkapazitäten war eine solche Verbindung bisher nicht möglich“, betont Breuhahn. „Nach dem Ausbau der Anlagen in München und Hamburg haben wir jedoch eine andere Situation“ (siehe dazu Seite 23 bis 25). ❙❚■ Stefan Bottler, freier Journalist Im Kombinierten verkehr Springt das geschäft mit Südeuropa wieder an Spanien: Mehr als nur ein Geheimtipp für die Operateure Als 2012 der italienische Operateur T. O. Delta die wöchentliche KV-Verbindung Triest – Ulm schloss, begründete er dies mit der unausgeglichenen Auslastung der Züge. Während die Verbindung nach Italien regelmäßig ausgebucht war, fuhren in Gegenrichtung nur eine Handvoll Einheiten. Jetzt stellt sich nach der Wiedereröffnung im September 2013 die Situation völlig anders dar. Auf den ersten Zügen waren die Abfahrten ab Italien ausgebucht. Für Marktkenner ist das kein Wunder. „Die Wirtschaft der südeuropäischen Krisenstaaten hat sich wider Erwarten gut entwickelt“, sagt Kombiconsult-Chef Rainer Mertel. „Von den steigenden Exporten profitieren auch die KV-Verkehre.“ Die Strategie von Kombiverkehr, RCA und Hupac, neue Verbindungen nach Süd- und Südosteuropa auf-zubauen, ist demnach genau richtig. Mancher Spediteur macht sich bereits Sorgen, dass die KV-Anbieter Ost-West-Verkehre vernachlässigen werden. „Solche Angebote müssen auch im Hinblick auf das künftige Megahub Lehrte entwickelt werden“, mahnt Carsten Hemme, Geschäftsführer der Spedition Paneuropa-Rösch in Vechta. Vorerst freuen sich die KV-Anbieter über eine „leicht steigende Nachfrage“ (Kombiverkehr-Chef Robert Breuhahn) nach Südeuropa-Verkehren. Vor allem Spanien steht derzeit im Fokus, und zwar nicht ohne Grund: Bislang waren wegen der iberischen Breitspur von 1668 Millimetern Umladungen an der französischen Grenze notwendig. Daher hielten sich Operateure und Traktionäre mit Direktverbindungen zurück. Das hat sich mit der Eröffnung des neuen Pyrenäen-Tunnels 2012 für die Hochgeschwindigkeitsstrecke Perpignan – Barcelona geändert. Jetzt existiert ein durchgehendes Gleis auf europäischer Normalspur von 1435 Millimetern bis zum Großterminal Morrot bei Barcelona. Damit rückt die iberische Halbinsel in das Interesse der Operateure: Kombiverkehr startete im Oktober 2012 einen dritten und Oktober 2013 einen vierten Zug ab Ludwigshafen. Hupac bietet seit Kurzem ab Singen/Hohentwiel Verbindungen in die katalonische Hauptstadt über das norditalienische Terminal Busto an. Zudem prüfen die Eidgenossen mit Speditionen wie Robert Kukla eine weitere Verbindung ab Ludwigshafen. „Wir müssen die Kosten jedoch genau kalkulieren“, sagt Kukla-Chef Knut Sander. Weil die neue Tunnelverbindung deutlich länger ist, rechnen sich vor allem sehr lange KV-Züge. bot Den Spediteuren wird der KV mit zahlreichen neuen Verbindungen schmackhaft gemacht „Viele Spediteure ziehen jetzt einen Wechsel in Betracht“ Thore Arendt, Geschäftsführer der SGKV Vor allem Großverlader zeigen Interesse an Transporten im Kombinierten Verkehr