Hamburg. Die bayerische Firma Chromo-Möbel hat schwere Vorwürfe gegen Kühne + Nagel erhoben. Der Konzern habe den Möbelvertrieb über Jahre um rund 1,9 Millionen Euro gebracht, um damit einen Zwischenhändler in Hongkong zu schmieren, der Kühne & Nagel Aufträge von Chromo sichern sollte. Kühne + Nagel soll das Schmiergeld generiert haben, indem überhöhte Rechnungen an Chromo gestellt worden seien. "Dieses Geld haben sie dann benutzt, um einen Verbindungsmann in Hongkong so zu schmieren, damit er auch weitere Geschäfte der Firma Chromo nur noch mit Kühne & Nagel machte", betonte Rechtsanwalt und Chromo-Vertreter Reiner Fuellmich in einer Sendung des NDR.
Das mittlerweile insolvente Unternehmen Chromo erhebt den Vorwurf, aufgrund der überhöhten Rechnungen für den Transport von Möbeln aus China nach Deutschland im Zeitraum von 1994 bis 2001 durch Kühne + Nagel systematisch geschädigt worden zu sein. Vor dem Landgericht Hamburg begann bereits am Montag ein Zivilprozess, in dem die Firma Chromo Schadenersatz einklagen will. Weder Kühne + Nagel noch der ehemalige Zwischenhändler wollten sich gegenüber dem NDR zu den Vorwürfen äußern. In der Zivilklageerwiderung bezeichnet das Speditionsunternehmen die Zahlungen als "Rabatte", es habe sich nicht um Schmiergeld gehandelt.
Laut Korruptionsexperte Wolfgang Schaupensteiner sind überhöhte Rechnungen ein klassisches Vorgehen bei Korruption: "Man vereinbart einen Preis, der über dem Marktpreis liegt, also über dem Preis, den man im normalen ordnungsgemäßen Wettbewerb erzielt. Das ist der so genannte Bruttopreis. Diese Differenz zwischen dem Marktpreis und dem vereinbarten Bruttopreis, das ist in der Regel das Schmiergeld."
Dass Chromo von dem Speditionsunternehmen rund 1,9 Millionen Euro zu viel abgerechnet wurden, sollen sowohl interne Revisionsberichte von Kühne + Nagel, die dem NDR vorliegen, als auch staatsanwaltliche Ermittlungen zeigen. Wohin das Geld tatsächlich floss, lässt sich bislang allerdings nicht belegen.
Kühne + Nagel weist Vorwürfe zurück
Unterdessen weißt Kühne + Nagel die Vorwürfe zurück. Die Behauptungen würden in dem Verfahren vr dem Landgericht "ohne jeden Beweis" aufgestellt, man sei deshalb sehr zuversichtlich, dass man n dem anhängigen Rechtsstreit obsiegen werde, sagte Konzernsprecherin Inge Lauble gegenüber der Tageszeitung "Die Welt". Darüber hinaus habe der ehemalige Geschäftsführer von Cromex habe im Nachgang der Insolvenz zu Unrecht Forderungen gegen K + N gestellt: "Bemerkenswerterweise hat der Insolvenzverwalter der Cromex, dessen Aufgabe es ist, ausstehende Forderungen des Unternehmens zur Insolvenzmasse beizutreiben, diese angeblichen Forderungen ausdrücklich nicht geltend gemacht", heißt es weiter in dem Bericht. K + N habe Strafanzeige gegen den ehemaligen Cromex-Geschäftsführer Thomas L. gestellt. (sno)