Braunschweig. „Schließen Sie nicht von meinem Gesundheitszustand auf den Zustand der R+V“, kam Norbert Rollinger, Vorstandsvorsitzender der R+V-Versicherung, leicht humpelnd aufs Podium der Delegiertenversammlung – und hatte damit die Lacher auf seiner Seite. Rollinger hatte kurz vor der Versammlung mit der Vespa seines Sohnes einen Unfall, den er Gott sei Dank weitgehend glimpflich überstand.
Grundsätzlich konnte Rollinger zufrieden sein, auch wenn er betonte, „dass wir in Umbruchzeiten leben. Alles um uns verändert sich rasant.“ Dass Veränderung auch positiv sein kann, zeigte der Bericht des Aufsichtsrates, vorgetragen vom Vorstandsvorsitzenden der Kravag, Edgar Martin. Das Gesamtwachstum der R+V als Erstversicherer lag mit 2,9 Prozent über dem des Marktes (2,1 Prozent), im Bereich Schaden/Unfall lag die Quote mit 5,1 Prozent noch deutlich besser (Markt: 3,3 Prozent). Somit konnte die R+V-Gruppe in der Kfz-Sparte eine Beitragssteigerung von fünf Prozent verbuchen, der Rechtsschutz-Bereich legte um 6,7 Prozent zu. Somit lag der Umsatz der R+V-Gruppe (HGB) bei 16,9 Milliarden Euro.
Schwieriges Umfeld
Etwas schwieriger zeigt sich das Umfeld in dem die Kravag-Sach im Bereich Unfall operiert. „Der Lkw-Fahrer und der Lagerarbeiter sind nun mal ein höheres Risiko“, argumentierte Martin. Das Ergebnis ging hier von 2,56 Millionen Euro im Jahr 2017 auf 1,074 Millionen Euro im Jahr 2018 zurück. Deutlich erfreulicher: das Abschneiden der Kravag-Logistik im Segment Kfz und Transport. Dort stieg der Ertrag um 5,1 Prozent auf 888 Millionen Euro, der Marktanteil beträgt 43 Prozent. Martin meinte dazu: „Wir haben es geschafft die Schadensquote mit etwa 82 Prozent relativ konstant zu halten über die letzten Jahre.“ Das Vorsteuerergebnis lag bei 13,7 Millionen Euro.
Obwohl sich die Allianz und die HUK Coburg nach Aussage des Vorstandsvorsitzenden aktuell einen Kampf um die Vorherrschaft auf dem Kfz-Versicherungsmarkt liefern, der vorwiegend über den Preis geführt würde, konnte die Kravag allgemein den Bestand an verssicherten Fahrzeugen von Dezember 2018 bis Mai 2019 um 3000 steigern. Noch besser sieht es bei der Kravag Logistik aus, wo er um 18.000 anstieg. „Trotz der schwierigen Kapitalmarktsituation und den damit verbundenen Schwierigkeiten unsere Anlagen abzusichern, streben wir fürs das aktuelle Geschäftsjahr mindestens ein Wachstum auf Markt-Niveau an“, so Martin.
Bergung bei Havarien als neues Projekt
Mit dem Erfolg der kürzlich lancierten Park-App zeigte sich der Vorstandschef ebenfalls zufrieden: „Aktuell haben wir 25 Speditionen die sich beteiligen, bis Ende 209 wollen wir 50 haben und Ende 2020 bin ich zuversichtlich, dass wir 200 Betriebe haben, die ihre Flächen fürs Truck-Parking zur Verfügung stellen.“ Ein neues Projekt betrifft die Bergung bei Havarien, welche die Kravag ohne Mehrprämie für ihre Kunden realisieren will. „Man nennt die Bergebranche nicht umsonst die ‚Raubritter‘ der Landstraße“, so Martin. „Wir glauben, dass wir diese Dienstleistung für die Hälfte der aktuell aufgerufenen Kosten hinbekommen.“ Schlüssel sei allerdings, dass die Fahrer den Schaden schnell über die KUSS Schaden-App melden – noch bevor sie ein Abschleppunternehmen angesprochen haben. (gg)