Kiel. Der lang gehegte Traum des Kieler Hafens von einer Direktzug-Verbindung im Rahmen einer intermodalen Transportkette geht in Erfüllung. Nach derzeitiger Planung wird der Hafen ab März einen Direktzug nach Norditalien bekommen, berichtete Hafenchef Dirk Claus jetzt vor Journalisten in der schleswig-holsteinischen Landeshauptstadt. In einem ersten Schritt sind drei Abfahrten pro Woche vorgesehen. Der neue Zug wird von der Frankfurter Kombiverkehr betrieben. Gemeinsam mit dem Seehafen Kiel ist das Unternehmen an der Firma KombiPort Kiel beteiligt. Diese Firma kümmert sich um den Betrieb und das operative Geschäft rund um den kombinierten Verkehr (KV) auf dem Bahn-Terminal im Hafenteil „Ostuferhafen". Hier sind vor allem die wachstumsstarken Fähr- und Ro/Ro-Verkehre in die östliche Ostsee-Anrainerstaaten konzentriert.
Neue Umschlagtechnik verbessert die Flächenausnutzung auf dem Terminal
Die Voraussetzung dafür, dass der Direktzug zustande kam, liegt im kontinuierlichen Wachstum des kombinierten Ladungsverkehrs über den Kieler Hafen. 2011 vollzog sich sogar ein richtiger Wachstumssprung, und zwar auf 19.500 Einheiten. Im Jahr zuvor waren es noch 10.500 Einheiten, das heißt Trailer, Wechselbrücken und vor allem Container. Bereits zur Jahresmitte 2011 zeichnete sich diese aus Sicht des Hafens sehr erfolgreiche Entwicklung ab.
Auch für das laufende Jahr rechnet der Hafen mit einem erneuten Mengenzuwachs im KV. Unterstützung erfährt der kombinierte Verkehr auch durch die Reedereien, die ein großes Interesse an zuverlässigen Vor- und Nachläufen zum Hafen haben.
Für das operative Geschäft stehen beim KV neben dem Terminal im Ostuferhafen auch der völlig neu gestaltete Schwedenkai auf dem stadtseitigen Ufer der Kieler Förde zur Verfügung. Beide Bereiche haben direkte Gleisanschlüsse. Derzeit erfolgt der Umschlag noch mit Reachstackern. Für den Ostuferhafen wird in diesem Jahr ein sogenannter RTG (Rubber Tyred Gantry Crane/Gummireifen-Portalkran) beschafft. Die Vorteile dieser Umschlagtechnik bestehen vor allem darin, dass sich die vorhandene – stets knappe - Terminalfläche besser ausnutzen lässt als mit einem Reachstacker. So können die stapelfähigen KLV-Behältnisse entsprechend höher zwischengelagert werden.
Zudem kann der Umschlag schneller erfolgen, weil der Reachstacker stets nur von einer Seite aus das Transportbehältnis auf den Waggon setzen oder abnehmen kann. Mit anderen Worten: Ein RTG-Einsatz verspricht mehr Wirtschaftlichkeit. Nach VerkehrsRundschau-Informationen liegen die Anschaffungskosten für ein solches Großgerät bei rund 1,5 Millionen Euro. Ein Teil des Kaufpreises soll über Zuwendungen aus dem KV-Förderprogramm des Bundes eingeworben werden. Bewährt sich das Gerät, dann könnte damit in einem weiteren Investitionsschritt auch der Schwedenkai ausgerüstet werden.
Neben dem künftigen Direktzug stellen Shuttle-Zugverbindungen von Kiel zum KV-Terminal in Hamburg-Billwerder das Rückgrat dar. Inzwischen wurde deren Anzahl auf sechs Abfahrten je Woche heraufgesetzt. (eha)