König der KEP-Verteiler?

Könnte das der König der KEP-Fahrzeuge sein? Ein VW T6 mit Abt-Elektroantrieb und AL-KO-Niederrahmenchassis? Eine Krone trägt er jedenfalls schon, und zwar in Form des neuen KEP-Koffers vom gleichnamigen Hersteller. Wir fühlten dem vermeintlichen KEP-König bei Fahrzeugtuner Abt in Kempten auf den Zahn. Das Fahren geht denkbar einfach: Im VW-T6-Interieur kommt jeder sofort klar. Der Wegfall des Schaltknüppels erleichtert den Durchstieg zur Beifahrerseite, stattdessen gibt es drei Taster für Vorwärts- und Rückwärtsfahrt sowie "Neutral". Bei den Instrumenten machte Abt aus dem Drehzahlmesser einen Reichweitenanzeiger. Die Tankuhr informiert über den Dieselvorrat der Zusatzheizung. Denn um ein KEP-Fahrzeug im Winter acht Stunden durchzuheizen, braucht es laut Abt-Bereichsleiter Jens Häberle rund 40 Kilowattstunden Batterieleistung, womit praktisch das gesamte Akkupotenzial "verheizt" wäre. In Sachen Maximalleistung und Reichweite halten sich die Kemptener laut Häberle zugunsten der sicherst möglichen chemischen Akkuzusammensetzung zurück und nutzen aktuell (noch) Silizium-Eisenphosphat. Allerdings habe man mittlerweile eine leistungsstärkere 60 kWh-Version in Vorbereitung. Die Zukunft der Batteriekapazität deutet Häberle kryptisch-positiv: "Ja, da dürfte sich noch einiges tun". Aktuell reiht sich der "E-Cab" mit 80 bis 130 Kilometern (je nach Tour und Witterung) im Durchschnitt der seriennahen oder -reifen Elektroverteiler ein, von denen das Pkw-Segment fallweise gerade auf bis zu 300 Kilometer erhöht. Die Batterien hängt Abt mittig in den AL-KO-Niederrahmen, während der Elektromotor vorn anstelle des Verbrenners sitzt. Standard-Vorteile: Geräusch und Kraft Wie zu erwarten, punktet der mit sattem Durchzug auch bei voller Beladung und leisem Geräusch. Die Reichweite hängt stark von der Fahrweise ab und schmilzt vor allem bei digitalem Fahren, sprich heftigem und häufigem Stopp-and-Go sowie auf Autobahnpassagen wie Butter in der Sonne. Auch manche Bergstraßen rund um Kempten, die Fahrzeug Nummer zehn als Einziges bewältigen muss, während der Rest in Bonn stationiert ist, kosten viel Reichweite. Umgekehrt kann man die bei dezentem Segeln und vorausschauendem Fahren massiv strecken. Insofern rät Abt-Projektleiterin E-Mobility, Franziska Krebs, zu einer Fahrerschulung. Interessant sind laut Häberle auch die Zustellarten in der Praxis: Härtester Job sei sicher die innerstädtische Paketzustellung vom Verteilzentrum aus, die im Extremfall nur acht Kilometer beträgt. Im deutschen Mittel rechnet Abt mit 34 Kilometern - wofür die gebotene Reichweite auch unter widrigsten Umständen locker genügen würde. Das andere Ende markieren laut Häberle Verbundzustellungen von Briefen und Paketen. Da addieren sich über Land - zum Beispiel im Allgäu, wo die längsten Routen existieren - schnell mal gut 100 anspruchsvolle Kilometer. Entsprechend, feixt Abt-Bereichsleiter Häberle, "wären 1000 Kilometer Reichweite ideal" - doch wenn man eines Tages auch unter schweren Bedingungen 250 Kilometer Reichweite "liefern" kann, würde das wohl genügen. Vorerst rechnet er nicht mit großen Stückzahlen: Wenn man hier eines Tages dreioder gar vierstellig würde, wäre das schon ein Erfolg. Auch AL-KO-Pressesprecher Thomas Lützel verzeichnete nach der IAA "ungewöhnlich großes Interesse", über die Branchen verteilt. Besonders hervor taten sich demnach die Lebensmittelverteilung, Kommunen und Galabau-Unternehmen, für die die Tiefrahmenchassis plus E-Antrieb eine interessante Alternative sei. Krone kann jetzt auch KEP-Koffer Dass Trailerprofi Krone jetzt auch KEP-Koffer kann, bewies der Vorführer: Er war sauber verarbeitet, wies auch innen einen gelungenen Übergang zum Hochdach auf (den Krone extra für den VW T6 adaptiert hat) und punktet mit einer rustikal-stabilen Inneneinrichtung. Die Seitenbegrenzungsleuchten sind in einer Scheuerleiste versenkt und die Aufbautüren schließen satt und sauber, wenn auch mit vergleichsweise altmodischen Griffen. Nur die hinteren Ecken und die untere Schiene der Schiebetür sind Angriffen von Steinen und Pollern hilflos ausgesetzt. Vorne sorgt eine solide Hahnentrittplatte für einen guten Ein- und Ausstieg und dank Tiefrahmenchassis liegt die hintere Ladekante sehr niedrig. Eine Stufe, die auch als hintere Stoßstange dient, erleichtert den Einstieg. Die Laderaumtüren sind meist verschlossen und gesichert und müssen "entriegelt" werden. Durch das Niederrahmenfahrwerk entfallen die Radkästen. Der Fahrkomfort stimmt trotz kleinen 13-Zöllern am Heck auch unbeladen, allein der Radstand und der breite Aufbau fordern ihren Tribut in Bezug auf die Wendigkeit und heben den Schwerpunkt gegenüber dem Basis-T6 merklich. Trotzdem ist klar: Dem idealen KEP-Auto kommt der Vorführer ehr nah. Wenn jetzt noch die Preise fallen und die Reichweiten steigen, steht der Krönung nichts mehr im Weg! Hintergrund Abts zweites Standbein: Elektromobilität Abt, etwa "der Abt"? Diese Frage hört man immer wieder, wenn man über den E-Cab spricht. Denn die Kemptener haben sich vor allem als Tuner und Motorsport-Profi einen Namen gemacht und sind vor allem durch die DTM und Formel E bekannt.Doch der Rennsport ist ein volatiles Geschäft und als 2009 das Forschungsprojekt "EE-Tour Allgäu" mit 30 Elektrofahrzeugen ausgerufen wurde und das Projekt auch von den Hochschulen gefördert wurde, fiel bei Abt der Startschuss für das neue Standbein Elektromobilität. Zusammen mit Daten aus Diplomarbeiten, die Abt mit der Datenanalyse und Sensorik aus dem Rennsport verknüpfte, entstand so ein komplett neues Standbein, das wächst und den Rennsport in eine neu gebaute Halle "verdrängte". Denn neben der Elektrifizierung von Caddy oder T6 fertigt Abt in kleiner Serie auch das Elektroquad "Jetflyer", das die österreichische Post übrigens ebenfalls als Verteilfahrzeug nutzt. Aktuell entwickelt man mit AL-KO den E-Cab mit VW-T6-Triebkopf weiter.gs

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