Brüssel. Die EU-Verkehrsminister haben offenbar keine Eile, die Schaffung des einheitlichen europäischen Luftraums (Single European Sky, SES) voranzubringen: Auf einem informellen Treffen im litauischen Wilna lehnten sie es gestern ab, sich noch in diesem Jahr mit den neuen Vorschläge der EU-Kommission (SES II+) näher zu beschäftigen. Das Thema soll frühestens unter der griechischen Ratspräsidentschaft im ersten Halbjahr 2014 ernsthaft aufgegriffen werden, teilte der litauische Verkehrsminister Rimantas Sinkevicius nach dem Treffen mit. Er selbst werde dieses Jahr höchstens noch einen Fortschrittsbericht verfassen.
Für EU-Verkehrskommissar Siim Kallas ist das ein erneuter Rückschlag in seinen Bemühungen, den SES voranzubringen. Das im Juni vorgeschlagene SES II+ Paket war überhaupt erst nötig geworden, weil sich die EU-Mitgliedsländer nicht an den bereits vor Jahren beschlossenen Fahrplan für einen Zwischenschritt zum SES gehalten hatten. Bis Ende 2012 sollten neun funktionale Luftraumblöcke entstanden sein, in denen jeweils mehrere nationale Behörden gemeinsam einen vereinigten Luftraum verwalten. Die Luftraumblöcke sollten in einem nächsten Schritt dann in dem SES nach US-amerikanischem Vorbild aufgehen. Kein Luftraumblock war bis Ende 2012 fertig.
Laut Berechnungen des Verbands Europäischer Fluggesellschaften (AEA) könnten die SES II+ Maßnahmen jährlich zu Einsparungen von fünf Milliarden Euro für Fluggesellschaften und Industrie führen, den CO2-Ausstoß um 8,1 Millionen Tonnen senken und 19,4 Millionen Minuten Flugverspätungen verhindern. (kw)