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Interview: Wie Olaf Lies (SPD) den JWP voranbringen will

04.07.2013 08:52 Uhr
Interview: Wie Olaf Lies (SPD) den JWP voranbringen will
Der Wirtschaftsminister von Niedersachsen, Olaf Lies (SPD), führt auch Gespräche mit der Reederei Maersk
© Foto: Picture Alliance/dpa/Jochen Lübke

Der Wirtschaftsminister von Niedersachsen, Olaf Lies (SPD), über Versäumnisse, die neue Initiative und aktive Kundenakquise in Deutschland und Europa.

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Im einzigen Tiefwasserhafen Deutschlands bleiben die Mengen aus. Seit seiner Einweihung im September 2012 fahren nur zwei Schiffe pro Woche den Jade-Weser-Port (JWP) an. Mit einem neuen Vermarktungskonzept will der niedersächsische Wirtschaftsminister Olaf Lies für neue Impulse sorgen.

Warum bleiben im Jade-Weser-Port (JWP) die Mengen aus?
Der JWP ist in einer gesamtwirtschaftlich schwierigen Phase gestartet. Und man hat sich in der Vergangenheit zu sehr darauf verlassen, dass Ladung automatisch kommt und war sich nicht bewusst, dass man sich selber darum bemühen muss. Deshalb haben wir das Profil der JadeWeserPort Logistic Zone weiter entwickelt. So sollnununter dem Label "Containerterminal Wilhelmshaven JWP-Marketing“ der nationale und internationale Bekanntheitsgrad bei den Logistikerngesteigert werden – und am Ende mehr Ladung nach Wilhelmshaven kommen.

Warum engagiert sich das Land Niedersachsen?
Es reicht nicht aus, auf andere zu zeigen, sondern wir stehen in der Verantwortung, dass der Hafen ein Erfolg wird. Deshalb ist das Hauptziel unserer Aktivitäten, Quell- und Zielladung aus Niedersachsen, aber letztlich auch aus ganz Deutschland und Europazu akquirieren. Wir müssen dem derzeitigen Henne-Ei-Dilemma entkommen: Wenn keine Reeder da sind, kommt keine Ladung, oder wenn keine Ladung da ist, fehlen die Reeder.

Sie wollen ganz Deutschland abdecken?
Ja.Unter anderem werden wir uns mit vier hauptamtlichen Mitarbeitern verstärken, die sich ausschließlich mit der Vermarktung befassen. Wir werden uns dabei abstimmen mit unserem Partner Eurogate, mit der regionalen Wirtschaftsförderung, mit der Stadt und der Region.Der Containerterminal Wilhelmshaven ist unsere neue Visitenkarte für den Hafen. Ziel ist auch eine enge Verzahnung mit anderen starken deutschen Güterverkehrszentren – so zum Beispiel mit dem Binnenhafen in Duisburg.

Was planen Sie da konkret?
Da haben erste Gespräche stattgefunden, aber wir stehen noch am Anfang. Wir müssen das gesamte Feld erschließen, nicht nur seeseitig, sondern wir müssen die Reeder auch dadurch holen, dass wir Ladung haben. Hierzu haben wir einen neuen Geschäftsführer ausgewählt, das Marketingkonzept aufgestellt und stellen das Personal bereit.

Werden Sie auch mit Maersk reden?
Ja, das wird in diesen Tagen passieren. Maersk ist schließlich einer der größten Containerreeder weltweit. Aber hier hat natürlich auch Eurogate gewisse Verpflichtungen. Es hilft dem Hafen nicht, Geld für Container zu bekommen, die nicht im JWP landen. Ich glaube, dass es dringend notwendig ist, das Bild in der Öffentlichkeit zu korrigieren, wir würden gegeneinander arbeiten, gegen Bremerhaven, gegen Hamburg, gegen Eurogate. Das sind unsere Partner, nicht unsere Gegner.

Was passiert mit der JWP Logistics Zone?
Die wird in der neuen Vermarktungsgesellschaft aufgehen.

Wie sollen die potentiellen Interessenten angesprochen werden?
Die Mitarbeiter müssen persönlich mit den Unternehmern reden. Da ist Kernerarbeit vor Ort gefragt. Und das geschieht am besten mit einer gleichen "Visitenkarte für alle". Dann hätten wir alle Partner an Bord.

Der JWP wird immer wieder für seine Hinterlandanbindung per Bahn kritisiert. Wann ist mit der Elektrifizierung der Bahnstrecke zu rechnen?
Eines vorneweg: Der JWP hat eine hervorragende Hinterlandanbindung. Er verfügt über einen vollwertigen zweigleisigen Bahnanschluss und die Autobahnanbindung über die A29, über die man quasi direkt bis in den Hafen fahren kann. Nichtsdestotrotz nehmen wir diese Kritik ernst. Wir wollen die Elektrifizierung so schnell wie möglich haben. Zielsetzung ist 2018. So lang es die nicht gibt,könnte eine Option sein, dass die Mehrkosten für das Umspannen etc. aufgefangen werden.

Halten Sie trotz der geringen Mengen im JWP an den Erweiterungsplänen fest?
Ja. Wir sind bereits dabei, eine Machbarkeitsstudie für die weitere Entwicklung des Hafens auf dem Weg zu bringen, die die Perspektiven für das Areal aufzeigen soll. Dabei haben wir nicht in Jahren, sondern in Jahrzehnten gedacht. Ich glaube, ein solches Zeichen zu setzen ist wichtig, um den Investoren die Botschaft zu vermitteln, im JWP steckt ein enormes Potential. Wir dürfen uns von den ursprünglichen Plänen nicht abbringen lassen, nur weil wir uns jetzt in einer schwierigen Phase befinden. Wir fangen ja jetzt nicht an, zu bauen, aber wir planen und wollen gut vorbereitet sein, wenn die Mengen dann steigen sollten.

Warum ist der JWP so ein guter Hafenstandort?
Wilhelmshaven hat eine kurze Revierfahrt und bringt mit dem möglichen Tiefgang ideale Voraussetzungen mit nicht nur für die Schiffsgrößen, die wir jetzt schon haben, sondern die noch im Bau sind. Wir haben keine Debatte über Begegnungs- oder Ausweichverkehre. Wir haben, was Schiene und Straße betrifft, eine optimale Anbindung. Wir planen den weiteren Ausbau der Feederverkehre in andere große Häfen um über Wilhelmshaven eine große Erreichbarkeit sicherzustellen. Das wirdmitentscheidend sein, um eine hohe Akzeptanz zu erreichen.

Wann werden die mal angestrebten 2,5 Millionen TEU Umschlag erreicht?
Ich bin mit Prognosen vorsichtig. Mir ist wichtiger, dass wir den Hafen in Bewegung bringen, dass wir Schiffsanläufe haben und entsprechend Umschlag generieren. Dazu müssen regelmäßige Linien aufgebaut werden. Ab und zu mal ein Großschiff, das den Hafen anläuft, hilft da nicht weiter.

Immer wieder wird gemunkelt, dass VW seine Verkehre über den JWP abwickeln könnte. Wäre das denkbar?
Unabhängig von einzelnen Namen werden wir gezielt mit Unternehmen sprechen, die hohe Mengen verschiffen. Dazu gehört unter anderem auch Volkswagen.

Olaf Lies (SPD) ist seit 19. Februar 2013 Minister für Wirtschaft, Verkehr und Arbeit in Niedersachsen und seit 2012 stellvertretender Landesvorsitzender der SPD in Niedersachsen.

Mehr zu der aktuellen Situation im JWP lesen Sie in der Printausgabe VR 27/2013 der VerkehrsRundschau, die am Freitag erscheint. Abonnenten haben auch die Möglichkeit, diesen Artikel direkt im E-Paper zu lesen.

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