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Interview: Sollen KEP-Subunternehmer verboten werden?

21.02.2024 15:30 Uhr | Lesezeit: 4 min
Paketdienst, KEP
Im Bundestag steht am 21. Februar eine Debatte zum Postgesetz auf der Tagesordnung, dabei geht es auch um die Frage des Verbots von Subunternehmerketten bei der Paketzustellung
© Foto: Ezequiel Martínez/ AdobeStock

Warum das Verbot von Subunternehmern im KEP-Markt gefährlich ist, sagt Rico Back, langjähriger Royal Mail-CEO und GLS-Chef und heute Managing Partner der SKR Beteiligungs AG in Luzern.

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Sollen Subunternehmer im KEP-Markt verboten werden? Diese Frage erhitzt die Gemüter, auch weil im Zuge der Postgesetz-Reform aktuell laut darüber debattiert wird. So sprechen sich Verdi und zuletzt auch der Grünen-Bundestagsabgeordnete und frühere Verdi-Chef Frank Bsirske für ein solches Verbot aus. Rico Back, langjähriger Chef der Royal Mail und von Paketdienst GLS, spricht sich klar dagegen aus. Warum ein solches Verbot für die gesamte KEP-Branche sogar gefährlich ist, sagt der heutige Managing Partner der SKR Beteiligungs AG hier im Interview mit der Verkehrsrundschau.

Verdi und aktuell nun auch Frank Bsirske, Bundestagsabgeordneter von Bündnis90/die Grünen und Ex-Verdi-Chef, fordern ein Subunternehmer-Verbot in der KEP-Branche. Wie stehen Sie dazu?

Diese Diskussion ist nicht neu. Es gab immer Unternehmen, die mit angestellten Fahrern gefahren sind, und es gab Unternehmen, die mit Subunternehmern gearbeitet haben. Das sind alles kleinere und mittlere Betriebe. Das ist das Rückgrat der deutschen Wirtschaft. Warum will man die abschaffen, welche Ideologie steht dahinter? Selbst ein UPS, der sehr viel mit angestellten Fahrern fährt, hat einen großen Teil an Subunternehmern. Auch die Deutsche Post fährt viel mit Subunternehmern.

Welche Folgen hätte dieses Subunternehmer-Verbot konkret für Paketdienste?

Die Komplexität der Paketdienste würde enorm steigen. Wenn Sie heute einen Unternehmer haben, der mit 12, 13 Fahrern fährt und der in der Spitze für zwei Monate 20 statt 12, 13 Fahrer einstellen muss, kann der das vor Ort mit seinem kleinen Betrieb besser machen als eine große Organisation, die das dann flächendeckend in Deutschland machen muss, und das kostet. Das sind Komplexitätskosten. 

Ich habe das bei der Royal Mail gesehen. Wir haben immer gedacht, die Größe macht’s. Die Größe muss aber auch verwaltet werden. Und diese Verwaltung ist komplex, kostet sehr viel Geld und nimmt sehr viel Flexibilität raus. Das heißt, keine Subunternehmer heißt weniger Flexibilität für die Paketdienste und dadurch eine höhere Komplexität. Das heißt, eine andere Art und Weise, wie die ganzen Abläufe zu planen sind. Und das halte ich für die Branche für gefährlich. 

Warum ist das für die Branche gefährlich?

Schon heute arbeiten einige nicht mehr profitabel, obwohl sie diese Flexibilität haben. Und will man wirklich aus ideologischen Gründen eine ganze Branche mit über 360.000 Sozialversicherungsbeschäftigten ins Risiko fahren? Da würde ich ein großes Fragezeichen dran machen.

Sie würden so weit gehen, dass das Subunternehmer-Verbot tatsächlich Existenzen kosten könnte?

Ich sage, dass die Komplexität deutlich zunimmt, und ich sage, dass die Paketdienste das erstmal lernen müssen, weil sie dies zurzeit nicht gewöhnt sind. Sie sind sehr spezifisch auf Subunternehmersysteme ausgerichtet, das können sie. Das Thema Angestellte können sie nicht, das müssen sie erst lernen. Und Sie wissen, wie das ist mit Lernenden. Das Lernen kosten immer Geld und Zeit. 

Um wie viel Prozent würden die Paketpreise dadurch teurer werden?

Das weiß ich nicht. Ich weiß nur, dass es komplexer wird, dass es in der KEP-Branche zu gravierenden Veränderungen führen könnte. Denn eine zentrale Organisation hat immer Nachteile. Man muss dezentral bleiben, man muss flexibel bleiben, man muss sich regionalisieren. Und das alles können sie nicht, wenn Sie Angestellte haben, Sie haben andere Herausforderungen in Bayern als in Norddeutschland oder Leipzig. Nimmt man den Paketdiensten diese Flexibilität, wird das eine Zeit lang nicht funktionieren. Die Unternehmen werden vielleicht überleben, aber es wird ein schmerzhafter Prozess sein.

Das Interview führte Eva Hassa, Redakteurin Verkehrsrundschau

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