Interview Robert Schönberger: Networking und Know-how

In Kürze In den vergangenen vier Jahren hat sich vieles verändert; das trifft auch auf die Transport Logistic zu. Die wichtigste Messe der Branche präsentiert sich in diesem Jahr kompakter und moderner, bleibt gleichzeitig aber ihren Grundwerten treu. Herr Schönberger, wie wird sich die Transport Logistic in diesem Jahr präsentieren? Die Rahmenbedingungen sind sehr erfreulich. Wir starten wieder mit zehn Hallen wie zuletzt im Jahr 2019. Allerdings erreichen wir in diesem Jahr eine höhere Auslastung der Hallen, was uns - gerade nach den Pandemiejahren - ganz besonders freut. Das war nicht unbedingt erwartbar, oder? Man hatte das Gefühl, dass sich viele Menschen inzwischen mit digitalen Formaten angefreundet haben. Das stimmt, allerdings wussten wir schon sehr früh, dass das nicht nachhaltig sein würde. Um es ehrlich zu sagen, hatten wir nie große Sorgen, dass uns die digitalen Formate die Präsenzmesse streitig machen würden. Aber man weiß im Vorfeld natürlich trotzdem nicht, wie das Angebot angenommen wird. Die Planungen für diese Messe haben vor zwei Jahren begonnen, also in einer Zeit, in der Corona noch Thema war. Man konnte damals noch nicht genau abschätzen, wie sich das Infektionsgeschehen entwickeln würde. Insofern sind wir dankbar dafür, dass wir schon sehr früh wussten: Die Messe wird stattfinden, und zwar zu ähnlichen Bedingungen wie 2019. Wenn wir auf die Teilnehmer der Messe blicken - hat sich die Ausstellerstruktur im Vergleich zu vor vier Jahren verändert? Eine Messe ist das Spiegelbild der Branche. Nach vier Jahren haben sich einige Unternehmen vergrößert, andere sind vom Markt verschwunden. Im Grunde genommen wird es viel Bewährtes geben. Aber auch Neues: So werden viele große Player erstmals mit eigenem Stand zu sehen sein wie zum Beispiel Maersk, Hellmann, Amazon oder auch die Reederei von Lidl, Tailwind. Gleichzeitig haben wir auch Start-ups, die auf der Messe ihre Ideen für die Branche präsentieren wollen. In den vergangenen Jahren war die Branche mehrfach mit großen Herausforderungen konfrontiert. Werden sich diese Themen auch an den Messeständen bemerkbar machen? Die Logistik wird zu Recht als Problem-löserindustrie bezeichnet. Krisen hat es immer schon gegeben, sei es die Finanzkrise vor 15 Jahren oder auch Herausforderungen durch Auseinandersetzungen zwischen Staaten. Die Logistik hat stets eine Antwort gefunden und das Dienstleistungsportfolio der Unternehmen wurde dadurch immer wieder erweitert. Auf einer Messe messen sich Unternehmen. Daher werden wir sicherlich neue Services sehen, mit denen sich Betriebe von ihren Marktbegleitern abgrenzen möchten. Die Transport Logistic wartet mit einem sehr großen Konferenzprogramm auf. Welche Schwerpunkte werden besprochen? Es freut uns sehr, dass wir so viele Sessions wie noch nie anbieten können. Die Themen drehen sich um aktuelle Probleme und Herausforderungen der Branche: die Antriebswende, der Fachkräftemangel, modernes Supply-Chain-Management oder City-Logistik. Um die Sessions noch interessanter zu gestalten, haben wir uns dazu entschieden, dass jede Gesprächsrunde nur noch eine Stunde dauern wird. Das halten wir für eine zeitgemäße Länge, um an einem vollen Messetag zwischen Standbesuchen auch kompaktes Know-how mitnehmen zu können. Zudem haben wir die Campus Plaza ins Leben gerufen. Das ist ein besonderer Gemeinschaftsstand mit separater Bühne, auf der es Kurzvorträge von 15 Minuten Länge geben wird. Dort gibt es jeden Tag einen anderen Schwerpunkt mit jeweils zwölf Ausstellern, die nicht klassisch auf der Messe zu finden wären. Die Campus Plaza dient damit gleichzeitig als Ort, an dem man nach den Vorträgen direkt ins Networking starten kann. In ganz Europa hat man es seit dem Ukraine-Krieg mit stark steigenden Preisen zu tun. Hat das die Planung der Messe beeinflusst? Die gestiegenen Kosten sind an uns natürlich nicht vorbeigegangen, das ist klar. Die Preise sind seit Ausschreibung unverändert. Für die gestiegenen Energiepreise haben wir einen kleinen Zuschlag verrechnet, wobei wir auf großes Verständnis der Aussteller gestoßen sind. Als größere Herausforderung für alle Beteiligten hat sich der Personalmangel erwiesen. Egal ob Sie Messehostessen oder Caterer suchen: Wichtig in diesem Jahr war es, früh zu buchen, weil das Angebot einfach sehr gering ist. An diesem Punkt spüren wir, wie viele andere Branchen auch, immer noch die Auswirkungen von Corona. Wie bewerten Sie das Interesse der Unternehmen an der Messe? Wenn ich in meinen LinkedIn-Account schaue, dann sehe ich viele Unternehmer, die schon seit Wochen vorfreudig ihre Messeteilnahme ankündigen. Ich habe den Eindruck, dass sich die Branche endlich wieder persönlich treffen und austauschen will. Es ist ein großer Unterschied, ob ich mich in einem Videomeeting sehe oder direkt auf der Messe bei Cappuccino oder der traditionellen Weißwurst unterhalte. Das ist eigentlich der Kern der Transport Logistic: Die Besucher sollen sowohl interessante Informationen an den Ständen und in den Vorträgen erhalten, sich aber auch untereinander austauschen können. Mit wie vielen Besuchern rechnen Sie auf der Messe? Das ist ein Blick in die Glaskugel und ich kann keine wirkliche Prognose abgeben. In der Regel ist es so, dass die Besucher erst wenige Tage vor ihrem Besuch das Messeticket buchen. Genaue Zahlen wissen wir also erst, wenn die Messe am Freitag zu Ende ist. Die Besucherzahl spielt für mich aber auch nicht die größte Rolle. Wichtig ist, dass die Qualität stimmt und die Aussteller am Ende mit den geführten Gesprächen zufrieden sind. Aber entscheidet die Besucherzahl nicht darüber, ob die Messe wieder stattfinden wird? Aus finanzieller Sicht ist das nicht so wichtig. Der Eintritt ist, verglichen mit dem großen Angebot der Transport Logistic, ohnehin äußerst günstig. Viel wichtiger ist, dass wir uns nach der Messe mit den Ausstellern zusammensetzen. Wenn die sagen, die vier Tage haben sich gelohnt und man konnte einen Mehrwert generieren, dann haben wir alles richtig gemacht und können beruhigt an die Planung für 2025 gehen.

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