VerkehrsRundschau: Sie empfehlen in einer neuen Studie, die Treibhausgasemissionen im Güterverkehr auf Null zu senken. Warum?
Martin Schmied: Wir gehen davon aus, dass der Verkehr bis zum Jahr 2050 um 60 Prozent zunehmen wird – bezogen auf 2010. Vor diesem Hintergrund müssen die klimarelevanten Emissionen wie CO2 im Straßenverkehr schlichtweg auf Null reduziert werden. Denn das, was wir dann in Deutschland noch als Treibhausgase emittieren dürfen, brauchen Landwirtschaft und Industrie auf.
Aber wie soll das gehen – Straßengüterfernverkehr ohne Emissionen?
Grundsätzlich sind zwei Varianten möglich. Variante eins: Man bleibt beim Verbrennungsmotor, ersetzt den Diesel oder das Gas jedoch durch einen synthetischen Kraftstoff, der mithilfe von erneuerbarem Strom hergestellt wird. Diese Kraftstoffe bezeichnen wir dann als Power-to-Liquid oder Power-to-Gas. Eine zweite Variante wäre der Umstieg auf Oberleitungs-Lkw, die auf Teilen der Autobahn Strom über den Fahrdraht bekommen. Wir haben in einer separaten Studie ermittelt, dass diese Variante die geringsten volkswirtschaftlichen Kosten hervorruft. Allerdings gibt es hier andere Hürden. Ein Oberleitungssystem würde zum Beispiel nur Sinn ergeben, wenn es europaweit eingeführt würde.
Welche Rolle können Erdgas oder Wasserstoff spielen?
Erdgas bietet zwar einen kleinen Klimavorteil, reduziert die Emissionen aber langfristig nicht auf Null. Eine treibhausgasneutrale Option wäre daher nur, das Gas wiederum aus erneuerbarem Strom zu erzeugen. Wasserstoff und Brennstoffzelle könnten ebenfalls eingesetzt werden, nach unseren Berechnungen wäre das allerdings die teuerste Option.
Was sollten Transportunternehmer heute tun, um sich auf diese Welt ohne Emissionen vorzubereiten?
Zunächst sollten Sie prüfen, ob die Verlagerung von Transporten auf die Bahn eine Option ist. Was die Technik angeht gibt es im Güterverkehr – anders als beim Pkw-Verkehr die Elektrifizierung – noch keine Lösung, die schon heute breit eingesetzt werden kann. Insofern würde ich raten, Erfahrungen mit neuen Technologien zu sammeln und sich an Modellprojekten zu beteiligen.
Das Interview führte Constantin Gillies, freier Journalist