Interview der Woche

Interview der WocheWelchen Dieselpreis erwarten Sie 2012?Ein Liter Diesel kostete jüngst wieder 1,50 Euro und mehr. Wie kommt das? Hier gibt es zwei Ursachen: Im Segment der Mitteldestillate, zu denen auch Diesel und Heizöl zählen, konnten wir in den vergangenen Wochen deutlich niedrigere Vorräte in Europa und den USA verzeichnen. Eine saisonal bedingte höhere Nachfrage in Europa sowie eine erhöhte Nachfrage aus China führten bei gleichzeitig geringeren Lagerbeständen zu den neuen Preisspitzen beim Diesel. Der Dieselpreis hat das gleiche Niveau wie im Jahr 2008 erreicht, der Rohölpreis ist aber deutlich niedriger. Wie passt das? Das hängt mit den Wechselkursen zusammen. In US-Dollar notiert der Brentpreis mit 110 Dollar je Barrel Rohöl knapp 25 Prozent unter seinem Rekordwert im Sommer 2008. In Euro liegt der Preis aber nur zehn Prozent darunter. Der etwas höhere Diesel- zum Rohölpreis erklärt sich ferner durch den erwähnten geringeren Vorrat.Warum sind die Dieselläger leer?Dies hat zum einen mit Produktionsausfällen in Europa durch die Libyenkrise zu tun. Aufgrund des Dieselmangels in Europa stiegen in den vergangenen Monaten auch die Importe aus den USA, was zu einem Abbau der Vorräte in Amerika führte. Diesel kostet trotz geringerer Steuern fast so viel wie Super. Da passt doch was nicht?Auch dies hängt mit der weltweiten Nachfrage zusammen. Mitteldestillate werden in Europa stark nachgefragt, während die Benzinnachfrage geringer ist als das Angebot. Bisher exportierte Europa Benzin nach Amerika. Mittlerweile ist aber auch die Benzin-Nachfrage in den USA rückläufig, sodass wir ein Überangebot von Benzin in Europa vorfinden. Das macht den Ottokraftstoff im Vergleich zum Diesel billiger. Geht diese Schere wieder auseinander?Ein solches Phänomen war schon im Jahr 2008 zu beobachten. Danach ging die Schere aber wieder auseinander, was auch für die kommenden Monate zu erwarten ist. Langfristig gibt es aber eine Tendenz zu einem höheren Verbrauch von Mitteldestillaten und weniger Absatz von Benzin. Das wird zu einem geringeren Preisabstand führen. Welchen Dieselpreis erwarten Sie 2012?Der Rohölpreis ist die Hauptdeterminante für den Dieselpreis. Wir sehen die konjunkturellen Aussichten für die Eurozone eher skeptisch, was zu einer geringeren Nachfrage führt. Gleichzeitig wird sich Libyen am Rohölmarkt zurückmelden, was die Lage weiter entspannt. Deshalb rechnen wir mit einem Preisrückgang von zehn Prozent, der sich bei den Mitteldestillaten bemerkbar machen müsste, da zeitgleich auch die Dieselvorräte wieder steigen. In der zweiten Jahreshälfte erwarten wir im Zuge eines kräftigeren Wirtschaftswachstums in den Industrieländern eine leichte Preiserhöhung. Also Entspannung für 2012?Wenn es ein „normales“ Jahr wird, ja. Aber die Risiken für den Rohölpreis sind so groß wie nie. Niemand weiß beispielsweise, wie sich der Arabische Frühling oder die Auseinandersetzungen um das iranische Atomprogramm weiterentwickeln werden. Gibt es hier Probleme, kann sich die Marktlage drastisch verändern. ❙❚■ Andre KrankeBarbara Lambrecht beobachtet als Rohstoff-analystin im Commerzbank-Bereich Commodities Research den weltweiten Energiemarkt. Die gebürtige Essenerin arbeitet seit über 10 Jahren für das Frankfurter Bankhaus.Nachgefragt beiNeuer Rekord beim DieselpreisDer Preis für einen Liter Diesel hat Mitte November wieder die Rekordmarke von 1,50 Euro durchbrochen. Dieser Preis wurde zuletzt im Boomjahr 2008 erreicht. Im Unterschied zu vor drei Jahren beträgt der Preis für ein Barrel Rohöl aber nur 112 US-Dollar statt 146 US-Dollar je Barrel im Sommer des Jahres 2008. Warum ist der Dieselpreis also wieder so stark gestiegen? akum was es geht

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