In die Länge ziehen

Neu ist die Idee eines Lang-Lkw in Deutschland wahrlich nicht. Im Jahr 1903 wollte die Firma NAG, eine AEG-Fahrzeugtochter, mit einem Motorwagen zwei Anhänger ziehen. Allein die damals mangelhafte Motorleistung stand dem im Wege. Fast zeitgleich entwickelte der Franzose Charles Renard ein ähnliches Konzept, verkaufte es über Umwege nach Australien, et voilà - der Roadtrain war geboren. Die Idee wurde dann in den USA 1915 erneut aufgegriffen. Fruehauf als Erfinder des Sattelaufliegers verband mit einem Dolly daran den zweiten Auflieger und konnte so mit einer Tour mehr Geld verdienen. Drei Kombinationen bei Krone In unserer Epoche hat beispielsweise Krone drei unterschiedliche Lang-Lkw-Kombinationen im Portfolio: die Variante aus Motorwagen, Dolly und Sattelauflieger, die Kombination aus Zugmaschine mit Auflieger plus Zentralachsanhänger sowie den verlängerten Sattelauflieger. Bei den Dollys bietet Krone zwei Varianten. Als verhältnismäßig günstige Lösung ist ein zweiachsiges Starrachsdolly verfügbar. Lang-Lkw mit einem Motorwagen ohne Nachlauflenkachse werden mit einem Dolly mit einer gelenkten Vorderachse komplettiert. Und natürlich sind beide Dolly-Varianten auch für Volumenauflieger verfügbar. Auch Schmitz Cargobull ist im Markt der langen Fahrzeuge aktiv. Der Hersteller aus dem Münsterland blickt dabei mehr auf Gesamteuropa und baut auf die notwendige Vernunft einer einheitlichen Gesetzgebung in der EU. Mit dem Konzept "Eco-Duo" tritt Schmitz Cargobull für die europaweite Einführung eines Transport-Konzepts ein. Der EcoDuo besteht aus zwei miteinander über ein Dolly verbundenen Standard-Sattelaufliegern an eine Sattelzugmaschine gekoppelt. Das Gesamtzuggewicht von Sattelzugmaschine und erstem Trailer liegt dabei weiterhin bei 40 Tonnen, das Zuggewicht des zweiten Trailers kann variieren und beispielsweise bis zu 36 Tonnen betragen, was den Regularien in Skandinavien entspricht. "Zurzeit gilt diese Fahrzeug-Kombination nur in Skandinavien, langfristig sehen wir den "EcoDuo" europaweit als ökologisch und ökonomisch effiziente Transportlösung", sagt Andreas Schmitz, Vorstandsvorsitzender der Schmitz Cargobull AG. Um die beiden Standard-Sattelauflieger zu verbinden, setzt man bei Schmitz Cargobull auf das hauseigene Dolly mit den bekannten Vorteilen wie einem langlebigen, feuerverzinkten Chassis sowie den hauseigenen Rotos-Achsen. Fliegl setzt auf einfache Konstruktion Für Konkurrent Fliegl ist das Dolly das Bauteil, wo mit möglichst wenig Aufwand für den Kunden der beste Nutzen erreicht werden kann. Daher bauen die Thüringer nach eigener Aussage möglichst simpel. Bernhard Kerscher, Geschäftsführer Vertrieb und Marketing, sagt: "Mechanik ist logisch. Mechanik ist zuverlässig. Mechanik ist nachhaltig." Fliegls sogenanntes CLG-Dolly überzeuge daher mit simpler Technik, die sich die Gesetze der Physik zunutze mache. Das Dolly kommt ohne Hydraulik, Elektronik und Lenkachsen aus, ein starrer, untergekuppelter Zugholm verbindet das CLG mit dem Motorwagen - jeweils mit Hilfe konventioneller Kupplungen. Als weitere Vorteile nennt der Hersteller das niedrige Gewicht von lediglich 1300 Kilogramm, was laut Fliegl der Hälfte anderer Dollys entspricht. Neben dem Dolly bietet der Thüringer Hersteller auch Lösungen für den Lang-Lkw Typ 1 (verlängerte Auflieger) mit jetzt 14,98 Meter Länge für 37 Europaletten beziehungsweise für zwei C 745 WAB auf einem Chassis. Kögel hat sich auf den verlängerten Sattelauflieger spezialisiert. Patrick Wanner, Leiter Öffentlichkeitsarbeit, sagt dazu: "Als Erfinder des um 1,3 Meter verlängerten Aufliegers Euro Trailer sehen wir vor allem in diesem Konzept die richtige Lösung für den Großteil von Europa." Für längere Zugkombinationen ist allerdings ein Dolly unverzichtbar. Hier haben die Burtenbacher eine eigene Meinung. Patrik Wanner: "Kögel hat sich aufgrund der geringen Nachfrage der Produktion eines Dollys noch nicht zugewandt. Wir sehen neben der Herausforderung der schweren Bedienbarkeit auch die relativ geringe Nutzlast als kritisch, da der Dolly selbst noch die Nutzlast reduziert. Es gibt Dollys mit Lenkachsen und Dollys mit Unterkuppelsystemen. Beides hat Vorund Nachteile, ein Trend ist bislang für uns noch nicht erkennbar." Kögel: verlängerter Auflieger im Fokus Bei all den Varianten, die in Europa gefahren werden - Typ 1 bis Typ 5, ist Kögel bei der "Wünsch-dir-was-Frage" sehr konkret: "Wir bei Kögel wünschen uns einen grenzüberschreitenden Verkehr für den Lang-Lkw Typ 1 mit einem zulässigen Gesamtgewicht von 44 Tonnen." Hier sei laut Patrick Wanner die Europäische Union gefragt beziehungsweise die Verkehrsminister der einzelnen Länder, um bilaterale Absprachen zu treffen. Mehr zum Thema finden Sie im Dossier Lang-Lkw www.verkehrsrundschau.de/dossiers In Kürze Drei Wechselbrücken auf einem Lkw transportieren oder zwei Sattelauflieger hintereinanderkoppeln. An innovativen Ideen mangelt es den Herstellern der gezogenen Einheit beim Thema Lang-Lkw nicht. Anbieterauswahl Fliegl www.fliegl.comKögel www.koegel.comKrone www.krone-trailer.comPacton www.pacton.nlSchmitz Cargobull www.cargobull.com

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