Im Infofluss

Im InfoflussLenk- und Ruhezeiten, Management der Digi-Tacho-Daten, Verbrauchsminimierung: Die Telematikanbieter präsentieren sich auf der IAA als unabdingbare Helfer für den Fuhrparkalltag. Flottentelematik hat sich längst als Kernthema auf der IAA Nutzfahrzeuge etabliert. Die Lösungsanbieter konzentrieren sich vor allem in Halle 24, die sie sich mit den Anbietern von branchenspezifischer Speditionssoftware teilen. Obwohl er nun schon gar kein Neuling mehr auf den Straßen ist und mittlerweile in mindestens zehn Prozent der LKW zum Einsatz kommt, ist der digitale Tachograf und das damit verbundene Datenmanagement eines der beherrschenden Themen der Telematikanbieter. Einerseits geht es um das Herunterladen der Daten auf Fahrerkarten und des Massenspeichers im digitalen Tachograf zum Zweck der vom Gesetzgeber vorgeschriebenen Datenarchivierung. Andererseits sind Telematiksyteme in der Lage, aktuelle Informationen über verbleibende Lenk- und Arbeitszeiten der Fahrer direkt aus dem digitalen Tachografen zum Zwecke der Disposition zu übertragen. Beide Themen sind auf der IAA in Hannover Top-aktuell.Archivierung/Remote-DownloadNahezu alle Anbieter sind mittlerweile in der Lage, die Daten der Fahrerkarte zum Zwecke der Archivierung auszulesen und über Mobilfunk an die Unternehmenszentrale oder auf den Server eines Datendienstleisters zu schicken. Fast schon Pflicht ist mittlerweile außerdem das Fernauslesen (engl: Remote Download) der Daten des Massenspeichers. Hier bedienen sich die meisten Anbieter jedoch eines Tricks, der eigentlich nicht im Sinne des Gesetzgebers ist: Zum Auslesen und Übertragen der Massenspeicherdaten muss die Unternehmenskarte am Kontrollgerät vom Fahrer gesteckt werden. Der jedoch sollte aus Gründen des Datenschutzes nicht die Unternehmenskarte mit sich führen, denn er könnte damit ebenso gut die Daten von Kollegen auslesen, die auf demselben Fahrzeug gefahren sind. Als erster Lösungsanbieter überhaupt will Daimler FleetBoard in Hannover demonstrieren, dass es künftig auch anders gehen wird: möglich macht dies eine neue Generation digitaler Tachografen, die über eine neue Schnittstelle für den Remote-Download verfügen. Die führenden Hersteller digitaler Tachografen (Continental VDO, Stoneridge, Actia und Efkon) haben angekündigt die neue Tachografengeneration in Hannover vorzustellen. Die Schnittstelle ermöglicht das Auslesen und Übertragen der Massenspeicherdaten ohne dass der Fahrer die Unternehmerkarte im Fahrzeug stecken muss. Zur Authentifizierung genügt es, wenn der Disponent an seinem Schreibtisch die Unternehmenskarte in einen Kartenleser steckt und damit den Auslesevorgang startet. Die so übertragenen Daten aus dem Fahrzeug – das versichern die Tachografenhersteller – genügen allen Anforderungen, die der Gesetzgeber an die zu archivierenden Tachografendaten stellt. Weil die neue Schnittstelle von Fahrzeugherstellern und ihren Zulieferern entwickelt wurde, befinden sich die herstellergebundenen Telematikanbieter zunächst in einem Wettbewerbsvorteil gegenüber Drittanbietern. Sie haben das Nachsehen und müssen sich mit der neuen Schnittstelle erst einmal vertraut machen. Nach Informationen der VerkehrsRundschau haben sie noch keine genaue Kenntnis über die Auslegung der Datenschnittstelle. Wichtiger als das Herunterladen der Tachodaten dürfte für die tägliche Arbeit des Disponenten allerdings die zeitnahe Information über Restlenkzeiten der Fahrer sein. Das Thema Lenk- und Ruhezeiten ist daher das Topthema der meisten Telematikdienstleister. Über die so genannte Info-Schnittstelle des digitalen Tachografen können zahlreiche vom Gerät aufgezeichneten Daten per Mobilfunk direkt für die Einsatzplanung in der Dispozentrale übertragen werden. Die Wanko Informationslogistik GmbH zeigt in Hannover das weiterentwickelte Transport-Management System PRACAR 3000. Die integrierte Telematiklösung PRABORD verarbeitet die aktuellen Lenk- und Ruhezeiten des digitalen Tachografen und liefert damit die Basis für die dynamische Anpassung der Tourenplanung. Droht ein Überschreiten der gesetzlich zulässigen Lenk- oder Arbeitszeiten, wird dies sowohl dem Disponenten auf seinem Bildschirm als auch dem Fahrer auf seinem Bordcomputer rechtzeitig angezeigt. Einen "Live-Ticker" zur Überwachung der Lenk- und Ruhezeiten stellt überdies der Telematikanbieter Portaris vor. Die Info-Schnittstelle zur Gewinnung aktueller Lenk- und Ruhezeiteninformationen nutzen laut einer Marktübersicht der VerkehrsRundschau (siehe Telematik-Spezial, VR 36) mittlerweile die meisten namhaften Telematikanbieter wie Comlog, Eurotelematik, Mobile Objects, Qualcomm, Spedion, TIS, Transics, Truck 24 oder SaltMobile Systems. Auch alle herstellergebundenen Telematikanbieter wie Volvo Dynafleet, Daimler FleetBoard, DAF Telematics System, MAN Telematics oder Scania Fleet Management beherrschen das Übertragen von Tachodaten zum Zwecke des Flottenmanagements. Nachdem die Anbieter digitaler Straßenkarten schon vor zwei Jahren Kartenmaterial mit LKW-Attributen für die LKW-gerechte Zielführung angekündigt haben, scheint diese Funktion nun tatsächlich bei den Diensteanbietern angekommen zu sein. Neben FleetBoard kündigen auch die Telematikspezialisten Corbitconnect oder GPSoverIP LKW-spezifische Navigation für die neuesten Generationen ihrer Lösung an. Brückenhöhen, Gewichtsbeschränkungen oder Durchfahrtsverbote werden künftig automatisch vom Navigationsgerät berücksichtigt. VerbrauchsminimierungEin weiteres Top-Thema der Telematik-anbieter sind Lösungen zur Verbrauchsminimierung der Flotten. Schlüssel hierzu sind Verbrauchsinformationen, die das Telematiksystem aus der Fahrzeugelektronik (CAN-Bus) ausliest. Ähnlich wie Vorreiter FleetBoard bieten immer mehr Telematiksysteme die fahrerspezifische Auswertung der individuellen Fahrweise imHinblick auf Verbrauchsminimierung. Verbesserte Funktionalitäten mit grafischer Auswertung der Fahrdaten hat beispielsweise Qualcomm angekündigt. Auch die letzten Sparpotenziale beim Kraftstoffverbrauch will Comlog mittels Telematik heben. So soll es dem Fuhrparkbetreiber mittels Telematik möglich sein, seine Fahrer dazu zu erziehen, tatsächlich an jenen Tankstellen zu tanken, wo der Sprit günstiger ist, weil beispielsweise besondere Vereinbarungen existieren. Mit einer genauen Dokumentation der Tankvorgänge kann der Chef seinen Fahrer zur Rede stellen, wenn er bares Geld durch "Fremdtanken" verschenkt. Marketing- und Produktmanager Domenic Breitbart bringt es auf den Punkt: "Beim Thema Diesel bestehen immer noch die größten Potenziale für den Fuhrparkmanager zur Kostenminimierung." Ein Fuhrpark mit 150 Fahrzeugen verbraucht im Monat schnell 700.000 Liter Diesel, rechnet Breitbart vor. Bei dem hohen Dieselpreis könne man sich schnell ausrechnen, dass selbst kleine Einsparungen pro Fahrzeug in der Summe ein schönes Sümmchen ergeben. Ein weiterer Trend: Telematiklösungen und Dispositionssoftware wachsen über Kooperationsvereinbarungen und programmierte Schnittstellen immer enger zusammen. Werben mit SchnittstellenTelematikanbieter versäumen es nicht, stets eine Liste der Softwarelösungen zu präsentieren, für die es Schnittstellen gibt und umgekehrt werben die Softwareanbieter mit Schnittstellen zur Telematik. So werden beispielweise die über das Telematiksystem gewonnenen Angaben zu Rest-lenkzeiten automatisch in der Oberfläche des Dispositionsprogramms angezeigt. Softwareanbieter Soloplan aus Kempten geht diesen Weg noch einen Schritt weiter und bietet mit "inTouch" gleich selbst eine integrierte Telematiklösung zur Soloplan-Speditionssoftware CarLo. Für CarLo-Anwender soll das Telematiksystem sogar kostenlos sein. ❙❚■ Dietmar Winkler

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