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In Nordeuropa: Daimler Truck testet E-Lkw unter Winter-Bedingungen

25.02.2025 18:15 Uhr | Lesezeit: 3 min
Die beiden seriennahen E-Lkw-Prototypen von Daimler Truck waren Anfang 2025 unter anderem unter winterlichen Härtebedingungen unterwegs. Im Bild die beiden E-Actros 600, wie sie in verschneiter Landschaft aber schneefreier Straße eine Brücke unterqueren.
Die beiden seriennahen E-Lkw-Prototypen von Daimler Truck waren unter winterlichen Härtebedingungen unterwegs. Im Test über 6.500 Kilometer ging es um Verbrauch, Reichweite und Komfort im Fahrerhaus
© Foto: Daimler Truck

Der E-Actros 600 war bei Schnee und Eis in Nordeuropa unterwegs. Die Frage: Wie unterscheidet sich der Energieverbrauch zum Sommer? Eine weitere Erfahrung: Geeignete öffentliche Lkw-Ladeinfrastruktur bleibt weiterhin die Ausnahme.

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Mercedes-Benz Trucks hat erneut seine beiden seriennahen Prototypen des E-Actros 600 auf Erprobungstour durch Nordeuropa geschickt – diesmal allerdings zur kalten Jahreszeit bei teils sehr winterlichen Verhältnissen.

Von den rund 6.500 absolvierten Kilometern durch Nordeuropa verlief über die Hälfte der Tour auf identischen Strecken zu dem im Sommer 2024 gefahrenen Nordteil der fast siebenwöchigen European Testing Tour, wie Daimler Truck weiter mitteilt. Die beiden Lkw waren auch diesmal wieder mit 40 Tonnen Gesamtzuggewicht unterwegs. Der Frage, die das Unternehmen dabei nachgehen wollte: Wie verhält sich der Energieverbrauch des Fahrzeugs in unterschiedlichen Wintereinsätzen und bei verschiedenen Topografien?

Auf ihrer 16-tägigen Fahrt durch zehn Länder waren die E-Trucks teils bei Extremtemperaturen von -18 bis 9 Grad Celsius unterwegs. Die täglichen Durchschnittsgeschwindigkeiten lagen zwischen 64 und 77 Stundenkilometern. Die Tour verlief durch Deutschland, Dänemark, Schweden und Finnland bis zum Polarkreis, dann über Estland, Lettland, Litauen, Polen, Tschechien und Österreich wieder zurück.

„Grundsätzlich haben Aerodynamik und Rollwiderstand einen erheblichen Einfluss auf den Verbrauch eines Lkw – unabhängig von der Antriebsart“, sagt Jochen Gottstein, Manager Testing Energy Consumption & Range bei Daimler Truck, der auf der gesamten Tour dabei war. So führe die, bei niedrigeren Temperaturen im Winter höhere Luftdichte, stets zu einem gestiegenen Luftwiderstand – und damit zu einem Mehrverbrauch.

„Auch die für das Fahren im Winter notwendigen Reifen haben einen größeren Rollwiderstand und erhöhen den Verbrauch - je winterlicher die Straßenverhältnisse sind, desto griffiger müssen die Reifen sein und desto höher ist der Verbrauch.“

Konkreter Verbrauch auf schneefreier Strecke: Roll- und Luftwiderstand haben den größten Anteil

Das Unternehmen schaute sich den Energieverbrauch unter schneefreien und schneebedeckten Bedingungen an. So analysierte es eigenen Angaben zufolge erstens einen „repräsentativen Streckenabschnitt“, der nach Kaltstart bei einer Durchschnittstemperatur von -2 Grad Celsius und auf Reifen der Energieeffizienzklasse B auf schneefreier Fahrbahn absolviert wurde.

Auf diesem ist laut Daimler Truck ein Mehrverbrauch gegenüber der gleichen Strecke auf Reifen der Effizienzklasse A von ungefähr 25 Prozent zu erkennen. Fünf Prozent davon sind auf die Klimatisierung der Kabine bei angenehmen 21 Grad Celsius zurückzuführen.  Unter ein Prozent wurde verwendet, um die Batterie zu heizen.

„Tagsüber haben wir uns die Temperatur auf 21 Grad Celsius und nachts zum Schlafen auf 19 Grad Celsius eingestellt – bei Außentemperaturen zwischen -7 und 4 Grad Celsius,“ erklärt Werner Kempfle, Entwicklungsingenieur und Co-Projektleiter des eActros 600, über die Bedingungen im Fahrerhaus auf. Er war ebenfalls mit auf der Tour dabei.

Das habe lediglich zu einer Reichweitenreduktion von zwei bis fünf Prozent geführt. Mit Blick auf den Gesamtverbrauch fällt der sogenannte „Hoteling“-Anteil laut dem Hersteller somit kaum ins Gewicht. Man müsse auch mit einem batterieelektrisch angetriebenen E-Actros 600 keine Angst davor haben, durch das Heizen des Fahrerhauses sein Ziel nicht erreichen zu können.

Deutlich unter ein Prozent des Mehrverbrauchs auf der repräsentativen schneefreien Strecke entfiel auf sonstige Nebenverbraucher. Rund vier Prozent wurden durch eine gegenüber dem Sommer geringere Rekuperationsleistung verursacht, die zu einem großen Teil im erhöhten Roll- und Luftwiderstand begründet ist. Letztere machen mit rund 15 Prozent den verbleibenden Löwenanteil der Verbrauchserhöhung aus.

Schnee und Eis erhöhen den Verbrauch deutlich – Einfluss der Scandinavian Reifen

Zweitens stellte das Unternehmen fest: Auf besonders anspruchsvollen Strecken mit überwiegend schneebedeckter und teilweise vereister Straße stieg der Mehrverbrauch gegenüber der Fahrt im Sommer auf Reifen der Effizienzklasse A auf knapp 50 Prozent an.

Dies sei primär auf die deutlich erhöhten Fahrwiderstände zurückzuführen, so der Hersteller. Der antriebsunabhängige Rollwiderstand, der für diese extremen Winterbedingungen ausgelegten Scandinavian Reifen der Energieeffizienzklasse D, hatte daran einen erheblichen Anteil.

Geeignete öffentliche Lkw-Ladeinfrastruktur bleibt weiterhin die Ausnahme

Wie schon im Sommer wurden die E-Trucks auch im Winter ausschließlich an öffentlichen Ladesäulen geladen.

„Auch wenn es weiterhin herausfordernd ist, speziell für Lkw ausgelegte Lademöglichkeiten zu finden, so haben wir insbesondere in Skandinavien einige hochmoderne Ladeparks vorgefunden, an denen wir unsere Trailer nicht absatteln mussten und ausreichend Ladeleistung und eine gute Infrastruktur für die Lenkzeitpausen vorhanden war“, so Gottstein.

Insbesondere im Winter, bei sehr kalten Temperaturen und Schnee, ist das für die Fahrer eine Erleichterung. „Grundsätzlich müssen wir aber auch eingestehen, dass das eher die Ausnahme war und die Ladeinfrastruktur in den meisten Fällen, die wir gesehen haben, noch ausbaufähig ist“, so Gottstein weiter.

An der Ladestation war auch der Eiskratzer gefragt. Bei Eiseskälte den E-Lkw zu laden ist etwas ganz anderes als im skandinavischen Sommer, wie die Fahrer von Daimler Truck auf Ihrer Testfahrt Anfang 2025 feststellen konnten
Bei Eiseskälte den E-Lkw zu laden ist etwas ganz anderes als im skandinavischen Sommer, wie die Fahrer feststellen konnten
© Foto: Daimler Truck

Daten zum E-Lkw

Der E-Actros 600 verfügt über drei Batteriepakete mit jeweils 207 kWh. Diese bieten eine installierte Gesamtkapazität von 621 kWh. Das ist laut Hersteller die Nennkapazität einer neuen Batterie, basierend auf intern definierten Rahmenbedingungen. Diese könne je nach Anwendungsfall und Umgebungsbedingungen variieren.

Die Batterien basieren auf der Lithium-Eisenphosphat-Zelltechnologie (LFP). Nach bis zu 1,2 Millionen Kilometer Laufleistung in zehn Betriebsjahren soll der Batteriezustand („State of Health“) laut dem Hersteller noch über 80 Prozent betragen.

Im Gegensatz zu anderen Batteriezelltechnologien könnten zudem über 95 Prozent der installierten Kapazität bei der LFP-Technologie genutzt werden. Dies ermögliche eine höhere Reichweite bei gleich viel verbauter Batteriekapazität.

Das Fahrzeug ist technisch auf ein kombiniertes Gesamtzuggewicht von bis zu 44 Tonnen ausgelegt. Mit einem Standardauflieger hat es in der EU eine Nutzlast von etwa 22 Tonnen. In einigen Fällen kann nationales Recht eine höhere Nutzlast zulassen.

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