„Das maue zweite Quartal entspricht im Wesentlichen den Erwartungen der Konjunkturprognosen aus dem Frühjahr“, sagte Nils Jannsen, Leiter Konjunktur Deutschland am IfW Kiel, zu den aktuellen Zahlen des Statistischen Bundesamtes (Destatis). Die deutsche Wirtschaft sei „gegenläufigen Kräften ausgesetzt“, sagte Jannsen. Während die hohe Inflation und die massiven Lieferengpässe die gesamtwirtschaftliche Entwicklung gebremst hätten, habe sich in den besonders von der Pandemie belasteten Dienstleistungsbranchen eine „kräftige Erholung“ eingestellt. Zuletzt hätten sich jedoch die Erwartungen der privaten Haushalte und der Unternehmen deutlich eingetrübt.
„Insbesondere die Geschäftserwartungen der Unternehmen sind seit Beginn des Krieges regelrecht eingebrochen und deuten auf eine Rezession hin. Doch es ist unklar, inwieweit die pessimistischen Erwartungen absehbare Produktionsrückgänge widerspiegeln, oder ob sie vor allem auf Sorgen vor weiter steigenden Preisen und Rohstoffknappheiten zurückzuführen sind, die sich schlussendlich nicht materialisieren werden“, führte Jannsen aus.
Was gegen eine Rezession spricht
Gegen eine Rezession spreche, dass „sich der private Konsum noch aus den seit Beginn der Pandemie hohen zusätzlichen Ersparnissen speisen kann und bei den privaten Haushalten nach den pandemiebedingt eingeschränkten Konsummöglichkeiten weiterhin Nachholbedarf besteht“. Zudem verfügten die Unternehmen über hohe Auftragsbestände, die es ihnen erlauben würden, auch bei einer vorübergehenden Auftragsflaute oder Stornierungen von Aufträgen, ihre Produktion auszuweiten, „wenn die Lieferengpässe nachlassen“, so Jannsen weiter, der erklärte: „Die Wirtschaftspolitik kann einen Beitrag zur Stützung der Konjunktur leisten, indem sie die Unsicherheit bezüglich der Energieversorgung möglichst rasch reduziert und so die Planungssicherheit erhöht.“ (tb)