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Kohlestrom: Zweifel an Transportkapazitäten auf der Schiene

29.07.2022 08:31 Uhr | Lesezeit: 5 min
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Befürchtet werden Engpässe im bereits vollen Netz und auch bei den Güterwagen (Symbolbild)
© Foto: Ralf Hirschberger/dpa/picture-alliance

Weil Gas knapp ist, sollen Kohlekraftwerke für die Stromproduktion eingesetzt werden, die Frage aber ist, ob die Transportkapazitäten auf der Schiene reichen.

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Als Ersatz für Gas setzt die Politik für die Stromproduktion wieder stärker auf Kohle – doch es gibt Zweifel, ob die Transportkapazitäten für die Versorgung reaktivierter Kohlekraftwerke über die Schiene ausreichen. So brauche etwa allein der Essener Stromerzeuger Streag für den Marktbetrieb seiner vier Blöcke an der Saar mit insgesamt rund 1800 Megawatt Leistung pro Woche circa 26 Kohle-Züge mit jeweils etwa 2800 Tonnen, wie das Unternehmen auf Anfrage mitteilte. „Ohne einen Vorrang für Kohletransporte auf der Schiene wird es voraussichtlich nicht möglich sein, ausreichend Kapazitäten zu beschaffen.“

Deutsche-Bahn-Chef Richard Lutz betonte am Donnerstag, 28. Juli, derzeit werde der Bedarf an Kohlelieferungen bei den Unternehmen genau untersucht. Engpässe könnten demnach nicht nur auf dem ohnehin schon vollen Netz, sondern auch bei speziell für den Kohletransport ausgestatteten Güterwagen bestehen. „Das, was wir und die Wettbewerber dafür an Güterwaggons brauchen, das haben wir im Moment nicht in der Schublade liegen“, betonte Lutz.

Priorisierung für Mineralöl- und Kohletransporte

Das jüngste Energiesicherungspaket von Wirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) hat zum Ziel, Transportkapazitäten für Brennstoffversorgung auf der Schiene sicherzustellen. Geplant ist demnach, dass in einem ersten Schritt kurzfristig die Nutzungsbedingungen des Schienennetzes angepasst werden, um Mineralöl- und Kohletransporte bei der Vergabe freier Trassen zu priorisieren. Nur für den Fall, dass das nicht ausreicht, solle per Rechtsverordnung die Bevorzugung von Verkehren auf Ebene der Kapazitätszuweisung geregelt werden. Dabei würden dann auch bereits vergebene Slots für Energie-Transporte bereitgestellt werden.

Die Allianz pro Schiene warnte bereits vor einer weiteren Überlastung des Schienennetzes. „Ein Vorrang für Kohletransporte ist für die ohnehin stark frequentierten Teile des Schienennetzes eine zusätzliche Herausforderung“, sagte Verbandsgeschäftsführer Dirk Flege der „Deutschen Presse-Agentur“. „Bei der schwierigen Frage, welche Transporte gegebenenfalls weichen müssen, erwarten wir eine enge Einbeziehung der Branche“, betonte Flege. Bislang sei das nicht in ausreichendem Maße geschehen, kritisierte auch Peter Westenberger, Hauptgeschäftsführer des Netzwerks Europäische Eisenbahnen (NEE). Die Wettbewerber der Deutschen Bahn im Güterverkehr sind skeptisch, ob eine Vorrangbehandlung von Kohletransporten auf der Schiene schnell umgesetzt werden könnte. „Zumindest bis Mitte Dezember 2022 würde eine Bevorrechtigung bestehende Trassenverträge tangieren“, sagte Westenberger. (tb/dpa)

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