München. Die zweite Coronawelle wird die deutsche Konjunktur im Winterhalbjahr 2020/2021 dämpfen. Dies teilte das Münchner Ifo-Institut nach einer Analyse von Unternehmensbefragungen am Mittwoch mit. Pro Woche entgehe Deutschland dadurch Wertschöpfung in Höhe von 1,5 Milliarden Euro. Die gesamtwirtschaftlichen Auswirkungen seien demnach aber deutlich geringer als während der ersten Welle im Frühjahr 2020.
Vor allem konsumnahe Dienstleistungsbereiche betroffen
Die aktuellen Ergebnisse der Unternehmensbefragungen deuten denn auch darauf hin, dass die Wirtschaftsleistung nur in den konsumnahen Dienstleistungsbereichen zurückgeht, in denen soziale Kontakte ein wichtiger Bestandteil des Geschäftsmodells sind. Sie ziehen die Veränderungsrate des Bruttoinlandsprodukts im vierten Quartal 2020 um etwa einen halben Prozentpunkt nach unten und im ersten Quartal 2021 nochmals um knapp einen Prozentpunkt, so das Ifo-Institut. Die Wirtschaftswissenschaftler gehen dabei davon aus, dass die bestehenden Politikmaßnahmen zur Pandemieeindämmung unverändert bis einschließlich März bestehen bleiben. „Da die Industrie- und Baukonjunktur jedoch weiterhin gut laufen, dürfte das Bruttoinlandsprodukt zu Jahresbeginn nicht zurückgehen, sondern stagnieren“, sagte Timo Wollmershäuser, Leiter der Ifo-Konjunkturprognosen.
Zweischneidiges Bild im Verkehrssektor
Für den Wirtschaftsabschnitt Verkehr prognostiziert Wollmershäuser für das erste Quartal 2021 eine sinkende Wirtschaftsleistung um 1,5 Prozent. Damit wird dieser Wirtschaftszweig weniger hart von der zweiten Coronawelle getroffen als etwa der Handel (minus 4 Prozent) oder gar das Gastgewerbe (minus 20 Prozent).
Der Verkehrssektor wird demnach durch die Coronawelle ganz unterschiedlich getroffen: Während die Personenbeförderung durch die Einschränkung sozialer Kontakte stark in Mitleidenschaft gezogen werde, profitiere der Warenverkehr durch den zunehmenden Onlinehandel und die gute Lage in der Industrie und der damit in Verbindung stehenden Nachfrage nach Logistikdienstleistungen. „Zwar nimmt damit der Abstand zum Niveau der Bruttowertschöpfung, das vor Ausbruch der Coronakrise erwirtschaftet wurde, wieder etwas zu; allerdings dürfte der Einbruch deutlich geringer sein als während der ersten Coronawelle im zweiten Quartal 2020“, schreibt Wollmershäuser. (mh)