Montreal. Das Wachstum im weltweiten Luftfrachtverkehr stagniert: Die Nachfrage, gemessen in Frachttonnenkilometern (FTK), stieg zwar im Juli gegenüber dem Vorjahreszeitraum um 2,1 Prozent (Europa: +2,6%). Das war jedoch das langsamste Wachstumstempo seit Mai 2016 und lag deutlich unter der durchschnittlichen Wachstumsrate von 5,1 Prozent (Europa: 5,6%) in den vergangenen fünf Jahren. Das teilt der internationale Airline-Dachverband IATA mit Sitz in Kanada mit. Wie VerkehrsRundschau berichtete, ging an den deutschen Flughäfen im Juli das Aufkommen an Luftfracht sogar erstmals seit November 2015 um 1,6 Prozent gegenüber dem Vormonat zurück. Das meldete kürzlich die Arbeitsgemeinschaft deutscher Verkehrsflughäfen ADV.
Längere Lieferzeiten in Europa und Asien
Bereits zum vierten Mal in fünf Monaten übertraf das internationale Kapazitätswachstum laut der IATA das Nachfragewachstum: Die Frachtkapazität, gemessen in verfügbaren Frachttonnenkilometern (AFTK), wuchs demnach im Juli 2018 im Vergleich zum Vorjahr um 3,8 Prozent (Europa: +4,4%). Für die Zukunft prognostiziert der Airline-Dachverband eine weitere Verlangsamung des Luftfrachtwachstums. Ein Grund seien rückläufige Exportströme. Insbesondere die Exportaufträge in Europa hätten sich im Februar abgeschwächt. In China und Japan seien sie in den letzten Monaten ebenfalls geschrumpft. Hersteller in Europa und Asien berichteten auch von längeren Lieferzeiten ihrer Lieferanten. Dies bedeute, dass weniger Firmen die Liefergeschwindigkeit des Verkehrsträgers Luftfracht benötigten.
Handelskrieg zwischen China und USA
"Wir erwarten weiterhin ein Wachstum von vier Prozent im Jahresverlauf. Das Abwärtsrisiko ist jedoch gestiegen. Der Zollkrieg und die zunehmend volatilen Handelsgespräche zwischen den beiden größten Handelsnationen der Welt - China und den USA - driften über die Weltwirtschaft hinweg und belasten sowohl die Geschäftslage als auch die Anlegerstimmung", kommentiert Alexandre de Juniac, Generaldirektor und CEO der IATA, die Zahlen.
Verdopplung der Passagierzahlen bis 2038
Deutlich anders als im Frachtbereich sieht es im Personenverkehr aus: Innerhalb der kommenden 20 Jahre erwartet die IATA hier nahezu eine Verdopplung der Passagierzahlen auf etwa 3,8 Milliarden Fluggäste. Das wirkt sich auch auf die Beschäftigungssituation in der Branche aus. Der Airline-Dachverband sieht in den kommenden zwei Jahren steigende Arbeitnehmerzahlen. Grundlage ist eine Befragung von mehr als 100 Personalern von Fluggesellschaften, Flughäfen und Bodenabfertigungsdienstleister im Januar und Februar 2018.
Sicherheit und Kundenservice wichtig
Die Befragten sehen vor allem drei Bereiche, in denen weitere Stellen geschaffen werden: Bodenabfertigung, Kundenservice und Kabinen-Crew. Ebenfalls gefragt sein werden Mitarbeiter bei Behörden und Sicherheitsfirmen. 48 Prozent der Befragten halten die Suche nach Arbeitskräften allerdings für eine große Herausforderung. Das liege zum einen an den nötigen Kompetenzen und Qualifikationen, zum anderen aber auch an den Gehaltsvorstellungen der Bewerber. Eine weitere Baustelle seien Fortbildungen, vor allem in Sachen Sicherheit und Kundenservice.