"Heart Skills zählen mehr"

Wann lohnt sich ein Jobwechsel in der Logistik aus Mitarbeitersicht? Hier spielen viele Faktoren eine Rolle, wie der Wohnort. Geht es rein ums Geld, lohnt sich ein Wechsel vor allem für Niederlassungsleiter, Einkaufsleiter sowie leitende Positionen in der Disposition, im Bereich Supply Chain Management und für Sachbearbeiter im Bereich Administration. Was raten Sie Bewerbern, die gerade auf Jobsuche sind? Zunächst ist zu prüfen, ob die geforderten Fachkenntnisse von mir erfüllt werden können. Das macht rund 80 Prozent aus. Zweitens sollten Gehalt und Benefits mit dem übereinstimmen, was ich mir wünsche. Erst wenn das alles passt, geht es um die persönliche Chemie mit dem Arbeitgeber und im Team. Derzeit haben vor allem Digital Natives mit intuitivem Umgang mit IT und Digitalisierung gute Jobmöglichkeiten. Mitbewerber, die nicht zu dieser Gruppe gehören, sollten sich solche Fähigkeiten aneignen und auch die digitalen Bewerbungsmöglichkeiten nutzen. In welchen Regionen und Bereichen verdient man in der Logistik am besten? Über alle Gehaltsbereiche hinweg sind das die westlichen Bundesländer. Etwas besser als im Landverkehr, der Seefracht, im KEP-Bereich oder in Handel und Industrie verdient man in der Luftfracht. Und wo und in welchen Bereichen am schlechtesten? Regional gesehen stehen die östlichen Bundesländer Brandenburg, Mecklenburg-Vorpommern, Sachsen-Anhalt, Sachsen und Thüringen hintenan. Etwas schlechter gezahlt wird im KEP-Bereich. Wie können sich Unternehmen als attraktive Arbeitgeber darstellen? Indem sie einen Schritt weitergehen als der Durchschnitt und angemessene Gehälter zahlen. Vor allem sollten sie sogenannte Heart Skills, die heute schon rund 20 Prozent bei einer Jobentscheidung ausmachen, (über-)erfüllen. Diese "Herzenswünsche" können flexible Arbeitszeiten oder Home Office sein, eine Kinderbetreuung oder die Möglichkeit, Tiere mit ins Büro nehmen zu dürfen. Welche Benefits konkret gewünscht werden, hängt auch von der Generation ab. Was sind die größten Hürden, gerade für Klein- und Mittelständler? Die größte Hürde ist, Arbeitnehmer auf sich aufmerksam zu machen. Ein anderer Punkt ist die Standortattraktivität in Hinblick auf die Umzugsbereitschaft potenzieller neuer Mitarbeiter. Wie wird sich das Gehaltsniveau in der Logistik mittelfristig entwickeln? Das hängt von der wirtschaftlichen Entwicklung in den Regionen Deutschlands ab. Fakt ist: Die Reallöhne sind 2019 in Gesamtdeutschland zum dritten Mal in Folge gestiegen. Nach unseren Daten ist das Niveau in der Logistik in den letzten drei Jahren aber unverändert geblieben. Hier müsste also noch eine Gehaltssteigerung kommen. Noch Luft nach oben Obwohl in der Logistik über Personalnot und Fachkräftemangel geklagt wird, werden Stellen oft mit weniger Gehalt ausgeschrieben, als Wechselwillige aktuell verdienen. Hier sollten Unternehmen, aber auch Bewerber ihre Vorstellungen anpassen. Das geht aus dem neuen "Gehaltsreport 2020" der Jobvermittlungsplattform Birdiematch hervor. Neben kaufmännischen Logistik-Jobs geht die dritte Ausgabe der Studie erstmals auch auf die gewerblichen Bereiche "Fahrer" und "Lager" ein. Josef Schindler Geschäftsführer, Birdiematch

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